Montag, 5. Oktober 2009

Mein erster Schultag

Endlich schaffe ich es, Euch von gestern zu berichten, denn trotz wenig Unterricht hatte ich einiges zu tun.
Gestern morgen klingelte der Wecker sehr früh, sodass wir pünktlich um Viertel vor 7 in der Schule sein konnten. In der Schule gibt es um halb 7 Frühstück für die Kinder, wobei uns freigestellt ist, ob wir daran teilnehmen. Da ich mit großer Sicherheit eine Nudelsuppe oder ähnliches befürchte, wollte ich am ersten Tag noch einmal "richtig" frühstücken. Um 7 beginnt der Unterricht, wobei Montags in der ersten Stunde immer die Flagge gegrüßt wird. Alle Kinder sitzen auf dem Schulhof, singen die Nationalhymne, sagen die fünf Regeln des Ho Chi Minh auf (sofern ich das richtig verstanden habe) und hören dem Schuldirektor zu, bei dem ich aber wirklich keine Ahnung habe, was er gesagt hat oder haben könnte. Am Ende hat er uns vorgestellt, was so ablief, dass plötzlich alle Lehrer uns anschauten und flüsterten „stand up, stand up“. Die Lehrer sitzen bei dieser Veranstaltung nämlich vor den Kindern.
Nachdem wir dann genügend die Flagge gegrüßt hatten, erwarteten wir, unseren Stundenplan zu bekommen. Zunächst wurden wir aber mit dem Musiklehrer in die Vorschule geschickt. Dort wollte der Musiklehrer uns dann einfach machen lassen und so standen wir ziemlich verloren an der Tafel, haben nach einer Weile das Alphabet an die Tafel geschrieben und bestimmt eine halbe Stunde am Stück auf die verschiedenen Buchstaben gezeigt. Das war ein ziemlich deprimierendes Erlebnis zu Beginn, weil keiner uns sagen konnte, wie die Kinder normalerweise lernen etc. Als wir aus dieser Stunde herauskamen, wurden wir gleich in die nächste Vorschulklasse geschickt. Es gibt hier nämlich zwei Vorschulklassen – In der ersten Vorschule waren die Kinder 4 oder 5 Jahre alt (preschool 2), in der zweiten waren sie alle jünger, das jüngste Kind soll wohl 20 Monate alt sein (preschool 1). In preschool 1 sollten wir dann Farben lehren, wobei die kleinen Kinder sich verständlicherweise nach 10 Minuten nicht mehr konzentrieren können. Ihnen wurde eine kurze Pause gewährt, aber nach 5 Minuten wurden sie wieder vor uns gesetzt, dass wir weiter unterrichten. Als wir diese Stunde dann auch endlich überstanden hatten, fragten wir entschiedener nach unserem Stundenplan und bekamen ihn dann auch. Wir sahen, dass wir den ganzen Montag Morgen keinen Unterricht haben und, um weiteren peinlichen preschool-Stunden zu entgehen, fuhren wir zurück. Dort passierte nicht viel außer ausruhen und den Stundenplan betrachten. Neben 10 Stunden Mathe werde ich nämlich auch in der preschool 9 Stunden unterrichten. Das war am Anfang eine nicht ganz so erfreuliche Nachricht nach meinen Erfahrungen am Vormittag, aber schon bald war ich total motiviert, den Unterricht von den preschool-Kindern etwas kreativer zu gestalten.
Erst um 2 Uhr mussten wir wieder in der Schule sein, um „richtig“ mit dem Unterrichten zu beginnen. Davor ist ab halb 11 Pause mit Lunch, was wir auch essen können und sicherlich auch mal machen werden. Ich fing mit der ersten Klasse an – hier gibt es 5 Jahrgänge mit nur jeweils einer Klasse – und das war auch ganz gut. Die Mathelehrerin, die ich eigentlich zum Unterricht begleiten soll, wird mich maximal nur noch diese Woche im Unterricht begleiten, sodass ich viel alleine unterrichten werde. So stand das zwar nie in der Einsatzplatzbeschreibung, aber als sie mich gestern nach 10 Minuten verlassen hat, klappte der Unterricht ganz gut. Es ist eine Herausforderung mit den kleinen Kindern, die mich auf Englisch nicht verstehen und mich auf Vietnamesisch anreden, aber es ist immer eine Nurse da, die ein bisschen übersetzen kann.
Nach einer 30-minütigen Snackpause hatte ich meine zweite und letzte Klasse für den Tag, die 5. Sie jubelten, als ich hereinkam, was ganz ungewohnt war, aber es macht Spaß, dort zu unterrichten. Wieder war ich nach 10 Minuten allein. Das war in Ordnung, aber es ist schwierig, wenn man diesen Unterricht nicht vorbereitet hat, was für mich gestern ja noch gar nicht möglich war.
Schon während meiner ersten Stunde hatte es angefangen zu schütten und leider schüttete es immer noch, als ich Schluss hatte. Eigentlich wollte ich möglichst schnell nach Hause fahren, hielt nach 5 Minuten aber in einem Cafe, um nicht so nass zu werden. Da der Regen nach einer halben Stunde aber weiter anhielt, entschloss ich mich dann doch zu fahren. Nass wäre ich so oder so geworden, denn viele Straßen waren überschwemmt und man stand teilweise bis zu den Waden im Wasser. Dafür weiß ich jetzt, wie es ist, Fahrrad in einem Fluss zu fahren…;) Auf dem Rückweg machte ich noch halt in einem Schreibwarengeschäft und bin jetzt stolze Besitzerin von farbigen Wachsmalstifen. Als ich zurückkam, war leider nicht nur ich nass, sondern auch mein halbes Zimmer, weil ich vergessen hatte, das Fenster in meinem Zimmer zu schließen. Vor dem Fenster steht mein Schreibtisch mit Laptop und sämtlichen Abschiedsgeschenken, die jetzt alle etwas verunstaltet sind. Die mit Füller geschriebenen Karten kann man gar nicht mehr lesen, aber ich werde sie in guter Erinnerung behalten! Es hat ziemlich lange gedauert, das Zimmer zu trocknen, weil zeitgleich auch Stromausfall war und ich nur spärliches Licht von meiner Kopflampe hatte. Aber irgendwann war ich dann doch fertig und konnte mit meinen Unterrichtsvorbereitungen für die heutigen preschool-Stunden beginnen. Dafür bastelte ich einen Farbwürfel, ein Buchstabenmemory und Farbkarten. Das hat den ganzen Abend eingenommen, aber in den nächsten Tagen werde ich noch mehr basteln. Dank einer supertollen großen Schwester habe ich auch noch viele andere Ideen.
Ansonsten ist nicht viel passiert an dem Abend, weil alles überschwemmt war. Irgendwann bin ich durch das Wasser gewatet, um etwas zum Abendbrot zu holen, aber mehr war nicht möglich.Jetzt sitze ich hier und muss gleich losgehen zu meiner ersten Stunde – preschool.
Eure Clara

1 Kommentar:

  1. huhu clara :)

    so, endlich mit internet versorgt, komm ich dazu, mal zu schreiben :)
    seid ihr also gut angekommen in can tho? wie gefällt es dir bisher? kommst du gut klar?
    cool bzw. ziemlich krass, dass ihr gleich so fix ins kalte wasser geschubst wurdet - aber wenn mit den kids alles gut läuft und sich in den nächsten wochen noch einspielt, dann wird es sicher ein tolles jahr :)
    liebe grüße,
    alex.

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