Sonntag, 15. November 2009

Ausflug nach Bac Lieu

Ein sehr schönes Wochenende liegt nun fast hinter mir und ich freue mich darauf, Euch nun davon berichten zu können.
Am Freitag Abend kam eine Freiwillige aus Soc Trang zu mir, mit der ich am Samstag nach Bac Lieu fahren wollte. Als sie ankam, waren wir seit längerem mal wieder "europäisch" essen - Pizza am Mekong. Die Kellnerin hatte uns wohl schon vor zwei Wochen in Soc Trang beim Ooc Om Bok gesehen und sprach auch ganz gut Englisch - ein netter Zufall! Das Essen war gut, aber teuer und mit Pizza in Deutschland natürlich nicht zu vergleichen, aber doch besser als immer wieder Reis. Am Samstag wurden wir um Viertel vor 7 von zu Hause abgeholt, um zum Busbahnhof gebracht zu werden. In unserem Auto saßen schon zwei weitere Weiße, die sich später als Deutsche entpuppten. Leider fuhren sie nicht nach Bac Lieu, sondern nach Rach Gia, um von dort nach Phu Quoc zu fahren - das Touristenprogramm eben. Als wir in der Wartehalle saßen, hatte ich das Gefühl, sämtliche Vietnamesen würden uns auslachen, dass wir nach Bac Lieu fahren, aber wir wollten diesen Ort nun mal sehen. Die Fahrt dauerte etwa drei Stunden und wir machten sogar eine Pause zwischendurch.
In Bac Lieu angekommen wollten wir zunächst einen Bus zurück buchen - eine Herausforderung, weil natürlich mal wieder keiner Englisch sprach. Mit Zettel und Stift konnten wir auch einen Bus buchen, das Personal hatte allerdings noch eine Frage, die wir nicht verstanden. So wurde kurzerhand eine Frau angerufen, die Englisch sprach und anscheinend extra für uns zum Busbahnhof gefahren kam.
Als der Bus dann endlich gebucht war, machten wir uns auf den Weg, ein Taxi zu finden, mit dem wir zum Vogelreservat fahren wollten, laut Reiseführer berühmt bei Vogelliebhabern. Da kein Taxi in Sicht war, folgten wir dem Rat des Reiseführers, zur Touristeninformation zu gehen und von dort ein Taxi zu bestellen. Wir liefen los ohne Stadtplan in eine Richtung, wo wir die Touristeninformation vermuteten, und fragten hin und wieder nach - und siehe da, wir fanden sie doch verhältnismäßig schnell. Neben der Touristeninformation steht ein riesiges Hotel, das zwar sehr einladend aussieht, bei dem ich mich aber frage, wer dort wohl übernachten will, bietet Bac Lieu nun nicht die außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten. In der Touristeninformation saßen zwar an die 7 Leute, die allerdings alle nichts zu tun hatten, teilweise schliefen und vielleicht froh waren, als wir mal ihre Hilfe benötigten. So fand sich auch schnell ein Fahrer, der uns zum Vogelpark bringen wollte. Wir fuhren aus der Stadt hinaus bis zu einem Tor, das Tor zum Vogelpark. Am Tor war ein kleines Häuschen - vielleicht ein Kassiererhäuschen - das aber leer aussah. So gingen wir einfach hinein in den Park, vorbei an einigen Häusern bis zu einem weiteren Tor, das verschlossen war. Wir befürchteten schon, dass unser Plan wieder nicht funktionieren würde, und liefen zurück zum Kassiererhäuschen, wo wir schließlich bemerkten, dass es nicht leer war, sondern dass dort ein Mann schlief. Er schien uns auch zu sehen, aber rührte sich nicht vom Fleck. So kam irgendwann ein Mann, dem wir versuchten, unser Anliegen zu erklären, der allerdings nichts verstand. Er ließ eine weitere Person holen, die Englisch sprechen sollte - ich war stolz, so viel Vietnamesisch zu verstehen :) - und kurze Zeit später kam ein älterer Mann, den ich nun gar nicht erwartet hatte, denn es sind hier eher Jugendliche, die in der Schule oder an der Universität Englisch lernen. Er setzte sich dann neben uns auf die Bank und frage "Can I help you?" - ääh, ja, schon irgendwie...;) Wir hielten ihm wieder einen Zettel hin mit vereinzelten vietnamesischen Wörtern, später malten wir ein Bild von dem verschlossenen Tor, bis er irgendwann sagte, wir sollten 40000 bezahlen und er würde uns aufschließen. Ich wusste am Anfang nicht, was ich von ihm halten sollte, denn er sah so gar nicht aus wie ein Offizieller, der den Park verwaltet, dazu kam, dass er einfach den Preis nahm, der auf unserem Zettel stand. Dieser Preis kam aus dem Lonely Planet Reiseführer - in meinem hätte man nur 20000 bezahlt, aber wir wollen ja nicht so sein. Und so gaben wir ihm das Geld und er verschwand, um bald mit ein paar Schlüsseln wiederzukommen und uns mit seinem Moped zum Tor zu fahren. Nachdem er dann noch mal zurückmusste, weil er den falschen Schlüssel mithatte (Bedenken: Würde er wiederkommen und hatte er überhaupt den richtigen Schlüssel?), schloss er uns schließlich auf und es stellte sich heraus, dass er unser Führer sein würde. Wir fuhren ein Stück mit dem Moped und hielten an einer kleinen Abzweigung. Der Weg war überhangen von Palmen und anderen Bäumen - wir befanden uns sozusagen richtig im Dschungel. Beim Laufen hörten wir viele Vögel und sahen auch einige. Als dieser Weg irgendwann zu Ende war, gingen wir zurück und fuhren weiter bis zu einer Brücke, die über einen kleinen Fluss führte - ohne Geländer, aber sie scheint ja auch nicht oft betreten zu werden. Wir überquerten sie und gelangten zu einem Aussichtsturm, den wir besteigen sollten. Ich hatte ganz schön zu kämpfen, als ich die Leiter hinaufstieg, und wollte kurze Zeit unten bleiben, war, als ich oben die Aussicht genießen konnte, aber froh, es gemacht zu haben. Es war faszinierend, die grüne Landschaft zu sehen, durch die sich der Fluss schlängelte, den wir gerade überquert hatten. Der Abstieg war fast noch schlimmer als der Aufstieg, aber, wie ihr merkt, bin ich wieder heile unten angekommen. Und so fuhren wir weiter zu unserer letzten Station, ein Weg, der zu einer Art Denkmal führte. Dort hielten wir uns eine Weile auf, bevor unser Trip durch den Vogelpark endete. Es ist natürlich fraglich, ob sich für dieses Stündchen im Vogelpark eine dreistündige Fahrt wirklich lohnt, aber man muss es ja ausprobiert haben und die Natur ohne Straßenlärm etc. war toll! Mit Leibniz-Vollkornkeksen, einer Drachenfrucht und ein paar Mandarinen machten wir auf einer Bank ein Deutsch-Vietnamesisches Picknick, bevor wir zurückfahren wollten. Die Nummer, mit der wir uns ein Taxi rufen wollten, schien allerdings nicht zu existieren, sodass wir erst eine Stück laufen wollten zu einer belebteren Straße, wo wir hofften, dass uns ein Vietnamese ein Taxi rufen würden. An der Straßenecke befand sich dann auch ein Cafe mit ein paar Menschen, denen wir mal wieder einen Zettel zeigten. Sie begannen auch zu telefonieren, schienen die Nummer des Taxiunternehmens aber auch nicht zu kennen. Das ganze Cafe war bemüht, uns zu helfen, und so sagten sie uns irgendwann, wir sollten doch ein Xe Om nehmen. Inzwischen hatten wir einen Zuckerrohrsaft bestellt, weil wir uns doch für die Hilfe ein wenig revanchieren wollten, und stießen auf Begeisterung, als wir "hai nouc mia" bestellten.
Anschließend fuhren wir also mit dem Xe Om zurück in die Stadt. Mein Fahrer machte noch kurz Station bei der Tankstelle, wo ich kurzzeitig dachte, er würde mich jetzt dort absetzen, brachte mich dann aber ganz bis zum Busbahnhof. Zwar haben wir mit dem Xe Om wesentlich mehr bezahlt, als wir mit dem Taxi bezahlt hätten, aber es macht doch mehr Spaß und eigentlich hatten wir ja auch keine Wahl. Die Zeit, bis unser Bus abfuhr, verbrachten wir in einem weiteren Cafe und traten dann unsere Rückfahrt an. Die Rückfahrt dauerte wesentlich länger als die Hinfahrt und wir fahren froh, als wir dann um Viertel vor 6 wieder in Can Tho ankamen. Auf dem Rückweg gingen wir essen in einem Restaurant, in dem man sich selbst Frühlingsrollen machen kann, und machten das bei Kerzenschein, weil kurze Zeit zuvor der Strom ausgefallen war. Kaputt, aber zufrieden kamen wir anschließend wieder zu Hause an und ließen den Tag ruhig ausklingen.
Heute hieß es dann Erholen von gestern. Bevor ich meinen Besuch um 1 wieder zum Busbahnhof bringen musste, erledigten wir noch einige Einkäufe, die man in Soc Trang nicht bekommt, und saßen in einem Cafe. Als ich dann wieder allein zu Hause war, schlief ich erst mal eine Weile. Seitdem sitze ich hier und habe gleich endlich meinen Blogeintrag fertig gestellt.
Ansonsten macht die Schule weiterhin sehr viel Spaß, besonders meine Preschoolkinder bereiten mir ganz viel Freude. Donnerstag Abend habe ich mich seit langem mal wieder mit meiner vietnamesischen Freundin getroffen. Sie wollte mit mir in ein Restaurant am Mekong gehen, die Touristenecke. Es war ganz lustig, als verschiedene Touristen neben uns am Tisch saßen, unter anderem Deutsche, und ich habe stärker als sonst gemerkt, wie wenig ich mich als Tourist hier fühle.
Seit Mittwoch ist auch meine "sturmfreie" Zeit hier im Haus vorbei und meine Mitbewohnerin ist aus Saigon zurückgekehrt. Nach einem sehr entspannten Wochenende, wo ich endlich mal wieder selbstgekochte Nudeln etc. gegessen habe, klappt das Zusammenleben aber auch ganz gut.
Nun freue ich mich auf nur vier Schultage nächste Woche, auf den teachers Day am Freitag und auf meinen australischen Besuch, mit dem meine erste Saigon-Reise und mein erster längerer Urlaub verbunden sein wird.
Eure Clara

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