Freitag, 18. Dezember 2009

Blogeintrag vor Weihnachten

Kurz bevor ich ein bisschen Weihnachtsurlaub machen werde, wollte ich mich hier nochmal melden. Die letzten zwei Wochen waren etwas schwierig; zum ersten Mal gab es wirkliche Probleme in der Schule, sodass ich mich eine Zeit lang sehr unwillkommen gefühlt habe. Das hat sich nach einigen Tagen aber wieder verbessert und ich kann nun wieder mit Vorfreude in die Schule gehen. Meinen Unterricht habe ich dennoch ein wenig verändert, besonders den Preschoolunterricht, wo ich nun beginne, mit den Kindern zu singen. Zumindest versuche ich es. Ich muss mich wohl darauf einstellen, noch eine Zeit lang allein zu singen, aber wenn auch nur ein Kind mit summt, ist es schließlich schon ein Erfolg! Seit einer Woche ist nun auch ein neuer Englischlehrer an unserer Schule. Der letzte wurde nach Beschwerden der Eltern gefeuert; ob der neue nun aber eine Verbesserung darstellt, mag ich bezweifeln. Es handelt sich bei ihm nämlich um einen Studenten der Universität, an der unsere Direktorin unterrichtet. Sein Englisch ist, nun ja, ausbaufähig. Ich warte auf den Tag, an dem über ihn genug Beschwerden zusammengekommen sind und auch er ausgetauscht wird. Vielleicht kommt ja irgendwann mal ein anständiger Lehrer – das wäre auch für uns ganz hilfreich!Mittlerweile war ich mit meiner Projektpartnerin auch beim Schneider, um aus dem Stoff nun auch einen Ao Dai zu machen. Das wurde aber erstmal zu einer längeren Aktion. Nachdem wir nämlich vermessen worden sind, war ein Stoff zu klein, und da wir ihn nicht selbst gekauft hatten, wussten wir nicht, wo wir ihn umtauschen sollten. Also mussten wir ihn zur Schule zurückbringen, die ihn dann umgetauscht haben. Heute waren wir bei der Anprobe und ich muss sagen, es sieht sehr interessant aus. Am Dienstag wird er fertig sein und ich bin schon gespannt, wie es dann aussehen wird, denn heute hatten wir nur das Oberteil an, welches an manchen Ecken auch noch nicht ganz saß. Endlich wurde ich mal wieder von einer Vietnamesin auf dem Fahrrad angesprochen. Sie war mir zu Beginn sehr sympathisch, brauchte drei Anläufe, um nach meiner Handynummer zu fragen. Als ich mich aber am nächsten Tag mit ihr zum Mittagessen getroffen habe, musste ich leider feststellen, dass sie kaum Englisch sprechen konnte. So war eine Unterhaltung fast nicht möglich.Das letzte Wochenende habe ich hier in Can Tho verbracht, denn ich hatte mal wieder das Bedürfnis nach etwas Ruhe und Zeit für mich. Außerdem musste ich ein bisschen für meinen Geburtstag vorbereiten, weil ich mir überlegt hatte, für meine Schüler am Montag Berliner zu machen. Dazu musste einiges eingekauft werden; den Sonntag habe ich damit verbracht, sie herzustellen, was erstaunlich gut ging. Ein bisschen Improvisation war gefragt und sie sahen am Ende natürlich nicht aus wie beim deutschen Bäcker, aber sie bestanden aus Hefeteig und hatten eine Marmeladenfüllung! Leider haben wir hier keine Waage, sodass ich viel zu wenig Zucker in den Teig gemacht habe und sie deshalb gar nicht süß waren, aber zum Glück weiß hier ja keiner, wie richtige Berliner schmecken. Am Sonntag war ich außerdem mit zwei anderen Freiwilligen im Cafe, wo wir Karten gespielt haben. Das hat die Blicke sämtlicher im Cafe sitzenden Vietnamesen auf uns gezogen.Am Montag hatte ich dann Geburtstag. Insgesamt war es ein sehr normaler Tag mit ein paar Ausnahmen. Morgens habe ich mit meiner Mitbewohnerin gefrühstückt, die mir eine Kerze angezündet und ein kleines Törtchen gekauft hatte, später sind wir zusammen ins Cafe und essen gegangen. Mittags musste ich zur Schule, wo ich ja eigentlich die Berliner verteilen wollte. In der ersten Stunde, wo ich die erste Klasse unterrichtet habe, habe ich mich dann aber zunächst dagegen entschieden, weil ich zu viel Unruhe erwartet habe und befürchtet habe, dass sowieso kaum ein Kind versteht, warum ich ihnen etwas mitgebracht habe. Dafür habe ich sie dann in der fünften Klasse verteilt. Die Kinder waren ganz süß, haben mir ein Geburtstagsständchen gesungen und jeder wollte mir etwas schenken. Das ging von einer Weihnachtskarte über einen Herzchenanspitzer bis zu Kleber. Als ein Mädchen ihren Zirkel herausholte, habe ich diese Aktion dann aber gestoppt. Den Rest der Stunde haben wir Bingo gespielt und gegessen. Die nurse stand eine ganze Zeit lang vor der Tür, hat in den Raum hereingeschaut und wahrscheinlich gedacht: „Was macht die denn da?“. Was wirklich erstaunlich war, war, dass die Kinder alle Berliner aufgegessen haben. Ich habe in einen herein gebissen und mir gedacht, oh mein Gott! Sie waren so zäh geworden und trieften nur so von Öl. Zeitgleich sagte jedes Kind „very good“. Eine Zeit lang war mir das echt peinlich, weil ich dachte, die Kinder sagen das nur aus Höflichkeit, als sie aber alle aufaßen, habe ich mir gedacht, dass sie sie ja nicht ganz so schlimm finden konnten. Abends habe ich mich dann mal wieder mit meiner vietnamesischen Freundin und diesmal ihrem Freund getroffen. Gemeinsam waren wir essen und ich habe erstaunlicherweise mal einen männlichen Vietnamesen kennengelernt, der nett ist und mit dem man sich ganz normal unterhalten kann! Die letzten Tage habe ich viel mit Weihnachtsvorbereitungen verbracht – Weihnachtsgeschenke und Einkaufen für unser Weihnachtsessen. Langsam kommt auch ein bisschen Weihnachtsstimmung auf, wenn auch nur sehr gering. Ab morgen geht es dann erst mal für ein paar Tage nach Phu Quoc, eine vietnamesische Insel. Als ich gestern nach der Schule noch am Mekong saß und zwei Leute habe schwimmen sehen, stieg die Vorfreude auf Strand, Sonne und Meer. Da ich aber nun bis Weihnachten nur noch einen Abend zu Hause sein werde und nicht weiß, ob ich mich bis dahin nochmal hier melden kann, werde ich Euch allen schon jetzt ein schönes Weihnachtsfest wünschen!
Eure Clara

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