Nun, wo ich schon einige Tage unerwartet wieder zu Hause bin, möchte ich mal wieder meinen Blog aktualisieren nach einer sehr anstrengenden und ereignisreichen Woche. Aber beginne ich von vorne, mit dem Teachers Day, der hier in Vietnam groß gefeiert wird und jedes Jahr am 20. November stattfindet. Bei uns an der Schule wurde aber schon am Donnerstag vorgefeiert, wovon ich zuvor gar nichts wusste. Ich fuhr nachmittags zu meinem Unterricht und saß in der Pause nach der ersten Stunde am Nachmittag allein auf einer Bank im Pausenhof - meine Projektpartnerin war an diesem Tag nicht in die Schule gefahren - und wunderte mich, warum viele Lehrer im Ao Dai herumliefen, viele Kinder schicke Kleider trugen und irgendwie nicht Pause war wie sonst. Gegen Ende der Pause wurde ich von lauten "Hello Teacher" Rufen aus meinen Gedanken gerissen - es war meine zweite Preschoolklasse, die in einen Raum neben der Schule gingen. Immer mehr Kinder und Lehrer folgten ihnen, bis es klingelte und ich mich auf den Weg in meine nächste Klasse machen wollte. Doch da rief mich die nurse der ersten Preschoolklasse, konnte mir allerdings nicht sagen, was sie wollte. Als dann auch noch der Schulleiter kam und mir bedeutete, ich sollte ihm folgen, ging ich in den Raum, wo schon sämtliche Kinder der Schule saßen. Was hätte ich wohl gemacht, wenn ich vor der leeren Klasse gestanden hätte? Ich wurde in die erste Reihe geführt, wo schon die anderen Lehrer saßen. Ich saß in einer Reihe mit zwei Englischlehrerinnen (sie unterrichten aber nur sehr selten an unserer Schule), die mir immer mal etwas erklärten, grob die Reden von dem Schulleiter, dem Elternvertreter, der Lehrervertreterin und der Schülervertreterin übersetzten, Lieder übersetzten, die von den Kindern gesungen wurden und mir überhaupt den Sinn dieser Veranstaltung erklärten. Ein paar Kinder, die besonders gute Leistungen erbracht hatten, bekamen Geschenke und es wurden Umschläge überreicht, dessen Bewandnis ich allerdings noch nicht kenne. Irgendwann kam eine Angestellte unserer Schule zu mir und sagte, ich sollte nach vorne gehen. Ich war total perplex, hatte keine Ahnung, wo ich mich hinstellen und was ich machen sollte und muss wohl ziemlich verloren ausgesehen haben. Irgendwann stand ich dann auf dem Platz, wo sie mich haben wollten, und bekam vom Schulleiter ein Geschenk überreicht. Alle Kinder haben ganz laut geklatscht und es war eine tolle Bestätigung für meine Arbeit hier, nachdem ich in den letzten Unterrichtsstunden doch immer sehr laut werden musste, weil die Kinder so unruhig waren. Die anderen Lehrer und die nurses bekamen ebenfalls Geschenke, die nurses unter einem ähnlichen Applaus. Um halb 5 war die Veranstaltung dann zu Ende - ein toller Nachmittag und eine nette Veranstaltung!
Zu Hause öffnete ich das Geschenk und war beeindruckt: Stoff für einen Ao Dai! Jetzt müssen wir nur noch einen guten Schneider ausfindig machen, der uns aus diesem Stoff dann auch wirklich einen Ao Dai macht, aber die gibt es hier ja wie Sand am Meer.
Abends holte ich dann meinen ersten Besuch vom Busbahnhof ab.
Freitag war dann wirklich Teachers Day, an dem unsere gesamte Schule auf eine Insel fahren wollte. Ich konnte mir zuvor wenig darunter vorstellen und war gespannt, wie der Tag verlaufen würde. Als wir in die Schule kamen, herrschte schon ein ordentliches Gewusel und manche Kinder verteilten Blumen an ihre Lehrer. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, als ich von einem Kind aus der ersten Preschoolklasse eine Rose überreicht bekam. Sie war wahnsinnig süß und "musste" mich dann auch noch umarmen am Ende. Toll!
Um halb 8 ging es dann los. In einer langen Reihe liefen die Kinder am Mekong entlang (unsere Schule liegt direkt am Mekong) zu einer Bootsanlegestelle. Diese Boote fuhren uns dann zur Insel, von der ich wirklich überrascht war. Es war so grün ohne jegliches Riesenrad, Karussel etc., was hier immer die Parks verschandelt, und so wurden Decken ausgebreitet. Attraktionen für die Kinder waren eine riesige Schlange in einem viel zu kleinen Käfig und Krokodile in einem See, die sie füttern konnten. Wir verbrachten den Tag zum Teil mit den Kindern, zum Teil aber auch mit Spaziergängen über die Insel oder Kaffeetrinken. Um 3 ging es dann zurück - ein weiterer toller Tag!
Samstag wollte ich meinem Besuch dann ein bisschen von Can Tho zeigen. Seit langem ging ich wieder in die Touristengegend am Mekong, zeigte ihr den Markt dort, die Statue von Ho Chi Minh und eine Pagode. Der Rest des Tages verlief relativ ruhig. Am Sonntag wollten wir eigentlich eine Mopedtour machen in ein Storchenreservat, die wir aber nach kurzer Zeit abbrachen, weil das Moped ein paar seltsame Geräusche von sich gab. So gingen wir erst zu meiner Schule, um Badminton zu spielen, was allerdings auch nicht funktionierte, weil alle Felder besetzt waren. Also verbrachten wir einen weiteren ruhigen Nachmittag.
Die Schule am Montag war wieder sehr anstrengend und ich verzweifele zunehmend; besonders die erste Klasse ist schwierig. Am Anfang der Stunde schreibe ich immer alle Vokabeln, die sie für die Aufgabe, die wir an dem Tag bearbeiten, brauchen, an die Tafel. Nur leider bearbeiten sie die Aufgabe dann trotzdem falsch. Letzte Woche sollten sie ein Bild von sich selbst malen, da malt ein Kind einen Luftballon. Es konnte oder wollte mich nicht verstehen, als ich ihm gesagt habe, dass es etwas anderes malen soll. Zu sehr habe ich mich darüber aber auch nicht aufgeregt, schließlich war es der letzte Tag vor meinem Urlaub.
Dienstag ging es nämlich nach Saigon. Darauf war ich sehr gespannt und ich freute mich darauf! Die Reise begann allerdings schon nicht nach Wunsch - durch einige Unstimmigkeiten trennten sich mein Besuch von mir, ging in eine andere Unterkunft und schien Saigon lieber allein erkunden zu wollen. Zuerst dachte ich mir: egal, dann mache ich es eben alleine, als dann aber auch noch meine EC-Karte nicht funktionierte und mein Geld doch sehr begrenzt war, entschied ich sehr schnell, dass es am Mittwoch Abend nach Hause gehen sollte. Ich verbrachte die Tage in schönen Cafes (in einem Cafe konnte ich sogar deutschen Stern lesen - naja, von Mai 2008, aber immerhin!!), mit viel Einkaufen und leckerem Essen. Am späten Nachmittag wollte ich dann zum relativ weit außerhalb des Stadtzentrums gelegenen Busbahnhof fahren, um einen Bus nach Hause zu nehmen. Leider regnete es zu dieser Zeit in Strömen und das für mehrere Stunden. Irgendwann entschied ich dann aber trotzdem bei Regen zu fahren und war froh, als mich endlich mal wieder ein Xe Om Fahrer ansprach, ob ich mit auf seinem Moped fahren wollte, was eigentlich pausenlos in Saigon so ist, bei Regen aber plötzlich gar nicht mehr. Wir fuhren durch total überflutete Straßen und kamen an einem Busbahnhof an, der komplett unter Wasser stand. So durfte ich durch knöcheltiefes Wasser waten, um zu meinem Bus zu kommen. Die Rückfahrt war anstrengend; ich hatte einen doofen Platz bekommen, hatte mein ganzes Gepäck auf dem Schoß und war fertig. Nach 5 Stunden kam ich dann aber endlich in Can Tho an, nahm ein Xe Om nach Hause und schlief bald. Ich freue mich darauf, noch einmal nach Saigon zu fahren, denn insgesamt hat mir die Stadt sehr gut gefallen. Sie kam mir wahnsinnig westlich vor, wahnsinnig teuer und wahnsinnig überfüllt von weißen Touristen. Nervig ist, dass man pausenlos angesprochen wird - von Rikschafahrern, Xe Om Fahrern, Restaurantbesitzern, Hotelbesitzern oder Verkäufern, die ihre Sätze meistens mit "Miss..." beginnen, was ich noch viel anstrengender finde als das "teacher", das ich jeden Tag in der Schule zu hören bekomme. Trotzdem: Eine tolle Stadt, sodass ich mich auf meinen nächsten Besuch Ende Dezember freue!
Donnerstag und Freitag war ich lange am Überlegen, ob ich die freien Tage doch nicht nutzen sollte und wieder unterrichten sollte, entschied mich aber dann dagegen. Ich verbrachte 1 1/2 ruhige Tage, bis am Freitagmittag eine Freiwillige aus Soc Trang kam. Mit ihr ging ich hier gut essen, zeigte ihr meine Schule, saß in Cafes etc. Es war also ein sehr ruhiges Wochenende, an dem ich aber froh war, jemanden hier zu haben, nachdem ich die Enttäuschung der Saigonreise erstmal verarbeiten musste.
Heute beginnt nun eine weitere Schulwoche. Besonders auf meine Preschoolkinder morgen freue ich mich schon sehr!
Eure Clara
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