Dienstag, 29. September 2009

Ausführlich aus Can Tho

An meinem zweiten Morgen in Can Tho habe ich gerade eine so gute Internetverbindung, dass ich mich ausführlicher melden kann. Also beginne ich mal, von vorne zu erzählen: Nachdem ich meinen Blogbericht verfasst hatte, ging es bald los zum Flughafen. Ich war froh, als wir alle eingecheckt hatten und in das Flugzeug steigen konnten. Der Flug war ziemlich turbulent und ich wäre einige Male gerne ausgestiegen - besonders die Landung war etwas gewöhnungsbedürftig, weil das Flugzeug immer tiefer flog, unter uns aber der Mekong war. Ich glaube, wir wären fast im Mekong gelandet. Glücklich, dass ich heil angekommen bin, war ich etwas überrascht über das winzige Flughafengebäude, das es in Can Tho gibt. Aber da ich nach der Landung sowieso beschlossen habe, nicht unbedingt wieder mit dem Flugzeug reisen zu müssen, sondern eher einen Bus oder Zug zu nehmen, ist das ja egal. Mit Taxis ging es dann erst zu einem Hotel, wo unsere Betreuerin und vier andere Freiwillige, die in andere Städte im Mekong-Delta gehen, wohnen. Wir fuhren dann von dort aus zu unseren Unterkünften. Als wir in diesem Haus ankamen, waren die Vermieter leider nicht da. Es war etwas eigenartig, durch ein Haus zu gehen, dessen Besitzer man nicht kennt. Die Zimmer sind sehr schön - mein Bad ist relativ klein, was das Duschen immer zu einem kleinen Problem macht, weil sie halb über dem Waschbecken und halb über dem Klo ist und man beim Duschen das halbe Bad überschwemmt, aber dafür habe ich einen Balkon, auf dem ich gerade sitze und schreibe. Die Umgebung, in der wir im Moment wohnen, gefällt mir auch sehr gut. Wir wohnen zu Fuß etwa eine Viertelstunde von der "Innenstadt" entfernt, wo die Ho-Chi-Minh-Statue steht. Eine Minute entfernt ist ein Park, der aber nur sehr klein ist und etwas verunstaltet wurde durch ein Riesenrad und diverse andere Dinge. Unsere Straße ist mehr eine Gasse mit Häusern, die zwar teilweise von außen etwas heruntergekommen wirken, aber innen sicherlich sehr gut ausgestattet sind.
Unsere Familie besteht, soweit ich das richtig mitbekommen habe, aus Mutter, Vater und einer Tochter, die im Grundschulalter sein müsste. Sie scheinen sehr westlich zu leben, denn am ersten Abend hat die Tochter gleich eine englische Zeichentricksendung geschaut. Ansonsten haben wir aber noch nicht allzu viel von der Familie mitbekommen. Am ersten Abend haben wir sie begrüßt, als sie nach Hause kamen, aber die Kommunikation ist schwierig. Sie wollten uns abends zum Essen einladen, doch wir waren schon verabredet mit unserer ganzen Freiwilligengruppe. So wurde das Essen verschoben und ich hoffe sehr, dass es noch stattfindet.

Nachdem wir am Montag also hier angekommen waren, haben wir uns schon bald wieder mit den anderen zum Essen getroffen. Das Essen ist hier sehr viel weniger fettig als in Hani und schmeckt sehr gut. Was ich allerdings bisher noch gar nicht gesehen habe, sind Garküchen, aber wir werden bestimmt schon welche finden, wenn wir uns hier ein bisschen besser auskennen.

Gestern mussten wir schon um halb 8 los, um ein Gespräch in unserer Schule zu führen. Die Schule liegt direkt am Mekong, was total schön ist. Sie ist sehr klein, aber hat direkt nebenan eine "Badmintonhalle". Das Gespräch führten wir mit zwei Betreuerinnen, der Schulleiterin, einer Englischlehrerin und einer Sekretärin (ich glaube, das sie das war...). Es war sehr interessant und aufschlussreich. Danach wurden wir durch die Schule geführt - die Kinder sind sehr süß und haben uns immer gewunken, als wir in die Klassen schauten. Insgesamt hat die Schule 5 Jahrgänge mit jeweils einer Klasse, in der zwischen 15 und 28 Kinder sind. Man merkt daran, dass es eine Privatschule ist - in den staatlichen Schulen gibt es wohl über 50 Kinder pro Klasse. Die Schule ist auch sehr gut ausgestattet mit Computern und Keyboards für den Musikunterricht. Am Montag werden wir "richtig" beginnen zu arbeiten.

Danach fuhren wir mit der Englischlehrerin und der Schulleiterin irgendwohin, wo wir Fahrräder für ein Jahr leihen konnten. Leider ist meins nur total kaputt und die beiden konnten mich nicht verstehen. Da war ich ziemlich verzweifelt und ich hoffe, dass mir heute vielleicht jemand helfen wird. In meiner Verzweiflung war es gut, dass wir uns mit den vier anderen Freiwilligen trafen und Obst kauften, um es am Mekong zu essen. Wir saßen dort und schon bald kamen einige Vietnamesinnen mit ihren Kindern - ich konnte sie leider nicht verstehen, aber ich glaube, sie wollten uns zeigen, wie wir das Obst richtig schälen sollten. Es war ganz lustig, dass wir für sie anscheinend die Attraktion des Tages waren, und es ist schön, wie offen man hier immer angesprochen wird.
Nachdem wir noch kurz in einem Cafe waren, das zwar kein Vergleich zu vielen Cafes in Hanoi war, aber, soweit ich weiß, WLAN hat und eine Möglichkeit für Internetzugang wäre, gingen wir in einen Supermarkt. Ein paar Kekse sind ja immer gut hier zu haben und außerdem bin ich jetzt stolze Besitzerin eines Messers, eines Tellers und eines Bechers (einen Löffel habe ich noch aus Hanoi). Das ist ganz praktisch, weil wir hier zwar die Küche mitbenutzen dürfen, aber ich Dinge wie Obst auch gerne hier auf dem Balkon esse. Um 1 war ich dann im Hotel, weil ich eigentlich die Englischlehrerin wegen meines Fahrrads treffen wollte, hatte dann ein nettes Gespräch mit dem schon erwähnten Vietnamesen und war dann kurz im Internet. Anschließend ging ich zurück und war so müde, dass ich mich bald hinlegte und eine Weile schlief. Um halb 6 kamen die vier anderen Freiwilligen, um sich unsere Zimmer anzuschauen, blieben aber nicht lange, weil wir um Viertel vor 6 zum Essen verabredet waren - unsere Schulleiterin, die gleichzeitig auch Leiterin einer Universität hier in Can Tho ist, wo drei andere Freiwillige von uns arbeiten, hatte uns und unsere beiden Betreuer eingeladen. Wir aßen in einem tollen Restaurant neben dem Victoria Hotel (DAS Hotel in Can Tho), das direkt am Mekong liegt und wo man auf kleinen Inseln auf einem See isst. Anschließend fuhren wir in die WG der drei anderen Freiwilligen, wo dann auch noch die anderen hinkamen. Ein bisschen neidisch wird man schon, wenn man sieht, wie sie sich einrichten können und wir hier nur übergangsweise leben.
Um etwa 11 Uhr fuhren wir zurück und es war schwierig, überhaupt ein Taxi zu bekommen. Als wir um halb 12 hier ankamen, war das Haus zu. Eigentlich wurde uns am Anfang gesagt, dass wir einen Hausschlüssel hätten, aber das Haus war von innen mit einem Schloss abgeschlossen. Nach einigen Telefonaten und entschiedenem Rütteln an der Tür kam unser Vermieter herunter. In Zukunft werden wir um 10 Uhr wieder hier sein müssen, was ja kein Problem ist, was man aber einfach wissen muss. Mir war die Situation sehr unangenehm, weil ich mich gerne hier in die Kultur und das Leben eingliedern möchte, aber wir wirklich nicht wussten, dass um halb 12 alles dicht ist und man keine Möglichkeit mehr hat, in das Haus zu kommen. Danach schlief ich leider viel zu spät ein, sodass ich heute morgen um 8 Uhr meinen Wecker ausstellte und noch bis halb 10 weiterschlief. Das Schlafen hier ist nämlich ziemlich bequem, weil die Betten so groß sind. Und unter dem Moskitonetz habe ich auch gar keine Angst vor Tieren wie Kakerlaken etc. ;)
Nach dem Duschen wollte ich eigentlich mein Fahrrad reparieren lassen, fand aber keinen Fahrradladen. Also ging ich "Frustobstshoppen". Gestern waren wir schon durch eine Straße gelaufen mit vielen Obstverkäufern, wo es nicht so touristisch aussieht und von daher auch etwas billiger sein dürfte. Das war es in der Tat. Am Anfang war ich total perplex, als die erste Verkäuferin für ein Bund Bananen nur 7000 Dong haben wollte - ich hatte am Anfang wirklich gedacht, ich hätte sie falsch verstanden und sie wollte 70000. Neben den Bananen habe ich jetzt eine Ananas, die so wahnsinnig gut riecht, eine Papaya und ein paar Litschis zu Hause - ich glaube, ich kann mich hier wirklich ein Jahr lang von Obst ernähren.
Danach bin ich zurückgegangen und sitze seitdem auf dem Balkon. Gleich werde ich etwas essen gehen, bevor wir um 2 Uhr in der Schule sein müssen. Wir werden uns heute und morgen Nachmittag den Unterricht anschauen, bevor wir am Montag richtig anfangen zu arbeiten. Ich bin schon sehr gespannt darauf!!
Eure Clara

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