Dienstag, 29. Dezember 2009

Weihnachten und Phu Quoc

Nach fast zwei Wochen schaffe ich es nun endlich, von der letzten Zeit zu berichten. Vor fast zwei Wochen ging es nämlich am Samstag los nach Phu Quoc. Ursprünglich sollten wir um 7 Uhr von zu Hause abgeholt werden und zu unserem Bus gebracht werden, der um halb 8 fahren sollte. Nun ja, wir warteten und warteten, bis irgendwann ein Anruf kam, wir würden um halb 8 abgeholt werden. Letztendlich wurde es Viertel vor 8 und wir nahmen den Bus um 8. Da schienen sie uns bei dem Busunternehmen einfach umgebucht zu haben, ohne uns davon zu erzählen – na, danke auch!Die Fahrt nach Rach Gia verging dennoch sehr schnell, nach 3 Stunden waren wir angekommen. Sofort wurden wir von Xe Om-Fahrern umringt, die zwar sehr viel Geld wollten, deren Hilfe wir nach etwas Handeln aber dennoch annahmen. Sie brachten uns zum Fahrkartenverkauf für Tickets für das Boot und zur Bootsanlegestelle. Die Zeit, bis die Fähre um 1 ablegen sollte, verbrachten wir mit Kaffee und Essen und es war ganz ungewohnt, so viele Weiße um sich herum zu haben. Die Fahrt auf der Fähre wurde aber dann doch etwas zur Geduldsprobe – es war einfach wahnsinnig viel Fahrerei an einem Tag. Deshalb war ich erleichtert, als wir um Viertel vor 4 endlich auf Phu Quoc waren. Nun mussten wir nur noch in die Stadt kommen, wo wir unser Hotel gebucht hatten. Dazu mussten wir einen völlig überteuerten Bus nehmen, aber das ist eben Urlaub. Dafür setzte er uns direkt vor unserem Hotel ab, das sehr schön und sauber war. Den weiteren Tag verbrachten wir damit, einen Leuchtturm in der Stadt zu besuchen und am Strand entlang zu spazieren, wo es aber extrem dreckig war. Die schönen Strände, von denen wir gelesen hatten, konnten wir noch nicht entdecken, weshalb etwas Enttäuschung aufkam. So gingen wir zunächst essen und dann in ein Cafe, wo wir die nächsten Tage planen wollten und sich schnell herausstellte, dass wir ein Moped brauchten, um die Insel zu erkunden. Abends stellte sich heraus, dass wir sogar in unserem Hotel ein Moped mieten konnten; trotzdem blieb ich skeptisch – ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich dazu fähig bin, Moped zu fahren. Gut, dass die Freiwillige aus Soc Trang, mit der ich dort war, so positiv gestimmt war und sich am nächsten Morgen aufs Moped schwingen wollte. Der Start zögerte sich aber hinaus. Wir fragten zunächst, ob uns nicht jemand kurz erklären könnte, wie man ein Moped fährt, woraufhin die Besitzerin unseres Hotels etwas perplex war und fragte, ob wir denn Moped fahren könnten. Wahrheitsgemäß antworteten wir mit Nein und die Besitzerin wurde skeptisch. Nun sollten wir bzw. die Freiwillige aus Soc Trang ausprobieren zu fahren, unter der Beobachtung sämtlicher Vietnamesen, die gerade auf der Straße waren. Natürlich traten beim ersten Start einige Unsicherheiten auf, was dazu führte, dass die Besitzerin vorschlug, nicht das Moped mit Gangschaltung, für das wir uns aufgrund des Preises entschieden hatten, zu nehmen, sondern Automatik auszuprobieren. Und so warteten wir, bis das Automatikmoped gebracht wurde und starteten einen neuen Versuch. Die Vietnamesen blieben skeptisch und schienen wirklich besorgt zu sein, uns losfahren zu lassen, aber wir fuhren los. So ganz wollte ich immer noch nicht daran glauben, das alles gut gehen würde, aber mit jedem Moment wurde ich zuversichtlicher. Zwar verfuhren wir uns diverse Male und brauchten eine Weile, um den richtigen Weg zu finden, aber irgendwann fanden wir auch eine Pagode, die wir uns anschauen wollten. Einen Wasserfall, den wir gerne sehen wollten, konnten wir leider nicht finden.In der nächsten Stadt machten wir eine Kaffeepause. Als anschließend ein Stück mit wenig Verkehr kam, überwand ich mich und probierte selbst zu fahren. Es ging erstaunlich gut und machte Spaß. Wir fuhren weiter zu einem Strand, wo wir direkt am Wasser aßen. Daraufhin gingen wir schwimmen und liefen am Strand entlang – so hatten wir uns Phu Quoc vorgestellt! Blaues Meer, weißer Sandstrand, Palmen.Daraufhin fuhren wir weiter Richtung Süden in eine weitere Stadt, wo wir uns Obst kaufen und es am Hafen essen wollten. Weit kamen wir dabei aber nicht, denn wir wurden bald von einem Vietnamesen belästigt und waren somit gezwungen weiterzufahren. Deshalb machten wir uns auf den Rückweg, der auf einer Straße direkt am Strand entlangführte. Es machte wahnsinnig viel Spaß, dort entlangzufahren, die meiste Zeit ohne einen anderen Menschen. Kaputt, aber glücklich kamen wir wieder an unserer Unterkunft an und ruhten uns erstmal aus, bevor wir zu einem kleinen Stadtbummel und zum Essen aufbrachen. Abends saßen wir im Cafe und wurden von dem Kellner immer wieder ausgelacht, als wir ihn auf vietnamesisch riefen, bezahlen wollten etc. Am nächsten Tag sollte es mit dem Moped in den Norden der Insel gehen, nachdem wir am Vortag den Süden erkundet hatten. Die Straße war von Beginn an sehr viel schlechter als am Sonntag, dafür kamen wir bald durch ein wunderschönes kleines Dorf und anschließend an einen kilometerlangen Strand, wo wir auch bald schwimmen gingen. Es war ein unglaubliches Gefühl, an dem Strand zu sein, im Wasser zu schwimmen ohne eine Menschenseele, die Weite zu sehen und in die Ferne zu blicken. Es lässt sich kaum beschreiben, aber es war wirklich wie im Paradies. Trotzdem mussten wir weiter, schließlich hatten wir noch viel vor. Die Straßen wurden immer unbefestigter, sodass ich froh war, dass wir diese Tour nicht am ersten Tag unternommen hatten. Irgendwann kamen wir zu einem Restaurant direkt am Strand, wo wir lecker aßen. Anschließend entfernten wir uns vom Meer und fuhren ins Innere der Insel. Auf der Strecke gab es aber leider keine Tankstellen mehr und unser Tank neigte sich immer mehr dem Ende zu. Gerade so schafften wir es in die nächste Stadt, die sich aber als kleines Dorf ohne Tankstelle entpuppte. Zum Glück hatte ein Mann ein wenig Benzin in Flaschen, sodass unser Tank ein bisschen gefüllt war und wir nach einer Kaffeepause den Rückweg antreten konnten.Abends gingen wir schön essen mit Blick auf das Meer, wo wir den Sonnenuntergang anschauen konnten. Weiter schlenderten wir durch eine Straße mit Touristenständen und gingen ein letztes Mal zum Leuchtturm, von wo aus wir in die Sterne schauten. Zum Abschluss gingen wir in das Cafe vom Vortag, wo wir sogar Komplimente für unser Vietnamesisch bekamen.Am nächsten Morgen wollten wir uns eigentlich den Sonnenaufgang anschauen und standen früh auf. Als dann aber in unserem Hotel alles noch dunkel war, blieben wir doch auf dem Zimmer, schliefen noch ein bisschen und gingen um halb 7 hinunter, wo wir abgeholt und zum Boot gebracht werden sollten. Tatsächlich wurden wir erst um 7 abgeholt und das Boot fuhr statt um 7 erst um 8, aber Verzögerungen waren wir ja fast schon gewohnt. Zu Beginn war so starker Wellengang, dass ich froh war, als wir endlich Rach Gia erreichten. Dort schauten wir uns, mitgenommen von der Bootsfahrt, die Stadt an und hatten in einer Pagode ein schönes Erlebnis, wo uns eine buddhistische Nonne Räucherstäbchen in die Hand drückte, die wir dann vor einem Buddha abstellten. Als wir am Nachmittag zum Busbahnhof gingen, durften wir miterleben, wie sich die Xe Om-Fahrer auf einen neu ankommenden Bus stürzen. Nach einer anstrengenden Busfahrt war ich froh, endlich wieder zu Hause zu sein und mich etwas ausruhen zu können.Den folgenden Tag verbrachten wir in Can Tho, erledigten letzte Einkäufe für Weihnachten und ruhten uns ein wenig aus, bevor wir am Donnerstag nach Soc Trang fuhren, um dort Weihnachten zu feiern. Dort waren wir am späten Nachmittag auf einer Weihnachtsparty einer Vietnamesin eingeladen, was auch immer das sein mochte. Als wir bei ihr zu Hause ankamen, war noch kaum jemand da, später kamen aber viele Familienangehörige, wir aßen gemeinsam und mussten später als Fotoobjekt herhalten, weil doch diverse Vietnamesen gerne ein Foto mit zwei Weißen haben wollten. Von dort aus fuhren wir in die Kirche, wo der Kirchenvorplatz überfüllt war. Auf einer Bühne wurde eine Art Krippenspiel aufgeführt und viele englischsprechende Vietnamesen sprachen uns an. Als der Gottesdienst um 9 beginnen sollte, strömten viele Menschen in die Kirche, was jedoch verhinderte, dass Ruhe einkehren konnte. Der Beginn des Gottesdienstes verzögerte sich deshalb um eine halbe Stunde, dann wurde das Christuskind auf einer Bahre in die Kirche getragen. Es sah aus wie ein Beerdigungszug und war sehr gewöhnungsbedürftig. Weil wir natürlich nichts verstanden und nie Ruhe einkehrte, verließen wir die Kirche, als nach einer Stunde alle für das Abendmahl anstanden. Ein wenig enttäuscht war ich schon, hatte ich mir den Abend doch ganz anders vorgestellt, aber als wir dann im Kerzenschein vor der geschmückten Weihnachtspalme saßen, Erdbeeren aßen und eine kleine Bescherung machten, fühlte es sich etwas an wie Weihnachten.Den ersten Weihnachtstag feierten wir mit einem großen Essen am Abend, wo wir in einer doch sehr begrenzten Küche drei Gänge kochten.Trotz der schönen Woche war ich am Samstag froh, als ich mittags endlich wieder allein zu Hause war. Nun freue ich mich auf meine Eltern und meine Schwester, die heute Abend kommen, Silvester und unsere gemeinsame Kambodscha-Reise.
Eure Clara

Freitag, 18. Dezember 2009

Blogeintrag vor Weihnachten

Kurz bevor ich ein bisschen Weihnachtsurlaub machen werde, wollte ich mich hier nochmal melden. Die letzten zwei Wochen waren etwas schwierig; zum ersten Mal gab es wirkliche Probleme in der Schule, sodass ich mich eine Zeit lang sehr unwillkommen gefühlt habe. Das hat sich nach einigen Tagen aber wieder verbessert und ich kann nun wieder mit Vorfreude in die Schule gehen. Meinen Unterricht habe ich dennoch ein wenig verändert, besonders den Preschoolunterricht, wo ich nun beginne, mit den Kindern zu singen. Zumindest versuche ich es. Ich muss mich wohl darauf einstellen, noch eine Zeit lang allein zu singen, aber wenn auch nur ein Kind mit summt, ist es schließlich schon ein Erfolg! Seit einer Woche ist nun auch ein neuer Englischlehrer an unserer Schule. Der letzte wurde nach Beschwerden der Eltern gefeuert; ob der neue nun aber eine Verbesserung darstellt, mag ich bezweifeln. Es handelt sich bei ihm nämlich um einen Studenten der Universität, an der unsere Direktorin unterrichtet. Sein Englisch ist, nun ja, ausbaufähig. Ich warte auf den Tag, an dem über ihn genug Beschwerden zusammengekommen sind und auch er ausgetauscht wird. Vielleicht kommt ja irgendwann mal ein anständiger Lehrer – das wäre auch für uns ganz hilfreich!Mittlerweile war ich mit meiner Projektpartnerin auch beim Schneider, um aus dem Stoff nun auch einen Ao Dai zu machen. Das wurde aber erstmal zu einer längeren Aktion. Nachdem wir nämlich vermessen worden sind, war ein Stoff zu klein, und da wir ihn nicht selbst gekauft hatten, wussten wir nicht, wo wir ihn umtauschen sollten. Also mussten wir ihn zur Schule zurückbringen, die ihn dann umgetauscht haben. Heute waren wir bei der Anprobe und ich muss sagen, es sieht sehr interessant aus. Am Dienstag wird er fertig sein und ich bin schon gespannt, wie es dann aussehen wird, denn heute hatten wir nur das Oberteil an, welches an manchen Ecken auch noch nicht ganz saß. Endlich wurde ich mal wieder von einer Vietnamesin auf dem Fahrrad angesprochen. Sie war mir zu Beginn sehr sympathisch, brauchte drei Anläufe, um nach meiner Handynummer zu fragen. Als ich mich aber am nächsten Tag mit ihr zum Mittagessen getroffen habe, musste ich leider feststellen, dass sie kaum Englisch sprechen konnte. So war eine Unterhaltung fast nicht möglich.Das letzte Wochenende habe ich hier in Can Tho verbracht, denn ich hatte mal wieder das Bedürfnis nach etwas Ruhe und Zeit für mich. Außerdem musste ich ein bisschen für meinen Geburtstag vorbereiten, weil ich mir überlegt hatte, für meine Schüler am Montag Berliner zu machen. Dazu musste einiges eingekauft werden; den Sonntag habe ich damit verbracht, sie herzustellen, was erstaunlich gut ging. Ein bisschen Improvisation war gefragt und sie sahen am Ende natürlich nicht aus wie beim deutschen Bäcker, aber sie bestanden aus Hefeteig und hatten eine Marmeladenfüllung! Leider haben wir hier keine Waage, sodass ich viel zu wenig Zucker in den Teig gemacht habe und sie deshalb gar nicht süß waren, aber zum Glück weiß hier ja keiner, wie richtige Berliner schmecken. Am Sonntag war ich außerdem mit zwei anderen Freiwilligen im Cafe, wo wir Karten gespielt haben. Das hat die Blicke sämtlicher im Cafe sitzenden Vietnamesen auf uns gezogen.Am Montag hatte ich dann Geburtstag. Insgesamt war es ein sehr normaler Tag mit ein paar Ausnahmen. Morgens habe ich mit meiner Mitbewohnerin gefrühstückt, die mir eine Kerze angezündet und ein kleines Törtchen gekauft hatte, später sind wir zusammen ins Cafe und essen gegangen. Mittags musste ich zur Schule, wo ich ja eigentlich die Berliner verteilen wollte. In der ersten Stunde, wo ich die erste Klasse unterrichtet habe, habe ich mich dann aber zunächst dagegen entschieden, weil ich zu viel Unruhe erwartet habe und befürchtet habe, dass sowieso kaum ein Kind versteht, warum ich ihnen etwas mitgebracht habe. Dafür habe ich sie dann in der fünften Klasse verteilt. Die Kinder waren ganz süß, haben mir ein Geburtstagsständchen gesungen und jeder wollte mir etwas schenken. Das ging von einer Weihnachtskarte über einen Herzchenanspitzer bis zu Kleber. Als ein Mädchen ihren Zirkel herausholte, habe ich diese Aktion dann aber gestoppt. Den Rest der Stunde haben wir Bingo gespielt und gegessen. Die nurse stand eine ganze Zeit lang vor der Tür, hat in den Raum hereingeschaut und wahrscheinlich gedacht: „Was macht die denn da?“. Was wirklich erstaunlich war, war, dass die Kinder alle Berliner aufgegessen haben. Ich habe in einen herein gebissen und mir gedacht, oh mein Gott! Sie waren so zäh geworden und trieften nur so von Öl. Zeitgleich sagte jedes Kind „very good“. Eine Zeit lang war mir das echt peinlich, weil ich dachte, die Kinder sagen das nur aus Höflichkeit, als sie aber alle aufaßen, habe ich mir gedacht, dass sie sie ja nicht ganz so schlimm finden konnten. Abends habe ich mich dann mal wieder mit meiner vietnamesischen Freundin und diesmal ihrem Freund getroffen. Gemeinsam waren wir essen und ich habe erstaunlicherweise mal einen männlichen Vietnamesen kennengelernt, der nett ist und mit dem man sich ganz normal unterhalten kann! Die letzten Tage habe ich viel mit Weihnachtsvorbereitungen verbracht – Weihnachtsgeschenke und Einkaufen für unser Weihnachtsessen. Langsam kommt auch ein bisschen Weihnachtsstimmung auf, wenn auch nur sehr gering. Ab morgen geht es dann erst mal für ein paar Tage nach Phu Quoc, eine vietnamesische Insel. Als ich gestern nach der Schule noch am Mekong saß und zwei Leute habe schwimmen sehen, stieg die Vorfreude auf Strand, Sonne und Meer. Da ich aber nun bis Weihnachten nur noch einen Abend zu Hause sein werde und nicht weiß, ob ich mich bis dahin nochmal hier melden kann, werde ich Euch allen schon jetzt ein schönes Weihnachtsfest wünschen!
Eure Clara

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Fotos, Fotos, Fotos












Hier sind mal wieder einige Bilder. Ganz unten seht ihr ein paar meiner Schüler beim Tauziehen am Teachers Day. Darüber machen wir gerade Schupfnudeln in unserer Küche und die oberen Bilder sind von der Nikolausveranstaltung in Soc Trang.



Montag, 7. Dezember 2009

Nikolaus in Soc Trang

"Happy, happy, happy as can be Soon St Nicholaus comes to me Soon St Nicholaus comes to me"
Einen kleinen Ohrwurm hatte ich schon, als ich gestern Nachmittag aus Soc Trang zurückgefahren bin nach einem Vormittag, an dem zwei Stunden lang Nikolaus mit Kindern gefeiert wurde und dieses Lied pausenlos gespielt wurde. Aber es war ein schöner Vormittag! Die Nikolausveranstaltung, die die beiden Freiwilligen in Soc Trang an ihrer Schule (einem Vietnamese American Training College, das von den Schülern außerhalb ihrer normalen Schule besucht wird) mit Hilfe der vietnamesischen Lehrer organisiert hatten, begann schon um halb 8 am Morgen - das hieß früh aufstehen. Um kurz nach sieben waren wir an der Schule, um letzte Vorbereitungen zu treffen. Es war interessant, mal eine andere Schule zu sehen. Sie ist sehr viel moderner und besser ausgestattet als meine Schule, nimmt aber natürlich noch viel mehr Schulgeld. Somit handelt es sich um eine noch elitärere Einrichtung, aber es ist natürlich gut, wenn die Kinder und Erwachsenen, die dorthin gehen, die Möglichkeit haben, mehr und besser Englisch zu lernen, vor allem reden zu lernen, was in normalen Schulen oft nicht gefördert wird. Die Veranstaltung sollte in einem großen Raum stattfinden, der sogar ein bisschen geschmückt war. Um halb acht kamen die Kinder und saßen alle auf dem Boden vor der Bühne, als die Veranstaltung begann. Zunächst sangen die beiden Freiwilligen "Lasst uns froh und munter sein" für die Kinder und brachten ihnen sogar den Refrain des Liedes bei. Anschließend hörten die Kinder etwas über die Geschichte des Nikolaustages, die ihnen auch auf Vietnamesisch nochmal erklärt wurde, und sie lernten dabei einige Vokabeln, die danach in einem Spiel abgefragt wurden. Ich war beeindruckt, wie schnell sich die Kinder die Vokabeln merken konnten und besonders wussten, wie sie geschrieben wurden. Davon kann ich bei mir nur träumen...Nun lernten die Kinder die englische Version von "Lasst uns froh und munter sein", sangen es erst gemeinsam, bevor sie in Fünfergruppen üben sollten, um es nachher in einem Contest vor allen zu präsentieren. Diese Übephase lief etwas unorganisiert; viele Kinder hatten keine Gruppe, wollten entweder nicht üben oder fanden keinen, der mit ihnen singen wollte, und so waren recht viele Kinder unbeschäftigt. Dies zog sich fort bei den Auftritten der Kinder - nur wenige Gruppen sangen. Bei so einer großen Anzahl an Kindern (sicherlich an die 100) ist es aber auch schwierig, auf jedes Kind einzugehen und in die Veranstaltung mit einzubeziehen. Die Auftritte der Kinder waren teilweise sehr "interessant", am Ende wurden die drei besten Gruppen ausgesucht, als Preis gab es einen Teddy. Zum Abschluss durften die Kinder Nikolauskarten malen - drei mal dürft ihr raten, was als Hintergrundmusik lief...Um 9 Uhr war dann aber "zum Glück" Stromausfall, sodass die Musik endlich ein Ende hatte. Eine halbe Stunde später war auch die Veranstaltung zu Ende, nachdem die Kinder noch ein kleines Nikolausgeschenk bekommen hatten. Alles in allem sicherlich eine schöne Veranstaltung für die Kinder und für mich ein wenig wehmütig mit anzusehen, wenn ich das mit meinem tristen Matheunterricht vergleiche. Da erkennt man eben doch die Vorteile einer solch elitären Schule, wo nur Englisch unterrichtet wird, damit alle Lehrer Englisch sprechen und eine Zusammenarbeit möglich ist, wohingegen bei uns maximal ein bis zwei Personen an der Schule sind, die mehr als "Hello" sagen können. Aber vielleicht mag ich meine Schule gerade deswegen, weil es eben jeden Tag eine Herausforderung ist, das zu erreichen, was man will.
Den Rest des Tages haben wir in Cafes verbracht und ein paar zukünftige Reisen geplant, was die Vorfreude auf die nächste Zeit sehr fördert und deshalb wahnsinnig viel Spaß macht.
Der eigentliche Grund, warum ich an diesem Wochenende nach Soc Trang gefahren war, war aber nicht Nikolaus, sondern die Kirche - ich wollte gerne an einem Adventsgottesdienst teilnehmen. So gingen wir Samstag um fünf in die Kirche und wurden sehr freundlich empfangen. Leider mussten wir aber feststellen, dass in der Kirche nicht wirklich Advent zu herrschen scheint. Naja, Weihnachten werden wir wiederkommen und sehen, was sich bis dahin getan hat.
Die letzte Woche war sehr abwechslungsreich. Am Dienstag habe ich das letzte Mal die Preschoolklassen in unserer Schule unterrichtet. Vor meiner letzten Stunde kam nämlich die Direktorin zu mir und erzählte mir, dass die Preschool umziehen würde. Als ich mit unserer Sekretärin gesprochen habe, hat sie mir erzählt, dass die Preschool nun eine anerkannte Preschool sei und diese Anerkennung aber erfordern würde, dass sie an einem anderen Ort als die Grundschule sei. Das Gebäude ist sehr nah an meinem Haus, was natürlich ein Vorteil ist. Als ich am Mittwoch zur Schule gegangen bin, gefielen mir die Räume sehr gut; sie sind hell und groß und sehen freundlich aus. Allerdings gibt es dort keinen Schulhof und ich habe zunächst befürchtet, dass die Kinder den ganzen Tag im Haus hocken müssen. Am Freitag durfte ich allerdings erleben, wie sie zum Spielen in den Park gebracht wurden. Das Gebäude liegt nämlich direkt gegenüber von einem Park, den man sich aber nicht so vorstellen darf wie in Deutschland. Er ist sehr klein und übersät mit zahlreichen Geräten wie Karussells, einem Riesenrad etc. Trotzdem bietet er für die Kinder Platz zum Spielen. Allerdings ist eine oft stark befahrene Straße zwischen dem Park und dem Schulgebäude, die überquert werden muss. Am Freitag sollten die Kinder dann (dummerweise in meiner Stunde...) im Park spielen gehen. Dazu wurde ein Seil genommen, zu einem Dreieck, dass an einer Seite offen war, geformt und alle Kinder in das Seil gestellt. Dann ging es über die Straße. Das klappte überraschend gut, war allerdings auch zu einer Zeit, wo wenig Leute unterwegs sind. Wie das passiert, wenn die Straße wirklich stark befahren ist, ist mir ein Rätsel.
Ansonsten macht die Grundschule langsam wieder Spaß. Nach einer Woche Pause musste ich in die Arbeit erstmal wieder hineinkommen, weil teilweise an ganz anderen Punkten weitergemacht wurde; zum Beispiel hat die Direktorin, die mich vertreten hat (ich bezweifle allerdings, dass sie wirklich immer da war...) mit der fünften Klasse Science begonnen, obwohl ich mit Mathe noch garnicht fertig bin. Solche Missverständnisse mussten dann erstmal ausgeräumt werden. Mittlerweile bin ich aber wieder gerne in der Schule, mag die Arbeit mit den Kindern und bin immer öfter zufrieden mit dem Unterricht.
Heute war ich nach der Schule an einem English Center, einer ähnlichen Einrichtung wie die der beiden Freiwilligen in Soc Trang. Vor etwa einen Monat wurden wir angesprochen, dort zusätzlich zu unterrichten, und ich hatte mich nun endlich dazu durchgerungen, ein Treffen zu verabreden, um mir die Schule anzuschauen. Mich hat es gereizt, auch ältere Studenten zu unterrichten; zum einen, weil man mit ihnen bestimmt etwas kreativeren, abwechslungsreicheren Unterricht machen könnte, zum anderen zum Ausprobieren für mein Studium in einem Jahr. Leider verlief das Treffen nicht so gut. An der Schule unterrichten ausschließlich ausländische Lehrer, was mir von Anfang an nicht so gut gefiel. Ich habe mich außerdem nur mit Abitur unqualifiziert gefühlt und hatte das Gefühl, dass die Frau, mit der ich gesprochen habe, selten ehrlich zu mir war. Das Problem, was mir schon vor dem Gespräch eingefallen war, war, dass ich bis Ende Februar nur noch selten in Can Tho bin. Als ich das angesprochen hatte, habe ich als Antwort bekommen, unterrichte doch erst mal die nächsten zwei Wochen und dann sehen wir weiter. Ich möchte aber klare Absprachen, denn, wenn ich in der Schule Ferien oder Urlaub habe, möchte ich diese freie Zeit unbedingt zum Reisen nutzen. Schließlich möchte ich auch das Land kennenlernen! Der letzte Punkt, der mich dazu bewogen hat, nicht an der Schule zu arbeiten, war, dass sie mich kleine Kinder unterrichten lassen wollten, weil ich das ja auch in der Primary School mache. Ich hatte gesagt, dass ich zu dem English Center gekommen bin, um andere Erfahrungen zu sammeln; mit kleinen Kindern arbeite ich schon genug, das ist nicht das, was ich wollte. Und so war ich dann doch froh, als ich abgesagt und das Gebäude wieder verlassen hatte. Es geht mir nicht darum, hier irgendwie meine freie Zeit zu füllen, sondern um neue Erfahrungen zu sammeln. Die Arbeit mit Jugendlichen würde mich sehr reizen, aber die war an der Schule nicht gewährleistet. Eine kleine Enttäuschung war der Besuch an dem English Center aber trotzdem, obwohl ich nicht allzu viel erwartet hatte, und so ging ich anschließend in ein Cafe, um das ein wenig zu verarbeiten. Auf dem Rückweg habe ich zufällig meine vietnamesische Freundin getroffen, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte - das hat mich sehr gefreut!
Jetzt ist es abends. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich das mit einer Lichterkette beleuchtete Haus unserer amerikanischen Nachbarn - das hätte ich nicht erwartet! Da merke ich dann doch, dass gestern schon der zweite Advent und somit bald Weihnachten ist.
Eure Clara

Sonntag, 29. November 2009

Erster Urlaub, erster Besuch, erstes Mal Saigon...Und eine riesige Enttäuschung!

Nun, wo ich schon einige Tage unerwartet wieder zu Hause bin, möchte ich mal wieder meinen Blog aktualisieren nach einer sehr anstrengenden und ereignisreichen Woche. Aber beginne ich von vorne, mit dem Teachers Day, der hier in Vietnam groß gefeiert wird und jedes Jahr am 20. November stattfindet. Bei uns an der Schule wurde aber schon am Donnerstag vorgefeiert, wovon ich zuvor gar nichts wusste. Ich fuhr nachmittags zu meinem Unterricht und saß in der Pause nach der ersten Stunde am Nachmittag allein auf einer Bank im Pausenhof - meine Projektpartnerin war an diesem Tag nicht in die Schule gefahren - und wunderte mich, warum viele Lehrer im Ao Dai herumliefen, viele Kinder schicke Kleider trugen und irgendwie nicht Pause war wie sonst. Gegen Ende der Pause wurde ich von lauten "Hello Teacher" Rufen aus meinen Gedanken gerissen - es war meine zweite Preschoolklasse, die in einen Raum neben der Schule gingen. Immer mehr Kinder und Lehrer folgten ihnen, bis es klingelte und ich mich auf den Weg in meine nächste Klasse machen wollte. Doch da rief mich die nurse der ersten Preschoolklasse, konnte mir allerdings nicht sagen, was sie wollte. Als dann auch noch der Schulleiter kam und mir bedeutete, ich sollte ihm folgen, ging ich in den Raum, wo schon sämtliche Kinder der Schule saßen. Was hätte ich wohl gemacht, wenn ich vor der leeren Klasse gestanden hätte? Ich wurde in die erste Reihe geführt, wo schon die anderen Lehrer saßen. Ich saß in einer Reihe mit zwei Englischlehrerinnen (sie unterrichten aber nur sehr selten an unserer Schule), die mir immer mal etwas erklärten, grob die Reden von dem Schulleiter, dem Elternvertreter, der Lehrervertreterin und der Schülervertreterin übersetzten, Lieder übersetzten, die von den Kindern gesungen wurden und mir überhaupt den Sinn dieser Veranstaltung erklärten. Ein paar Kinder, die besonders gute Leistungen erbracht hatten, bekamen Geschenke und es wurden Umschläge überreicht, dessen Bewandnis ich allerdings noch nicht kenne. Irgendwann kam eine Angestellte unserer Schule zu mir und sagte, ich sollte nach vorne gehen. Ich war total perplex, hatte keine Ahnung, wo ich mich hinstellen und was ich machen sollte und muss wohl ziemlich verloren ausgesehen haben. Irgendwann stand ich dann auf dem Platz, wo sie mich haben wollten, und bekam vom Schulleiter ein Geschenk überreicht. Alle Kinder haben ganz laut geklatscht und es war eine tolle Bestätigung für meine Arbeit hier, nachdem ich in den letzten Unterrichtsstunden doch immer sehr laut werden musste, weil die Kinder so unruhig waren. Die anderen Lehrer und die nurses bekamen ebenfalls Geschenke, die nurses unter einem ähnlichen Applaus. Um halb 5 war die Veranstaltung dann zu Ende - ein toller Nachmittag und eine nette Veranstaltung!
Zu Hause öffnete ich das Geschenk und war beeindruckt: Stoff für einen Ao Dai! Jetzt müssen wir nur noch einen guten Schneider ausfindig machen, der uns aus diesem Stoff dann auch wirklich einen Ao Dai macht, aber die gibt es hier ja wie Sand am Meer.
Abends holte ich dann meinen ersten Besuch vom Busbahnhof ab.
Freitag war dann wirklich Teachers Day, an dem unsere gesamte Schule auf eine Insel fahren wollte. Ich konnte mir zuvor wenig darunter vorstellen und war gespannt, wie der Tag verlaufen würde. Als wir in die Schule kamen, herrschte schon ein ordentliches Gewusel und manche Kinder verteilten Blumen an ihre Lehrer. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, als ich von einem Kind aus der ersten Preschoolklasse eine Rose überreicht bekam. Sie war wahnsinnig süß und "musste" mich dann auch noch umarmen am Ende. Toll!
Um halb 8 ging es dann los. In einer langen Reihe liefen die Kinder am Mekong entlang (unsere Schule liegt direkt am Mekong) zu einer Bootsanlegestelle. Diese Boote fuhren uns dann zur Insel, von der ich wirklich überrascht war. Es war so grün ohne jegliches Riesenrad, Karussel etc., was hier immer die Parks verschandelt, und so wurden Decken ausgebreitet. Attraktionen für die Kinder waren eine riesige Schlange in einem viel zu kleinen Käfig und Krokodile in einem See, die sie füttern konnten. Wir verbrachten den Tag zum Teil mit den Kindern, zum Teil aber auch mit Spaziergängen über die Insel oder Kaffeetrinken. Um 3 ging es dann zurück - ein weiterer toller Tag!
Samstag wollte ich meinem Besuch dann ein bisschen von Can Tho zeigen. Seit langem ging ich wieder in die Touristengegend am Mekong, zeigte ihr den Markt dort, die Statue von Ho Chi Minh und eine Pagode. Der Rest des Tages verlief relativ ruhig. Am Sonntag wollten wir eigentlich eine Mopedtour machen in ein Storchenreservat, die wir aber nach kurzer Zeit abbrachen, weil das Moped ein paar seltsame Geräusche von sich gab. So gingen wir erst zu meiner Schule, um Badminton zu spielen, was allerdings auch nicht funktionierte, weil alle Felder besetzt waren. Also verbrachten wir einen weiteren ruhigen Nachmittag.
Die Schule am Montag war wieder sehr anstrengend und ich verzweifele zunehmend; besonders die erste Klasse ist schwierig. Am Anfang der Stunde schreibe ich immer alle Vokabeln, die sie für die Aufgabe, die wir an dem Tag bearbeiten, brauchen, an die Tafel. Nur leider bearbeiten sie die Aufgabe dann trotzdem falsch. Letzte Woche sollten sie ein Bild von sich selbst malen, da malt ein Kind einen Luftballon. Es konnte oder wollte mich nicht verstehen, als ich ihm gesagt habe, dass es etwas anderes malen soll. Zu sehr habe ich mich darüber aber auch nicht aufgeregt, schließlich war es der letzte Tag vor meinem Urlaub.
Dienstag ging es nämlich nach Saigon. Darauf war ich sehr gespannt und ich freute mich darauf! Die Reise begann allerdings schon nicht nach Wunsch - durch einige Unstimmigkeiten trennten sich mein Besuch von mir, ging in eine andere Unterkunft und schien Saigon lieber allein erkunden zu wollen. Zuerst dachte ich mir: egal, dann mache ich es eben alleine, als dann aber auch noch meine EC-Karte nicht funktionierte und mein Geld doch sehr begrenzt war, entschied ich sehr schnell, dass es am Mittwoch Abend nach Hause gehen sollte. Ich verbrachte die Tage in schönen Cafes (in einem Cafe konnte ich sogar deutschen Stern lesen - naja, von Mai 2008, aber immerhin!!), mit viel Einkaufen und leckerem Essen. Am späten Nachmittag wollte ich dann zum relativ weit außerhalb des Stadtzentrums gelegenen Busbahnhof fahren, um einen Bus nach Hause zu nehmen. Leider regnete es zu dieser Zeit in Strömen und das für mehrere Stunden. Irgendwann entschied ich dann aber trotzdem bei Regen zu fahren und war froh, als mich endlich mal wieder ein Xe Om Fahrer ansprach, ob ich mit auf seinem Moped fahren wollte, was eigentlich pausenlos in Saigon so ist, bei Regen aber plötzlich gar nicht mehr. Wir fuhren durch total überflutete Straßen und kamen an einem Busbahnhof an, der komplett unter Wasser stand. So durfte ich durch knöcheltiefes Wasser waten, um zu meinem Bus zu kommen. Die Rückfahrt war anstrengend; ich hatte einen doofen Platz bekommen, hatte mein ganzes Gepäck auf dem Schoß und war fertig. Nach 5 Stunden kam ich dann aber endlich in Can Tho an, nahm ein Xe Om nach Hause und schlief bald. Ich freue mich darauf, noch einmal nach Saigon zu fahren, denn insgesamt hat mir die Stadt sehr gut gefallen. Sie kam mir wahnsinnig westlich vor, wahnsinnig teuer und wahnsinnig überfüllt von weißen Touristen. Nervig ist, dass man pausenlos angesprochen wird - von Rikschafahrern, Xe Om Fahrern, Restaurantbesitzern, Hotelbesitzern oder Verkäufern, die ihre Sätze meistens mit "Miss..." beginnen, was ich noch viel anstrengender finde als das "teacher", das ich jeden Tag in der Schule zu hören bekomme. Trotzdem: Eine tolle Stadt, sodass ich mich auf meinen nächsten Besuch Ende Dezember freue!
Donnerstag und Freitag war ich lange am Überlegen, ob ich die freien Tage doch nicht nutzen sollte und wieder unterrichten sollte, entschied mich aber dann dagegen. Ich verbrachte 1 1/2 ruhige Tage, bis am Freitagmittag eine Freiwillige aus Soc Trang kam. Mit ihr ging ich hier gut essen, zeigte ihr meine Schule, saß in Cafes etc. Es war also ein sehr ruhiges Wochenende, an dem ich aber froh war, jemanden hier zu haben, nachdem ich die Enttäuschung der Saigonreise erstmal verarbeiten musste.
Heute beginnt nun eine weitere Schulwoche. Besonders auf meine Preschoolkinder morgen freue ich mich schon sehr!
Eure Clara

Donnerstag, 19. November 2009

Nachtrag

Da hatte ich ja fast vergessen, das gruseligste Ereignis der letzten Tage zu beschreiben. Es war gestern, als ich in meiner Mittagspause am Laptop saß. Meine Mitbewohnerin musste schon eine Stunde früher wieder hin, sodass ich allein war. Allein blieb ich dann aber nicht lange, denn ich bekam Besuch von einer Riesenspinne. Diese Spinne war so groß, das ist unvorstellbar. Sie war gigantisch. Ich habe noch nie eine so große Spinne gesehen! Nach dem ersten Schock bin ich dann langsam auf sie zugegangen und hatte das Gefühl, sie schaut mich zurück an. Daraufhin bin ich in die Küche gegangen, wo unser Insektenspray steht, vielmehr bin ich gelaufen, weil ich immernoch den Blick der Spinne in meinem Rücken gespürt habe. Auf dem Weg habe ich vorsichtshalber mal meine Zimmertür geschlossen, damit wenigstens ein Raum "sicher" war. Ich kam zurück und sie war weg! So musste ich mit dem unguten Gefühl das Haus verlassen, dass sich irgendwo im Haus eine Riesenspinne herumtreibt. Als ich zurückkam, war meine Mitbewohnerin schon wieder von ihrem Unterricht zurück, nichtsahnend, wer sie vielleicht beobachten könnte. Und da sah ich sie dann auch im Flur sitzen. Also nahm ich das Insektenspray und wollte sie vernichten. Als ich aber begann zu sprühen, lief sie plötzlich auf mich zu. Und eine so große Spinne mit so langen Beinen kann schnell laufen! Also rannte ich weg. Netterweise startete dann meine Mitbewohnerin einen zweiten Versuch. Wir schlichen also durch den Flur und hielten Ausschau nach der Spinne. Schließlich sahen wir sie an der Wand sitzen und brauchten eine große Menge des Insektensprays, bis sie dann schließlich starb. Große Spinnen sind eben resistent! Da können wir nur hoffen, dass uns jetzt nicht mehr ganz so viele weitere besuchen wollen...
Eure Clara

Mittwoch, 18. November 2009

Noch schnell ein paar Fotos




Hier noch mal zwei Bilder von dem Vormittag an der Uni. Rechts seht ihr meine vietnamesische Freundin im Ao Dai (traditionelle vietnamesische Kleidung), links seht ihr mich mit einer meiner neuen Bekanntschaften. ;)

Bald ist Urlaub

Bevor ich heute Abend meinen ersten Besuch erwarte, möchte ich meinen Blog noch kurz aktualisieren, damit ihr auf dem Laufenden seid. Nachdem ich mich nach dem anstrengenden Wochenende eigentlich darauf gefreut hatte, Montag mal auszuschlafen und einen ruhigen Vormittag zum Ausruhen zu verbringen, meldete sich am Sonntag Abend noch meine vietnamesische Freundin. Am Montag und Dienstag sollte ein „Picknick“ von ihrer Universität stattfinden, die damit ihr 30-jähriges Bestehen feiern wollte. Wir hatten ursprünglich verabredet, gemeinsam am Montagnachmittag/-abend dorthin zu gehen; am Sonntag hatte sie sich aber anscheinend überlegt, dass es vormittags für mich wohl doch interessanter sei. Und so stimmte ich zu, dass wir uns am nächsten morgen um halb 7 treffen würden. Pünktlich um halb 7 befand ich mich also am verabredeten Treffpunkt und hatte mich extra beeilt, weil sie mir am Vortag noch geschrieben hatte, ich sollte unbedingt pünktlich sein. Sie selbst kam dann um 7…Gemeinsam sind wir dann zur Can Tho Universität gefahren. Die Vietnamesin war für so eine Art Empfangskomitee eingeteilt worden und musste mit anderen Studenten am Eingang stehen und die Gäste blumenwedelnd begrüßen. Ich saß derweilen am Brunnen vor dem Gebäude, wo die Feier stattfinden sollte, und blieb nicht lange allein. Nachdem ich von sämtlichen anwesenden Personen angestarrt worden war, kamen ein paar vietnamesische Studenten auf mich zu. In der Stunde, in der ich dort saß, wechselten meine Gesprächspartner ständig, es war aber ganz nett, ein paar neue Vietnamesen kennenzulernen. Da aber irgendwann dann doch die Gesprächsthemen ausgingen, war ich froh, als „meine“ Vietnamesin endlich fertig war mit ihrer Begrüßungsaufgabe und sich wieder um mich „kümmern“ konnte. Gemeinsam gingen wir in die Halle und schauten uns die Feier an. Sie begann mit viel Musik und Tanz, worauf Reden folgten. Ab diesem Zeitpunkt leerte sich der Saal zusehends und wir gingen dann auch irgendwann; für mich war es schließlich doppelt langweilig, weil ich mal wieder bis auf ein oder zwei Worte gar nichts verstanden habe. Mittlerweile war es 10 Uhr und wir gingen Mittagessen, was mit der Vietnamesin immer sehr lecker ist. Zum einen weiß sie, wo man gut essen kann, und zum anderen würzt sie mir meine Suppe immer sehr gut, was ich in der Regel nie mache, aus Angst, es könnte zu scharf werden. Die Suppe war letztendlich auch scharf, aber gut!
Viel mehr ist in den letzten Tagen nicht passiert. Hin und wieder hatten wir Besuch von anderen Freiwilligen, die sich unser Haus anschauen wollten. Ansonsten habe ich ein bisschen im Reiseführer gelesen, damit ich, wenn es bald nach Saigon geht, auch weiß, was man dort so machen kann. Die Schule läuft mal besser, mal schlechter. Oft sind die Kinder in letzter Zeit sehr unruhig und manchmal fehlt mir die Kraft, sie ruhig zu halten. Diesen Schultag werde ich aber hoffentlich noch gut über die Bühne bringen und dann ist ja erst mal schulfrei für mich.
Das soll es soweit von mir gewesen sein. Ich wünsche Euch eine schöne Woche und hoffe, dass ich viel zu lesen habe, wenn ich nächste Woche aus Saigon zurückkehre. ;)
Eure Clara

Sonntag, 15. November 2009

Bilder aus dem Vogelpark













Ein paar Fotos von unserem Ausflug nach Bac Lieu, leider mal wieder in der falschen Reihenfolge. So sind die untersten beiden Fotos von dem Weg, den wir als erstes gegangen sind, der Mann ist übrigens unser Führer. Oben ein Bild von dem Fluss im Vogelpark, einem weiteren Fluss auf dem Weg zum Vogelpark und der Aussicht von dem Turm, den wir bestiegen haben.


Ausflug nach Bac Lieu

Ein sehr schönes Wochenende liegt nun fast hinter mir und ich freue mich darauf, Euch nun davon berichten zu können.
Am Freitag Abend kam eine Freiwillige aus Soc Trang zu mir, mit der ich am Samstag nach Bac Lieu fahren wollte. Als sie ankam, waren wir seit längerem mal wieder "europäisch" essen - Pizza am Mekong. Die Kellnerin hatte uns wohl schon vor zwei Wochen in Soc Trang beim Ooc Om Bok gesehen und sprach auch ganz gut Englisch - ein netter Zufall! Das Essen war gut, aber teuer und mit Pizza in Deutschland natürlich nicht zu vergleichen, aber doch besser als immer wieder Reis. Am Samstag wurden wir um Viertel vor 7 von zu Hause abgeholt, um zum Busbahnhof gebracht zu werden. In unserem Auto saßen schon zwei weitere Weiße, die sich später als Deutsche entpuppten. Leider fuhren sie nicht nach Bac Lieu, sondern nach Rach Gia, um von dort nach Phu Quoc zu fahren - das Touristenprogramm eben. Als wir in der Wartehalle saßen, hatte ich das Gefühl, sämtliche Vietnamesen würden uns auslachen, dass wir nach Bac Lieu fahren, aber wir wollten diesen Ort nun mal sehen. Die Fahrt dauerte etwa drei Stunden und wir machten sogar eine Pause zwischendurch.
In Bac Lieu angekommen wollten wir zunächst einen Bus zurück buchen - eine Herausforderung, weil natürlich mal wieder keiner Englisch sprach. Mit Zettel und Stift konnten wir auch einen Bus buchen, das Personal hatte allerdings noch eine Frage, die wir nicht verstanden. So wurde kurzerhand eine Frau angerufen, die Englisch sprach und anscheinend extra für uns zum Busbahnhof gefahren kam.
Als der Bus dann endlich gebucht war, machten wir uns auf den Weg, ein Taxi zu finden, mit dem wir zum Vogelreservat fahren wollten, laut Reiseführer berühmt bei Vogelliebhabern. Da kein Taxi in Sicht war, folgten wir dem Rat des Reiseführers, zur Touristeninformation zu gehen und von dort ein Taxi zu bestellen. Wir liefen los ohne Stadtplan in eine Richtung, wo wir die Touristeninformation vermuteten, und fragten hin und wieder nach - und siehe da, wir fanden sie doch verhältnismäßig schnell. Neben der Touristeninformation steht ein riesiges Hotel, das zwar sehr einladend aussieht, bei dem ich mich aber frage, wer dort wohl übernachten will, bietet Bac Lieu nun nicht die außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten. In der Touristeninformation saßen zwar an die 7 Leute, die allerdings alle nichts zu tun hatten, teilweise schliefen und vielleicht froh waren, als wir mal ihre Hilfe benötigten. So fand sich auch schnell ein Fahrer, der uns zum Vogelpark bringen wollte. Wir fuhren aus der Stadt hinaus bis zu einem Tor, das Tor zum Vogelpark. Am Tor war ein kleines Häuschen - vielleicht ein Kassiererhäuschen - das aber leer aussah. So gingen wir einfach hinein in den Park, vorbei an einigen Häusern bis zu einem weiteren Tor, das verschlossen war. Wir befürchteten schon, dass unser Plan wieder nicht funktionieren würde, und liefen zurück zum Kassiererhäuschen, wo wir schließlich bemerkten, dass es nicht leer war, sondern dass dort ein Mann schlief. Er schien uns auch zu sehen, aber rührte sich nicht vom Fleck. So kam irgendwann ein Mann, dem wir versuchten, unser Anliegen zu erklären, der allerdings nichts verstand. Er ließ eine weitere Person holen, die Englisch sprechen sollte - ich war stolz, so viel Vietnamesisch zu verstehen :) - und kurze Zeit später kam ein älterer Mann, den ich nun gar nicht erwartet hatte, denn es sind hier eher Jugendliche, die in der Schule oder an der Universität Englisch lernen. Er setzte sich dann neben uns auf die Bank und frage "Can I help you?" - ääh, ja, schon irgendwie...;) Wir hielten ihm wieder einen Zettel hin mit vereinzelten vietnamesischen Wörtern, später malten wir ein Bild von dem verschlossenen Tor, bis er irgendwann sagte, wir sollten 40000 bezahlen und er würde uns aufschließen. Ich wusste am Anfang nicht, was ich von ihm halten sollte, denn er sah so gar nicht aus wie ein Offizieller, der den Park verwaltet, dazu kam, dass er einfach den Preis nahm, der auf unserem Zettel stand. Dieser Preis kam aus dem Lonely Planet Reiseführer - in meinem hätte man nur 20000 bezahlt, aber wir wollen ja nicht so sein. Und so gaben wir ihm das Geld und er verschwand, um bald mit ein paar Schlüsseln wiederzukommen und uns mit seinem Moped zum Tor zu fahren. Nachdem er dann noch mal zurückmusste, weil er den falschen Schlüssel mithatte (Bedenken: Würde er wiederkommen und hatte er überhaupt den richtigen Schlüssel?), schloss er uns schließlich auf und es stellte sich heraus, dass er unser Führer sein würde. Wir fuhren ein Stück mit dem Moped und hielten an einer kleinen Abzweigung. Der Weg war überhangen von Palmen und anderen Bäumen - wir befanden uns sozusagen richtig im Dschungel. Beim Laufen hörten wir viele Vögel und sahen auch einige. Als dieser Weg irgendwann zu Ende war, gingen wir zurück und fuhren weiter bis zu einer Brücke, die über einen kleinen Fluss führte - ohne Geländer, aber sie scheint ja auch nicht oft betreten zu werden. Wir überquerten sie und gelangten zu einem Aussichtsturm, den wir besteigen sollten. Ich hatte ganz schön zu kämpfen, als ich die Leiter hinaufstieg, und wollte kurze Zeit unten bleiben, war, als ich oben die Aussicht genießen konnte, aber froh, es gemacht zu haben. Es war faszinierend, die grüne Landschaft zu sehen, durch die sich der Fluss schlängelte, den wir gerade überquert hatten. Der Abstieg war fast noch schlimmer als der Aufstieg, aber, wie ihr merkt, bin ich wieder heile unten angekommen. Und so fuhren wir weiter zu unserer letzten Station, ein Weg, der zu einer Art Denkmal führte. Dort hielten wir uns eine Weile auf, bevor unser Trip durch den Vogelpark endete. Es ist natürlich fraglich, ob sich für dieses Stündchen im Vogelpark eine dreistündige Fahrt wirklich lohnt, aber man muss es ja ausprobiert haben und die Natur ohne Straßenlärm etc. war toll! Mit Leibniz-Vollkornkeksen, einer Drachenfrucht und ein paar Mandarinen machten wir auf einer Bank ein Deutsch-Vietnamesisches Picknick, bevor wir zurückfahren wollten. Die Nummer, mit der wir uns ein Taxi rufen wollten, schien allerdings nicht zu existieren, sodass wir erst eine Stück laufen wollten zu einer belebteren Straße, wo wir hofften, dass uns ein Vietnamese ein Taxi rufen würden. An der Straßenecke befand sich dann auch ein Cafe mit ein paar Menschen, denen wir mal wieder einen Zettel zeigten. Sie begannen auch zu telefonieren, schienen die Nummer des Taxiunternehmens aber auch nicht zu kennen. Das ganze Cafe war bemüht, uns zu helfen, und so sagten sie uns irgendwann, wir sollten doch ein Xe Om nehmen. Inzwischen hatten wir einen Zuckerrohrsaft bestellt, weil wir uns doch für die Hilfe ein wenig revanchieren wollten, und stießen auf Begeisterung, als wir "hai nouc mia" bestellten.
Anschließend fuhren wir also mit dem Xe Om zurück in die Stadt. Mein Fahrer machte noch kurz Station bei der Tankstelle, wo ich kurzzeitig dachte, er würde mich jetzt dort absetzen, brachte mich dann aber ganz bis zum Busbahnhof. Zwar haben wir mit dem Xe Om wesentlich mehr bezahlt, als wir mit dem Taxi bezahlt hätten, aber es macht doch mehr Spaß und eigentlich hatten wir ja auch keine Wahl. Die Zeit, bis unser Bus abfuhr, verbrachten wir in einem weiteren Cafe und traten dann unsere Rückfahrt an. Die Rückfahrt dauerte wesentlich länger als die Hinfahrt und wir fahren froh, als wir dann um Viertel vor 6 wieder in Can Tho ankamen. Auf dem Rückweg gingen wir essen in einem Restaurant, in dem man sich selbst Frühlingsrollen machen kann, und machten das bei Kerzenschein, weil kurze Zeit zuvor der Strom ausgefallen war. Kaputt, aber zufrieden kamen wir anschließend wieder zu Hause an und ließen den Tag ruhig ausklingen.
Heute hieß es dann Erholen von gestern. Bevor ich meinen Besuch um 1 wieder zum Busbahnhof bringen musste, erledigten wir noch einige Einkäufe, die man in Soc Trang nicht bekommt, und saßen in einem Cafe. Als ich dann wieder allein zu Hause war, schlief ich erst mal eine Weile. Seitdem sitze ich hier und habe gleich endlich meinen Blogeintrag fertig gestellt.
Ansonsten macht die Schule weiterhin sehr viel Spaß, besonders meine Preschoolkinder bereiten mir ganz viel Freude. Donnerstag Abend habe ich mich seit langem mal wieder mit meiner vietnamesischen Freundin getroffen. Sie wollte mit mir in ein Restaurant am Mekong gehen, die Touristenecke. Es war ganz lustig, als verschiedene Touristen neben uns am Tisch saßen, unter anderem Deutsche, und ich habe stärker als sonst gemerkt, wie wenig ich mich als Tourist hier fühle.
Seit Mittwoch ist auch meine "sturmfreie" Zeit hier im Haus vorbei und meine Mitbewohnerin ist aus Saigon zurückgekehrt. Nach einem sehr entspannten Wochenende, wo ich endlich mal wieder selbstgekochte Nudeln etc. gegessen habe, klappt das Zusammenleben aber auch ganz gut.
Nun freue ich mich auf nur vier Schultage nächste Woche, auf den teachers Day am Freitag und auf meinen australischen Besuch, mit dem meine erste Saigon-Reise und mein erster längerer Urlaub verbunden sein wird.
Eure Clara

Freitag, 6. November 2009

Endlich - Ooc Om Bok in Soc Trang

Jetzt ist schon wieder eine Woche vergangen und ich habe Euch noch gar nicht von meinem letzten Wochenende erzählt. Am Samstagmorgen ging es los nach Soc Trang, wo wir schon von den beiden Freiwilligen dort erwartet wurden. Mittags haben wir uns mit Lehrerinnen ihrer Schule getroffen und sind mit ihnen durch einen Park gelaufen, der ein bisschen einem Weihnachtsmarkt ähnelte - wahnsinnig viele Stände und noch viel mehr Menschen. Später setzten wir uns in ein Cafe und fuhren anschließend zurück, um uns etwas auszuruhen. Nach dem Abendessen fuhren wir zurück in den Park, der mittlerweile beleuchtet und noch viel voller war. Auf einer Bühne sangen verschiedene, teilweise etwas gewöhnungsbedürftige Menschen, und nach einer Weile waren wir ganz froh, am See etwas Ruhe zu finden.
Nach dem Frühstück und leckeren Pfannkuchen zum Mittag am nächsten Tag waren wir mit einer der Lehrerinnen verabredet, die uns Karten für das Bootsrennen des Festivals besorgt hatte. Sie sagte dem Taxifahrer (ich bin schon sooo lange kein Taxi hier mehr gefahren - was für ein Luxus!), wo er hinfahren soll, und fuhr mit dem Moped hinterher. Am Zieleinlauf der Rennstrecke wurde letztes Jahr ein riesiges Stadion gebaut und dafür hatte sie uns Karten besorgt. Und so gingen wir vorbei an vielen anscheinend wahnsinnig wichtigen Vietnamesen und hatten das Privileg, einen Sitzplatz zu haben. Dieses Bootsrennen scheint das Ereignis überhaupt in Soc Trang zu sein, denn sogar die Presse war da und ein Vietnamese, der ohnehin davor schon pausenlos gefilmt worden war (und für die Kameras sogar sein Fernglas zückte), wurde ganz lange interviewt.
Das Bootsrennen war ganz nett mit anzuschauen und es war ganz lustig, so zwischen den zahlreichen Vietnamesen zu sitzen, die sich bei knappen Entscheidungen die Seele aus dem Leib schrien. Doch endete die Veranstaltung ziemlich abrupt, zumindest für uns. Später erfuhren wir, dass das, was wir gesehen hatten, sozusagen nur die Vorläufe waren und das richtige Finale am Montag stattfinden würde.
Abends haben wir uns mit einem Deutschen, der in Soc Trang lebt, getroffen - er ist vietnamesischer Abstammung und arbeitet dort - und er hat uns erst in eine Fotoausstellung geführt und dann zu verschiedenen Essensständen, sodass wir verschiedene vietnamesische Gerichte ausprobieren konnten. Danach waren wir erneut im Park, der an diesem Abend noch voller war als am Vorabend, aber ich war froh, als ich dann endlich im Bett war. Am nächsten Morgen ging es nämlich früh raus, weil wir mit dem Bus um 7 Uhr fahren wollten.
Entsprechend fertig war ich, als ich wieder hier in Can Tho ankam, sodass ich mich erstmal schlafen legte. So konnte ich nachmittags einigermaßen anständigen Unterricht machen. Die Woche verlief gut, ich bin zufrieden mit meinem Unterricht und ich lerne langsam dieses Spiel mit dem Federball, von dem ich in meinem letzten Blogeintrag berichtet hatte.
Seit vorgestern Abend habe ich auch das Haus (und das Internet ;) ) für mich, weil meine WG-Partnerin übers Wochenende nach Ho Chi Minh Stadt gefahren ist. Und so freue ich mich auf ein ruhiges Wochenende zum Erholen mit etwas Skypen, E-Mails schreiben, Wäsche waschen und meinen DED-Bericht schreiben - ja, bald sind schon drei Monate um und es ist Zeit für den ersten Bericht; wie schnell doch die Zeit vergeht...
Bis bald,
Eure Clara

Mittwoch, 4. November 2009

Bilder vom Ooc Om Bok









Ich bin im Moment leider etwas schreibfaul und wahnsinnig geschafft von Umzug, dem Wochenende und der Schule, sodass ein längerer Bericht von Ooc Om Bok Festival später kommt; aber hier schon mal ein paar Bilder mit einer kurzen Erklärung. Die beiden oberen Bilder sind vom Bootsrennen, das wir am Sonntag besucht haben und das total bekannt sein soll. Daneben das Bild ist in einem Cafe, falls ihr vergessen haben solltet, wie ich aussehe. ;) Und das untere Bild habe ich abends im Park gemacht, wo es viele Verkaufsstände gab - ein bisschen so wie Weihnachtsmarkt, nur mit anderen Artikeln und weniger Essen.

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Gruß aus meinem neuen Zuhause

Jetzt ist es endlich so weit - ich bin in meiner endgültigen Unterkunft angekommen! Ein anstrengender Umzugstag liegt hinter mir, denn ich hatte plötzlich so viele Dinge angesammelt, die mit in das neue Haus sollten, dass es ganz schön viel auszupacken gab. An mein Zimmer gewöhne ich mich immer mehr und werde immer zufriedener und zuversichtlicher, dass es bald schon schön und wohnlich eingerichtet sein wird. Ich warte noch auf meinen Schreibtisch, der die ganze Sache dann abrundet. Am Anfang war es aber mal wieder ein kleiner Schock - das Zimmer wirkte so leer und lieblos und in meinem Schrank kann man gar nichts aufhängen, sodass ich im ersten Moment wirklich nicht wusste, wohin mit meinen Klamotten. Jetzt habe ich mir eben ein Seil aufgespannt, auf dem jetzt meine Kleidung hängt. :) Von dem Internet hatte ich mir hier auch mehr erwartet - es scheint willkürlich Seiten zu öffnen oder eben nicht, aber immerhin geht es und wir haben hier überhaupt die Möglichkeit, ins Internet zu gehen.
Ich bin gespannt, wie es sich hier im Haus weiterentwickelt. Schon jetzt ist es eine sehr starke Umstellung auf alles selbst zu achten - wir müssen uns Wasser selbst besorgen, ich bin gespannt, was wir machen, wenn die Gasflasche zum Kochen leer ist, und man muss immer darauf achten, dass alles abgeschlossen ist; und das ist hier wirklich eine Herausforderung, weil wir insgesamt vier Schlüssel zum Abschließen verschiedener Türen und Schlösser haben. Aber wie ich in den letzten zwei Monaten schon erfahren durfte, gewöhnt man sich ja an vieles.
Ansonsten war die Woche bisher sehr anstrengend, aber auch sehr schön! Gestern Abend war ich kurz davor, das erste Mal richtig Badminton zu spielen, aber dann haben wir kein Feld gefunden - aber ich bin wirklich kurz davor! ;)
Am Mittwoch hatten wir eine Schlange in der Schule. In der Pause haben plötzlich alle Kinder geschrien und auf den Boden gestarrt, bis zwei "mutige" Lehrer ihre Schuhe nach ihr geschmissen haben. Ich glaube, sie waren dann die größten Helden für die Kinder.
Heute Abend werde ich mich jetzt noch etwas ausruhen, nachdem mittlerweile alles halbwegs seinen Platz gefunden hat, und hoffentlich nicht so spät schlafen; nach meinem 6-Stunden-Schultag (das ist wirklich lang!) möchte ich nämlich das Wochenende in Soc Trang verbringen, weil dort dieses Wochenende das Oc Om Bok stattfindet, ein Fest der Khmer-Minderheit, die dort lebt. Ich werde euch davon natürlich berichten!
Bis bald,
Eure Clara

Sonntag, 25. Oktober 2009

Badminton und andere nette Erlebnisse

Und wieder geht eine Woche zu Ende, die äußerst ereignisreich war. Nach dem tollen Wochenende in Soc Trang (das dann im Endeffekt noch aufgewertet wurde, als ich Sonntagnachmittag erfahren habe, dass unsere Vermieterin darauf das Wochenende noch mal mit uns kochen möchte), habe ich wieder richtig Motivation für die Arbeit in der Schule gefunden. Trotzdem musste ich mich an meinem freien Montagmorgen erst einmal ausruhen. Die zwei Stunden am Montagnachmittag gingen auch schnell vorbei, sodass es von diesem Tag nichts Nennenswertes zu berichten gibt. Am Dienstag hatte ich endlich (!) wieder Preschoolunterricht, denn ich hatte die Kinder echt schon vermisst. Sie haben mich auch ganz fröhlich begrüßt und ich merke, dass sie immer offener werden und nicht mehr so schüchtern wie am Anfang sind. Das „Good morning, teacher!“ haben sie mittlerweile auch ganz gut drauf und die Farben natürlich sowieso, sodass ich einen schönen Vormittag in der Schule verbringen konnte. In der Mittagspause haben wir uns mit einem Vietnamesen getroffen, den unsere Direktorin uns vermittelt hat und der uns Vietnamesisch beibringen will. Er scheint, ein wirkliches Konzept zu haben, und ich bin gespannt, wann der Unterricht losgeht und wie viel ich davon mitnehmen werden könne. Motiviert bin ich auf jeden Fall!
Am Nachmittag war mein Unterricht auch viel besser als die Woche zuvor und in der Pause habe ich seit langem mal wieder zum Badmintonschläger gegriffen. Die Kinder haben in der Pause gespielt und ein Englischlehrer, der mich mal dabei beobachtet hat, wie ich den Badmintonspielern bei uns an der Schule zugeschaut habe, hat uns bedeutet, wir sollten doch auch kommen. Ich glaube, die Kinder waren dann doch überrascht, dass ich gar nicht so schlecht war, und ich habe das Gefühl, das hat mein Ansehen dort sehr gestärkt. J Mir selbst hat es auch viel Spaß gemacht, obwohl es zu Hause natürlich etwas ganz anderes ist zu spielen als hier mit den „kleinen“ Kindern der fünften Klasse. Als sie mich am Ende der Pause schon für den nächsten Tag zum Badmintonspielen „eingeladen“ hatten, bin ich direkt nach der Schule am Supermarkt vorbeigefahren und habe zwei Schläger gekauft. Ja, hier gibt’s die auch im Supermarkt für umgerechnet etwas mehr als zwei Euro (für zwei Schläger!), die in ihrer Qualität aber mehr den Schlägern von Aldi gleichen. Aber fürs erste wird es sicherlich reichen.
Als ich am Mittwoch meinen Unterricht etwas früher beendet hatte (was ich öfters tue in der Preschool, wenn ich das Gefühl habe, die Kinder können nichts mehr aufnehmen), stand ich vor der Schule und habe mir einige Fotos angeschaut, bis mich eine Vietnamesin ansprach. Ich glaube, sie hatte eine Französin erhofft, weil sie gerne Französisch sprechen/üben würde, aber wir haben uns dann dennoch ganz nett in Englisch unterhalten. Da sie im Sportdress war, hatte ich mir am Anfang schon gedacht, dass sie wahrscheinlich zum Badmintonspielen dort war, was sie mir nach einiger Zeit auch bestätigte. Ich war glücklich, endlich mal jemanden zum Badmintonspielen gefunden zu haben, und wir tauschten Handynummern aus, um uns noch mal treffen zu können. Auch sonst war ich sehr froh über einen Kontakt zu einer „Einheimischen“ – so langsam findet man hier ins Leben.
Der Rest der Woche verlief gut und ich war mit dem meisten Unterricht auch ganz zufrieden. Die Tage werden nun aber immer noch etwas anstrengender, wenn ich in der halben Stunde Pause am Vormittag und am Nachmittag nicht mehr auf einer Bank sitzen und mich ausruhen kann, sondern immer von den Kindern zum Badminton aufgefordert werde. Am Freitagnachmittag war ich dann so fertig, dass ich ablehnen musste. Aber ich hoffe/glaube, sie haben es mir nicht übel genommen!
Am Freitag habe ich mich dann wieder mit der Vietnamesin getroffen. Sie hatte mich eingeladen, mit ihr zu einer „show“ der Can Tho University zu gehen. Ich war zwar eigentlich total müde, wollte die Einladung aber nicht ausschlagen und war auch neugierig, was das wohl sein würde. Also trafen wir uns am späten Nachmittag mit unseren Fahrrädern und fuhren zur Universität. Die Vietnamesin ist sehr gesprächig und redet gerne viel, sodass sie mir pausenlos etwas erzählt hat. Die Can Tho University liegt auf einem riesigen Gelände und der Raum, in dem die „show“ stattfinden sollte, war schon gut gefüllt. Glücklicherweise hatten die Freunde der Vietnamesin uns aber Plätze freigehalten. Als die Show anfing, hatte ich keine Ahnung, was da passieren würde. Als erstes kam eine Tanzgruppe, worauf ein schnulziger Sänger kam. Ich erfuhr langsam, dass es, so wie ich es verstanden habe, eine Art Castingshow ist, bei der man Geld und wohl eine Reise nach Europa gewinnen kann. Vorne saß auch eine Jury, die jeden Teilnehmer bewertet hat, und es gab zwei sehr gewöhnungsbedürftige Moderatorinnen – mag sein, dass sie gut moderiert haben (ich habe ja nichts verstanden), aber sie sahen aus wie die Kinder auf dem Mondfest in groß in zwei weißen Kleidern mit einem wahnsinnig weiten Rock und viel Rüschen und Tüll. Naja, vietnamesischer Geschmack eben…Am Anfang war die ganze Sache noch sehr lustig und interessant, aber irgendwann überkam mich doch die Müdigkeit und Langeweile, weil ich in den langen Teilen, in denen die Jury bewertet oder die Moderatorinnen interviewt und erzählt haben, nichts verstanden habe. So war ich froh, als die Vietnamesin irgendwann nach etwa zwei Stunden sagte, wir würden jetzt noch in einen Park gehen. Was ich nicht wusste, war, dass sie den Park meinte, den ich von meinem Fenster aus immer sehe. Und was ich noch weniger wusste, war, dass ihr Ziel eine Riesenschaukel war, von der ich hier immer total genervt bin, weil ich bis spät in die Nacht die Leute darin kreischen höre. Aber wenn wir schon mal da waren, musste ich das natürlich auch ausprobieren – irgendwann hätte ich es sowieso mal machen müssen! Für 10000 Dong bestiegen wir die Schaukel und ich war ja etwas überrascht, als die ersten anfingen zu schreien, obwohl außer ein wenig Hin-und-Her-Schaukeln nichts passierte. Aber dann…Irgendwann schaukelte die Schaukel so hoch, dass man praktisch senkrecht zum Boden stand, und genau in dem Moment fing meine Sicherung an zu wackeln. Für 10000 Dong kann man eben keine Sicherheitsstandards erwarten, habe ich mir gedacht, und bin jedes Mal wieder zusammengezuckt, als es wieder auf die andere Seite ging. Das Schaukeln schien kein Ende zu nehmen und erst nach einer halben Ewigkeit wurde die Schaukel allmählich langsamer und ich bemerkte, dass die Sicherung zwar etwas wackelte, aber doch fest verankert war - toll, hätte ich das mal früher gewusst, dann hätte die ganze Sache echt Spaß machen können. Da muss ich es wohl im nächsten Jahr noch mal ausprobieren.
Anschließend wollte mich die Vietnamesin noch in eine Geisterbahn bringen, die aber dann doch noch etwas weiter entfernt war. Und in Anbetracht der Tatsache, dass es schon Viertel nach 9 war und die Familie um 10 das Haus zuschließt, bin ich lieber nach Hause gefahren. Außerdem war ich immer noch sehr müde und geschafft.
So war der Samstag zunächst auch ein Tag zum Ausruhen – ich habe etwas länger geschlafen und dann sehr viel gelesen. Nebenbei musste ich mein Zimmer etwas saubermachen und aufräumen, weil ich am Nachmittag Besuch von der Freiwilligen aus Soc Trang bekommen habe. Als sie ankam, gingen wir erst mal in ein Cafe, um uns ein wenig unterhalten zu können. Nachdem sie sich in unserem großen Supermarkt, der in Soc Trang leider fehlt, erst mal mit neuen Lebensmitteln eingedeckt hatte, mussten wir uns beeilen, nach Hause zu kommen, weil wir an diesem Abend mit unserer Vermieterin kochen wollten. Sie hatte uns aufgefordert, Freunde einzuladen, und so standen wir dann zu viert in der Küche und hatten einen kleinen vietnamesischen Kochkurs. Ich durfte Fisch mit Fleisch zusammenmanschen und wir haben gesehen, wie lange es dauert, eine Pomelo zu schälen, sodass man sie essen kann. Das Essen war sehr gut, besonders das, was letztendlich aus meiner Fisch-Fleisch-Pampe geworden ist. Diese wurde nämlich in Tintenfisch hineingestopft und dann gebraten – echt lecker! Dazu gab es, wie kann es hier anders sein, Reis. Zum Trinken hat unsere Familie extra Wein geöffnet; dabei muss aber vor jedem Schluck angestoßen werden, was automatisch auch dazu führt, dass jeder gleichviel trinken muss. Eine nicht ganz so gute Sache, wie ich finde, aber für ein Essen auszuhalten. Wir aßen sehr lange und später kam noch ein Freund unseres Gastvaters, der mal in Deutschland war und mit dem wir uns lange unterhalten hatten. Ich fand es ganz lustig, dass sie ihn extra eingeladen hatten, und noch lustiger wurde es, als er praktisch der Übersetzer für unseren Gastvater war. So war es ein lohnender Abend, wo ich unsere Gastfamilie hier ganz anders kennengelernt habe und sie bestimmt in guter Erinnerung behalte, wenn wir am Donnerstag in unser Haus ziehen werden.
Heute Morgen sind wir ziemlich früh aufgewacht und dann irgendwann frühstücken gegangen. Wir saßen sehr lange im Cafe, bis wir in einen Bücherladen gegangen sind – wenn man hier Gäste aus den umliegenden kleineren Städten hat, muss immer erst einmal einkaufen gegangen werden. ;) Weil die Busverbindungen nach Soc Trang nicht die besten sind und der letzte Bus am Tag um 1 Uhr nachmittags fährt (was uns ja auch schon zum Verhängnis wurde…), mussten wir auch schon bald los. Davor musste nämlich noch ein längerer Aufenthalt in der Metro sein – wieder einkaufen für die kleine Stadt. ;) Das war ganz lustig, weil wir am Eingang, wo wir unsere „Metro-Card“ bekommen hatten, ein Mitarbeiter stand, der ganz gut Englisch sprach und uns dann immer wieder bei unserem Einkauf etwas gefragt hat. Auf unserer Suche nach Honig haben wir schließlich beschlossen, das zu nutzen und haben ihn gefragt, ob sie irgendwo Honig hätten. Das führte dazu, dass er diverse andere Mitarbeiterinnen befragt hat und sogar mit irgendjemandem telefoniert hat, um uns den Honig zeigen zu können – sehr nett, aber der Aufwand war mir irgendwann dann doch ein wenig unangenehm. ;)
Nachdem ich dann am Busbahnhof noch mit auf den Bus gewartet hatte, bin ich nach Hause gefahren und mal wieder total nass geworden. Eigentlich wollte ich heute Nachmittag noch mal los und mir ein paar Geschäfte anschauen, aber es ist immer noch so dunkel draußen, dass es wahrscheinlich jeden Moment wieder anfangen könnte zu regnen. So verbringe ich vielleicht auch noch ein wenig Zeit mit meinem Buch, meinem Reiseführer oder meiner Klarinette und ruhe mich aus, um fit zu sein für eine neue Schulwoche.
Eure Clara

Sonntag, 18. Oktober 2009

Vertraut, und doch fremd

Gerade bin ich aus Soc Trang wiedergekommen und sitze nun an meinem Laptop, um einen neuen Blogeintrag zu verfassen, ohne zu wissen, wann sich das Internet denn mal wieder gnädig zeigt und mir die Möglichkeit gibt, ihn zu veröffentlichen.
Seit Freitag ist wieder mehr Erwähnenswertes passiert. Ursprünglich hatten wir geplant, am Freitag nach der Schule nach Soc Trang zu fahren, um dort bei einer anderen Freiwilligen zu übernachten und mit ihr am Samstag nach Bac Lieu zu fahren, wo es ein ganz tolles Vogelreservat geben soll. Freitag haben wir in der Schule erfahren, dass der vietnamesische Frauentag ist und dieser am Nachmittag gefeiert werden sollte. Um 3 Uhr sollten die Kinder an diesem Tag schon abgeholt werden, sodass alle Lehrerinnen gemeinsam in einem Restaurant essen gehen könnten. In Wirklichkeit fuhren die letzten Kinder dann um Viertel vor Vier nach Hause, aber ich hatte das Gefühl, diese Verspätung war von den Lehrerinnen einkalkuliert worden. In der dritten Klasse hatte am Freitag ein Kind Geburtstag, sodass in der Pause am Nachmittag die Mutter von ihm kam und ganz viel Kuchen und Süßigkeiten brachte. Es schien, dass dort eine richtige Geburtstagsparty in der Schule stattfand, denn die Kinder hatten auch Geschenke für den Jungen dabei.
Als fast alle Kinder abgeholt worden waren, fuhren wir los zu dem Restaurant – alle mit Mopeds, nur wir mit unseren Klapperfahrrädern, naja…In dem Restaurant saßen wir dann mit etwa 15 Leuten und verstanden kein Wort. Irgendwann erhob sich unsere Direktorin, die alle eingeladen hatte, und sprach ein paar vietnamesische Worte zu allen, wo wir natürlich wieder nur Bahnhof verstanden. Als sie sich wieder gesetzt hatte, erzählte sie uns, dass sie uns zum Frauentag gratuliert hätte – na dann, Danke! Beim Essen saßen wir weiter etwas verloren zwischen den viele Menschen, von denen ich viele auch noch gar nicht gesehen habe. Die „nurse“-Frauen kenne ich alle vom Sehen, aber von den Lehrerinnen waren mir fast alle fremd. Ich war ganz froh, dass neben mir unsere Schulsekretärin saß, die ganz gut Englisch spricht und mit der ich mich hin und wieder unterhalten konnte. Ansonsten wusste unsere Direktorin, dass wir an diesem Tag nach Soc Trang fahren wollten und fragte uns nach einer Stunde, ob wir jetzt gehen wollten.
Nach einem kurzen Supermarktstopp fuhren wir dann zurück und packten unsere Sachen, sodass wir bald nach Soc Trang aufbrechen konnten. Am Busbahnhof suchten wir jedoch vergeblich nach einem Bus nach Soc Trang und mussten feststellen, dass der letzte Bus dorthin mittags um 1 Uhr gefahren war. Eine bittere Erkenntnis…Ziemlich deprimiert gingen wir nach Hause und waren abends noch etwas trinken – es war definitiv kein schöner Abend!
Da ich an diesem Wochenende aber unbedingt etwas unternehmen wollte, organisierte ich mir noch am Abend eine Busfahrt nach Soc Trang für den nächsten Tag. Um 9 Uhr ging es am Samstagmorgen los. Als ich nach einigen Komplikationen, weil am Busbahnhof so gut wie keiner Englisch spricht, endlich im Bus saß, war ich froh und gespannt, wo ich letztendlich ankommen würde. In dem Bus gab es 15 Plätze und ich wurde von jedem Mitfahrenden erst mal angestarrt, aber sie lächelten mich gleichzeitig auch an. Es war schade, dass anscheinend keiner von ihnen Englisch sprach; trotzdem verging die Fahrt schnell. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, wirklich aus der Stadt herauszukommen, denn die Strecke ist die ganze Zeit von Häusern bzw. Hütten umgeben. Als wir nach Soc Trang kamen, gefiel mir die Stadt von Anfang an sehr gut. Ich wurde netterweise von der anderen Freiwilligen vom Busbahnhof abgeholt und wir probierten zum ersten Mal, wie es ist, zu zweit auf einem Fahrrad zu fahren, und begannen, die Vietnamesen dafür zu bewundern. Das Haus, in dem die beiden Freiwilligen mittlerweile leben, ist sehr gemütlich, auch wenn die Küche und das Bad etwas gewöhnungsbedürftig sind. Aber man gewöhnt sich hier mit der Zeit an vieles...Da es mittlerweile schon fast Mittag war, fuhren wir in die Stadt, um etwas zu essen. Wir aßen in einem vegetarischen Restaurant, was sehr lecker war. Anschließend fuhren wir etwas durch die schöne Innenstadt, bis wir uns beim Bäcker etwas Kuchen kauften und uns damit in ein Cafe setzten. Hier ist es nämlich üblich, dass man sich sein Essen einfach mit ins Cafe nimmt – unsere Direktorin hatte am Freitag auch eine Tüte voll Wasser mit im Restaurant gehabt; umgekehrt geht es also auch.
Während wir gegessen hatten und im Cafe saßen, hatte es immer wieder ein bisschen geregnet, aber es schien sich bald ausgeregnet zu haben, sodass wir erst in einen Park fahren konnten, der sehr groß war, nur leider mit wenig Grünflächen und von einigen Mopeds bevölkert, und uns anschließend auf den Weg zu ein paar Pagoden machen konnten. Zunächst besuchten wir die Lehmpagode, in der alle Figuren aus Lehm gemacht sind. Die Pagode war sehr beeindruckend und schön. Als wir dort waren, waren einige vietnamesische Besucher da, die uns anschließend ansprachen. Einer von ihnen erzählte mir, dass er in Can Tho lebe, aber er verstand nicht, dass ich auch von dort komme. Sein Englisch war eben doch begrenzt…Von der Lehmpagode fuhren wir weiter auf der Suche nach einer zweiten Pagode. Es ist fast schon ein Wunder, dass wir diese gefunden haben, denn wir mussten von der Hauptstraße auf einen matschigen, unbefestigten Weg abbiegen. Für die Menschen, die an diesem Weg wohnten, schienen wir die Sensation schlechthin zu sein, denn so viele kamen aus ihren Häusern gelaufen. Nach etwa 300 Metern erreichten wir die Pagode, die hier aus mehreren Gebäuden bestand und neben der sich auch ein Haus befand, wo Mönche lebten. Es war fast ein wenig erschreckend, wie jung diese Mönche teilweise waren, aber es war toll, mal so eine Pagode zu besichtigen, wo sehr selten Touristen hinkommen, auch wenn man in die Pagode nicht hineingehen konnte. Als wir zurückfahren wollten, standen einige Vietnamesen um unsere Fahrräder herum und zeigten teilweise sogar mit dem Finger auf uns, aber sie schienen alle sehr freundlich.
Auf dem Rückweg wollten wir noch eine Kirche besichtigen, an der wir auf dem Hinweg vorbeigefahren waren. Als wir dort ankamen, strömten die Leute in die Kirche – es war der Beginn eines Gottesdienstes. Wir waren uns unschlüssig, ob wir an diesem Gottesdienst teilnehmen sollten und liefen erst mal hinten in der Kirche entlang, um einen kurzen Blick hineinwerfen zu können. Nachdem uns eine Frau aber sozusagen einlud, in der Kirche zu bleiben und am Gottesdienst teilzunehmen, wurde uns die Entscheidung sozusagen abgenommen. Obwohl wir Kirchen ja aus Deutschland kennen, war dort alles total anders und neu. Anstatt die beim Beten die Hände zu falten, verschränken die Vietnamesen ihre Arme vor dem Körper. Sie verbeugen sich des Öfteren während des Gottesdienstes und das einzige, was mir bekannt war, war das Bekreuzigen. Einen Klingelbeutel gab es hier, glaube ich, auch; dieser wurde allerdings nicht durch die Reihen gereicht oder stand am Ausgang der Kirche, sondern im Gottesdienst gingen alle nach vorne, um ihr Geld dort „abzugeben“. Es wurde viel gesungen und manche der Lieder haben mich wirklich an deutsche Gottesdienste erinnert, andere waren ganz anders. Alle sangen auswendig, denn es gibt keine Gesangsbücher, und der Gesang wurde von einem Kirchenchor begleitet. Eucharistie wurde übrigens auch gefeiert, aber als Protestant und ohne zu wissen, wie das hier abläuft, habe ich mich nicht getraut, daran teilzunehmen.
Nach einer Stunde gingen wir ziemlich glücklich wieder aus der Kirche heraus. Ich bin sehr dankbar für den Zufall, dass zu diesem Zeitpunkt gerade ein Gottesdienst in der Kirche war, denn es war wirklich ein tolles Erlebnis. Man sieht die Kirche, die einem mit dem Kreuz vorne am Altar total vertraut vorkommt, die aber trotzdem mit Neonlicht so anders gestaltet ist. Dann hört man Gesänge, die einem wirklich vertraut sind, und gleichzeitig stehen dort Frauen im Ao Dai und lesen Bibeltexte. Es ist schade, dass wir so gut wie gar nichts verstanden haben, aber vielleicht können wir ja am Ende des Jahres so gut vietnamesisch, dass wir etwas verstehen – es wäre toll!
Auf dem Rückweg kamen wir an einem Waffelstand vorbei und ich aß seit langem mal wieder eine Waffel, sogar in Herzchenform! Bald gingen wir weiter in ein Restaurant, um Abend zu essen. Es war ein Restaurant, wo einem das Essen auf Rollschuhen gebracht wird – sehr gemütlich und lecker, aber meiner Meinung nach kann man daraus noch etwas mehr machen. Abends kam „Notting Hill“ im Fernsehen und ich habe seit einer sehr, sehr langen Zeit mal wieder Fernsehen geschaut.
Heute morgen sind wir um halb 9 aufgestanden, haben gefrühstückt und sind dann zum Markt gefahren. Der Markt war sehr schön und ich hoffe, hier irgendwann auch mal so etwas in der Art zu finden. Nach einem Kaffee musste ich dann auch schon den Bus zurück nehmen, weil ich eigentlich nicht so spät wieder hier sein wollte, damit ich noch etwas Zeit bis zum Kochen mit unserer Vermieterin hatte, was auch für heute angesetzt war. Auf dem Weg erfuhr ich allerdings, dass das Kochen schon heute Mittag/Vormittag stattfinden sollte – das schaffte ich dann natürlich nicht mehr. Die Enttäuschung war in dem Moment schon groß, aber mittlerweile hoffe ich darauf, in dem Jahr mal von einem anderen Vietnamesen Kochen beigebracht zu bekommen.
Die Rückfahrt war ganz interessant, weil ich wacher war als am Samstag. Bei dieser Fahrt hatte ich den Platz vorne neben dem Fahrer bekommen und hatte bei ein oder zwei Überholmanövern schon ein ungutes Gefühl, aber wie ihr merkt bin ich heil wieder hier angekommen. Solche Busfahrten scheinen mir sehr anstrengend zu sein. Die Straße ist teilweise etwas unbefestigt und vor allem im Brückenbau besteht hier eindeutig Nachholbedarf; dort besteht nämlich keineswegs ein flüssiger Übergang zur Straße. Aber es ist alles auszuhalten und auf der anderen Seite macht Busfahren auch sehr viel Spaß, weil man so viel von der Landschaft/der Umgebung sieht.
Jetzt sitze ich hier, es regnet mal wieder und ich überlege, was ich mit dem Tag noch so anstelle. Meine Vernunft sagt mir, ich sollte Unterricht vorbereiten, aber ob ich darauf höre? Vielleicht treibt es mich auch noch in ein Cafe mit Internetanschluss, sollte es hier weiterhin so schlecht aussehen.
Ein wenig ernüchternd war dieses Wochenende schon, wenn man bedenkt, was alles nicht geklappt hat, aber ich habe ja noch ein Jahr Zeit zum Üben. ;)
Eure Clara

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Schule, Schule, Schule

Schon wieder ist fast eine Woche vergangen, in der ich nichts Neues in meinem Blog berichtet habe. Langsam kehrt der Alltag ein, obwohl jeder Tag auch noch total besonders ist und an jedem Tag unerwartete und neue Dinge passieren.
Das Wochenende habe ich in Can Tho verbracht, bin durch die Stadt gelaufen und habe dabei ganz neue Ecken von Can Tho gesehen, saß im Cafe, war in verschiedenen Geschäften und habe viel in meinem Reiseführer gelesen, um kommende Wochenendtrips zu planen.Am Montag begann dann meine zweite Schulwoche. Der Tag verlief gut, obwohl ich in der fünften Klasse echt gefordert war. Die Kinder sollten Multiplikationsaufgaben rechnen, die sie mir anschließend zum Benoten gebracht haben. Das ist hier nämlich ein normaler Ablauf – die Kinder bearbeiten in der Stunde eine Aufgabe, die während der Stunde vom Lehrer benotet wird. Leider hatte ich mir die Aufgaben davor nicht angeschaut und dann mit Erschrecken festgestellt, dass das Rechnungen wie 62 mal 6 waren. Bei der Menge der Aufgaben habe ich dann natürlich eine Weile gebraucht, bis ich das nachgerechnet hatte.
Dienstag hatte ich sehr guten Preschoolunterricht. In der ersten Preschoolklasse lernen sie die Farben jetzt in einer außerordentlichen Geschwindigkeit und sie können sich jetzt schon 6 weitere Farben merken. Das werde ich nun noch ein wenig vertiefen und dann kommt bald das nächste Thema – wer Vorschläge hat, möge sie mir bitte mitteilen. ;) In die zweite Preschoolklasse ist netterweise die Sekretärin mitgekommen und hat den Kindern auf Vietnamesisch mein Memory-Spiel erklärt. Leider musste ich feststellen, dass hier offensichtlich kein Memory gespielt wird und die Kinder nach der Erklärung trotzdem falsch weitergespielt haben. Da sie bei dem Spiel aber immer in Vierergruppen spielen, gibt es mir die Möglichkeit, mit weniger Kindern die Buchstaben zu wiederholen, sodass auch die schwächeren Kinder mal am Zug sind. Mittlerweile ist das Spiel den Kindern wirklich ein Begriff geworden und wenn ich das Spiel aus der Tasche hole, stellen sie schon immer die Tische zu Vierergruppen zusammen.
Die Matheklassen sind in der Regel weniger „spektakulär“. In der dritten Klasse herrscht diese Woche total Stress zwischen einigen Klassenkameraden und in der zweiten Klasse hatte ich am Dienstag auch eine sehr seltsame Stunde. Als ich hereinkam und die Kinder begrüßt hatte, mussten zwei Jungen vor der Klasse plötzlich Strafliegestütz machen und ich habe keine Ahnung, warum. Am Ende der Stunde musste ein Junge in der Ecke stehen und auf den Boden schauen. Es ist schwer, das nachzuvollziehen, weil ich ja immer noch kein Vietnamesisch verstehe.
Aber die Arbeit macht mir immer mehr Spaß. Ich bin wirklich glücklich, an der Schule zu sein, und ich bin auch mit meiner Entscheidung, den Matheunterricht zu übernehmen, sehr zufrieden. Dass damit die Preschool verbunden ist, finde ich mittlerweile auch richtig gut – die Kinder sind einfach wahnsinnig süß und es macht viel Spaß, mit ihnen zu lernen!
Jetzt seid ihr soweit wieder auf dem Laufenden!
Eure Clara

Samstag, 10. Oktober 2009

Endlich Wochenende!

Am Ende meiner ersten Schulwoche kann ich Euch nun ein wenig berichten, wie sich diese entwickelt hat.
Letzten Dienstag bin ich hochmotiviert in die Schule gefahren und war ganz stolz auf meinen Würfel und all die anderen Materialien. Mein Tag fing an mit der ersten Preschoolklasse und ich begann damit, die Farben von gestern mit Bällen zu wiederholen. Dann wollte ich meinen Würfel einsetzen, was aber in einem reinen Desaster endete, weil alle den Würfel unbedingt anfassen und zerdrücken wollten, was sie dann auch geschafft haben. Manchmal hatte ich das Gefühl, diese Kinder wissen gar nicht, was ein Würfel ist, und dann war es natürlich schwierig, ihnen begreiflich zu machen, was man mit so einem Würfel macht. Weil das Würfeln nicht funktionierte, versuchte ich es dann mit einem Lied, wo aber auch keiner mitsang. Die Stunde endete dann darin, dass ich Bälle hochwarf, die die Kinder dann aufsammeln mussten – das wollte ich eigentlich gar nicht, aber immerhin konnte ich die Kinder dann dazu zwingen, mir die Farbe zu sagen, wenn sie mir den Ball zurückbrachten.
Schon in der ersten Preschoolklasse saß ein Lehrer mit im „Unterricht“ – ein Englischlehrer, der aber im Prinzip nur zugeschaut hat. In der darauffolgenden zweiten Preschoolklasse kam er wieder mit und begann den Unterricht, bis er mir sagte, ich könnte jetzt weitermachen. Da wir in der letzten Stunde das Alphabet gemacht hatten, hatte ich mich darauf vorbereitet, damit weiterzumachen, aber der Lehrer hatte mit einem ganz anderen Thema begonnen, meinte zu mir, das Alphabet könnten sie schon und ich sollte doch Farben machen, wobei sie die Farben definitiv schon kannten. Ich habe ihn dann gebeten, eine Stunde bei ihm mal zuschauen zu dürfen, um zu sehen, wie der Unterricht hier abläuft und das ging auch zum Glück nach einigen Überredungskünsten, obwohl mich das auch nicht wirklich weitergebracht hat.
Nach der Stunde hatte ich zum Glück erst mal eine Weile frei, weil ich echt deprimiert war. Ich hatte den ganzen Unterricht so sorgfältig vorbereitet und hatte das Gefühl, dass alle Vorbereitungen umsonst waren, weil ich den Kindern einfach nicht erklären kann, was sie machen sollen.
Nachmittags bin ich dann ziemlich unmotiviert wieder in die Schule gefahren, wurde in meinen Matheklassen alleine vor die Klasse gestellt und hatte dann noch mal die erste Preschoolklasse, die aber dieses Mal besser lief, weil die kleinen Kinder sich besser konzentrieren konnten.
Somit war der zweite Tag sehr ernüchternd und es blieb leider auch ein Auf und Ab in der Schule. Ohne Vietnamesisch kann ich den Unterricht einfach nicht so gestalten, wie ich es gerne würde, wodurch ich im Laufe der Woche immer weniger Unterricht vorbereitet habe. Aber es gibt, vor allem in den Preschoolklassen, auch die positiven Momente, wie, wenn zumindest 4 Kinder der zweiten Preschoolklasse mein Alphabet-Memory verstehen, oder gestern doch einige Kinder die Farben rot, gelb, grün und rot erkennen, die ich ihnen seit einer Woche eintrichtere. Generell macht mir das Unterrichten Spaß und ich sehe auch definitiv die Vorteile, dass ich im Unterricht schon jetzt alleine stehe. Was allerdings schade ist, dass zu den anderen Lehrern kaum Kontakt besteht, weil sie entweder gar kein oder nur sehr wenig Englisch sprechen. Dadurch fällt es schwer, hier Anschluss zu finden. In den Pausen oder nach der Schule bin ich leider auch immer so geschafft, dass ich mich hinlegen oder anderweitig ausruhen muss. Aber nach einer Zeit werde ich mich hoffentlich an die Arbeit gewöhnen und mehr Kraft für andere Dinge haben.
Für dieses Wochenende ist noch nichts geplant. Gestern Abend waren wir auf einem Schiff essen, das eine Stunde auf dem Mekong fährt. Es hat sehr gut geschmeckt, aber noch mal brauche ich es nicht unbedingt, weil die ganze Zeit sehr schlechte und laute Livemusik lief.
So viel zu mir – ich freue mich immer, wenn ich von Euch höre!!
Eure Clara

Montag, 5. Oktober 2009

Mein erster Schultag

Endlich schaffe ich es, Euch von gestern zu berichten, denn trotz wenig Unterricht hatte ich einiges zu tun.
Gestern morgen klingelte der Wecker sehr früh, sodass wir pünktlich um Viertel vor 7 in der Schule sein konnten. In der Schule gibt es um halb 7 Frühstück für die Kinder, wobei uns freigestellt ist, ob wir daran teilnehmen. Da ich mit großer Sicherheit eine Nudelsuppe oder ähnliches befürchte, wollte ich am ersten Tag noch einmal "richtig" frühstücken. Um 7 beginnt der Unterricht, wobei Montags in der ersten Stunde immer die Flagge gegrüßt wird. Alle Kinder sitzen auf dem Schulhof, singen die Nationalhymne, sagen die fünf Regeln des Ho Chi Minh auf (sofern ich das richtig verstanden habe) und hören dem Schuldirektor zu, bei dem ich aber wirklich keine Ahnung habe, was er gesagt hat oder haben könnte. Am Ende hat er uns vorgestellt, was so ablief, dass plötzlich alle Lehrer uns anschauten und flüsterten „stand up, stand up“. Die Lehrer sitzen bei dieser Veranstaltung nämlich vor den Kindern.
Nachdem wir dann genügend die Flagge gegrüßt hatten, erwarteten wir, unseren Stundenplan zu bekommen. Zunächst wurden wir aber mit dem Musiklehrer in die Vorschule geschickt. Dort wollte der Musiklehrer uns dann einfach machen lassen und so standen wir ziemlich verloren an der Tafel, haben nach einer Weile das Alphabet an die Tafel geschrieben und bestimmt eine halbe Stunde am Stück auf die verschiedenen Buchstaben gezeigt. Das war ein ziemlich deprimierendes Erlebnis zu Beginn, weil keiner uns sagen konnte, wie die Kinder normalerweise lernen etc. Als wir aus dieser Stunde herauskamen, wurden wir gleich in die nächste Vorschulklasse geschickt. Es gibt hier nämlich zwei Vorschulklassen – In der ersten Vorschule waren die Kinder 4 oder 5 Jahre alt (preschool 2), in der zweiten waren sie alle jünger, das jüngste Kind soll wohl 20 Monate alt sein (preschool 1). In preschool 1 sollten wir dann Farben lehren, wobei die kleinen Kinder sich verständlicherweise nach 10 Minuten nicht mehr konzentrieren können. Ihnen wurde eine kurze Pause gewährt, aber nach 5 Minuten wurden sie wieder vor uns gesetzt, dass wir weiter unterrichten. Als wir diese Stunde dann auch endlich überstanden hatten, fragten wir entschiedener nach unserem Stundenplan und bekamen ihn dann auch. Wir sahen, dass wir den ganzen Montag Morgen keinen Unterricht haben und, um weiteren peinlichen preschool-Stunden zu entgehen, fuhren wir zurück. Dort passierte nicht viel außer ausruhen und den Stundenplan betrachten. Neben 10 Stunden Mathe werde ich nämlich auch in der preschool 9 Stunden unterrichten. Das war am Anfang eine nicht ganz so erfreuliche Nachricht nach meinen Erfahrungen am Vormittag, aber schon bald war ich total motiviert, den Unterricht von den preschool-Kindern etwas kreativer zu gestalten.
Erst um 2 Uhr mussten wir wieder in der Schule sein, um „richtig“ mit dem Unterrichten zu beginnen. Davor ist ab halb 11 Pause mit Lunch, was wir auch essen können und sicherlich auch mal machen werden. Ich fing mit der ersten Klasse an – hier gibt es 5 Jahrgänge mit nur jeweils einer Klasse – und das war auch ganz gut. Die Mathelehrerin, die ich eigentlich zum Unterricht begleiten soll, wird mich maximal nur noch diese Woche im Unterricht begleiten, sodass ich viel alleine unterrichten werde. So stand das zwar nie in der Einsatzplatzbeschreibung, aber als sie mich gestern nach 10 Minuten verlassen hat, klappte der Unterricht ganz gut. Es ist eine Herausforderung mit den kleinen Kindern, die mich auf Englisch nicht verstehen und mich auf Vietnamesisch anreden, aber es ist immer eine Nurse da, die ein bisschen übersetzen kann.
Nach einer 30-minütigen Snackpause hatte ich meine zweite und letzte Klasse für den Tag, die 5. Sie jubelten, als ich hereinkam, was ganz ungewohnt war, aber es macht Spaß, dort zu unterrichten. Wieder war ich nach 10 Minuten allein. Das war in Ordnung, aber es ist schwierig, wenn man diesen Unterricht nicht vorbereitet hat, was für mich gestern ja noch gar nicht möglich war.
Schon während meiner ersten Stunde hatte es angefangen zu schütten und leider schüttete es immer noch, als ich Schluss hatte. Eigentlich wollte ich möglichst schnell nach Hause fahren, hielt nach 5 Minuten aber in einem Cafe, um nicht so nass zu werden. Da der Regen nach einer halben Stunde aber weiter anhielt, entschloss ich mich dann doch zu fahren. Nass wäre ich so oder so geworden, denn viele Straßen waren überschwemmt und man stand teilweise bis zu den Waden im Wasser. Dafür weiß ich jetzt, wie es ist, Fahrrad in einem Fluss zu fahren…;) Auf dem Rückweg machte ich noch halt in einem Schreibwarengeschäft und bin jetzt stolze Besitzerin von farbigen Wachsmalstifen. Als ich zurückkam, war leider nicht nur ich nass, sondern auch mein halbes Zimmer, weil ich vergessen hatte, das Fenster in meinem Zimmer zu schließen. Vor dem Fenster steht mein Schreibtisch mit Laptop und sämtlichen Abschiedsgeschenken, die jetzt alle etwas verunstaltet sind. Die mit Füller geschriebenen Karten kann man gar nicht mehr lesen, aber ich werde sie in guter Erinnerung behalten! Es hat ziemlich lange gedauert, das Zimmer zu trocknen, weil zeitgleich auch Stromausfall war und ich nur spärliches Licht von meiner Kopflampe hatte. Aber irgendwann war ich dann doch fertig und konnte mit meinen Unterrichtsvorbereitungen für die heutigen preschool-Stunden beginnen. Dafür bastelte ich einen Farbwürfel, ein Buchstabenmemory und Farbkarten. Das hat den ganzen Abend eingenommen, aber in den nächsten Tagen werde ich noch mehr basteln. Dank einer supertollen großen Schwester habe ich auch noch viele andere Ideen.
Ansonsten ist nicht viel passiert an dem Abend, weil alles überschwemmt war. Irgendwann bin ich durch das Wasser gewatet, um etwas zum Abendbrot zu holen, aber mehr war nicht möglich.Jetzt sitze ich hier und muss gleich losgehen zu meiner ersten Stunde – preschool.
Eure Clara

Sonntag, 4. Oktober 2009

Sightseeing in Can Tho

Heute mittag bin ich ein wenig durch Can Tho gelaufen, um mir die Stadt ein wenig genauer anzuschauen. Außer dem Besuch von zwei Pagoden, die in meinem Reiseführer standen, hatte ich aber kein bestimmtes Ziel. Und so lief ich erstmal los in Richtung Innenstadt, wo ich als erstes Mal in die Markthalle ging, die auch in meinem Reiseführer erwähnt wurde. Dort gab es aber außer Kleidung nicht viel mehr zu sehen, sodass ich bald weiterging und auf die erste Pagode zusteuerte. Ich bekam gleich einen englischsprachigen Informationszettel in die Hand gedrückt, der wirklich interessant war. Generell gefiel mir die Pagode sehr gut. Daraufhin lief ich eine Weile am Mekong entlang und ging in eine Marktstraße. Sie ist auch in meinem Reiseführer aufgeführt und ich hatte erwartet, dass es lediglich die Straße sei. Aber am Ende der Straße befand sich noch eine riesige Markthalle mit viel Fisch und Fleisch - es roch dort natürlich auch dementsprechend, weshalb ich mich nur sehr kurz dort aufhielt. Besonders als plötzlich ein überdimensionaler Käfer über meinen Fuß krabbelte, beeilte ich mich, an einen anderen Ort zu kommen. Ich werde noch einmal dorthin zurückkehren, wenn ich auf den Geruch besser vorbereitet bin. In der Marktstraße suchte ich verzweifelt nach einer Mango, aber es scheint seit zwei Tagen in der ganzen Stadt keine Mangos mehr zu geben, oder sie verstecken sich vor mir. Also musste ich mit anderem Obst Vorlieb nehmen.
In der zweiten Pagode, die ich besuchte, unterhielt ich mich eine Weile mit einem Mönch; vielmehr versuchte ich es, weil sein Englisch wirklich kaum zu verstehen war. Aber er war sehr nett und hat mir alles gezeigt und sicherlich auch alles erklärt.
Nachdem ich dann einige Stunden unterwegs war und es die ganze Zeit geregnet hatte, bin ich dann zurückgegangen.
Eben war ich noch etwas essen und anschließend in einem Cafe, wo ich eigentlich nur einen Fruchtsaft trinken wollte, dann aber einen Milchshake (wäre ja okay gewesen...) mit diesem komischen Glibberzeug, das unter anderem auch in Che ist, bekam - eine kleine Enttäuschung, aber dafür weiß ich, wenn ich das nächste Mal dorthin gehe, was ich nicht nehme. ;)
Jetzt werde ich wohl bald schlafen müssen, denn morgen beginnt schon um 7 Uhr meine Arbeit an der Schule, und dafür will ich schließlich fit sein!
Eure Clara