Donnerstag, 29. Oktober 2009

Gruß aus meinem neuen Zuhause

Jetzt ist es endlich so weit - ich bin in meiner endgültigen Unterkunft angekommen! Ein anstrengender Umzugstag liegt hinter mir, denn ich hatte plötzlich so viele Dinge angesammelt, die mit in das neue Haus sollten, dass es ganz schön viel auszupacken gab. An mein Zimmer gewöhne ich mich immer mehr und werde immer zufriedener und zuversichtlicher, dass es bald schon schön und wohnlich eingerichtet sein wird. Ich warte noch auf meinen Schreibtisch, der die ganze Sache dann abrundet. Am Anfang war es aber mal wieder ein kleiner Schock - das Zimmer wirkte so leer und lieblos und in meinem Schrank kann man gar nichts aufhängen, sodass ich im ersten Moment wirklich nicht wusste, wohin mit meinen Klamotten. Jetzt habe ich mir eben ein Seil aufgespannt, auf dem jetzt meine Kleidung hängt. :) Von dem Internet hatte ich mir hier auch mehr erwartet - es scheint willkürlich Seiten zu öffnen oder eben nicht, aber immerhin geht es und wir haben hier überhaupt die Möglichkeit, ins Internet zu gehen.
Ich bin gespannt, wie es sich hier im Haus weiterentwickelt. Schon jetzt ist es eine sehr starke Umstellung auf alles selbst zu achten - wir müssen uns Wasser selbst besorgen, ich bin gespannt, was wir machen, wenn die Gasflasche zum Kochen leer ist, und man muss immer darauf achten, dass alles abgeschlossen ist; und das ist hier wirklich eine Herausforderung, weil wir insgesamt vier Schlüssel zum Abschließen verschiedener Türen und Schlösser haben. Aber wie ich in den letzten zwei Monaten schon erfahren durfte, gewöhnt man sich ja an vieles.
Ansonsten war die Woche bisher sehr anstrengend, aber auch sehr schön! Gestern Abend war ich kurz davor, das erste Mal richtig Badminton zu spielen, aber dann haben wir kein Feld gefunden - aber ich bin wirklich kurz davor! ;)
Am Mittwoch hatten wir eine Schlange in der Schule. In der Pause haben plötzlich alle Kinder geschrien und auf den Boden gestarrt, bis zwei "mutige" Lehrer ihre Schuhe nach ihr geschmissen haben. Ich glaube, sie waren dann die größten Helden für die Kinder.
Heute Abend werde ich mich jetzt noch etwas ausruhen, nachdem mittlerweile alles halbwegs seinen Platz gefunden hat, und hoffentlich nicht so spät schlafen; nach meinem 6-Stunden-Schultag (das ist wirklich lang!) möchte ich nämlich das Wochenende in Soc Trang verbringen, weil dort dieses Wochenende das Oc Om Bok stattfindet, ein Fest der Khmer-Minderheit, die dort lebt. Ich werde euch davon natürlich berichten!
Bis bald,
Eure Clara

Sonntag, 25. Oktober 2009

Badminton und andere nette Erlebnisse

Und wieder geht eine Woche zu Ende, die äußerst ereignisreich war. Nach dem tollen Wochenende in Soc Trang (das dann im Endeffekt noch aufgewertet wurde, als ich Sonntagnachmittag erfahren habe, dass unsere Vermieterin darauf das Wochenende noch mal mit uns kochen möchte), habe ich wieder richtig Motivation für die Arbeit in der Schule gefunden. Trotzdem musste ich mich an meinem freien Montagmorgen erst einmal ausruhen. Die zwei Stunden am Montagnachmittag gingen auch schnell vorbei, sodass es von diesem Tag nichts Nennenswertes zu berichten gibt. Am Dienstag hatte ich endlich (!) wieder Preschoolunterricht, denn ich hatte die Kinder echt schon vermisst. Sie haben mich auch ganz fröhlich begrüßt und ich merke, dass sie immer offener werden und nicht mehr so schüchtern wie am Anfang sind. Das „Good morning, teacher!“ haben sie mittlerweile auch ganz gut drauf und die Farben natürlich sowieso, sodass ich einen schönen Vormittag in der Schule verbringen konnte. In der Mittagspause haben wir uns mit einem Vietnamesen getroffen, den unsere Direktorin uns vermittelt hat und der uns Vietnamesisch beibringen will. Er scheint, ein wirkliches Konzept zu haben, und ich bin gespannt, wann der Unterricht losgeht und wie viel ich davon mitnehmen werden könne. Motiviert bin ich auf jeden Fall!
Am Nachmittag war mein Unterricht auch viel besser als die Woche zuvor und in der Pause habe ich seit langem mal wieder zum Badmintonschläger gegriffen. Die Kinder haben in der Pause gespielt und ein Englischlehrer, der mich mal dabei beobachtet hat, wie ich den Badmintonspielern bei uns an der Schule zugeschaut habe, hat uns bedeutet, wir sollten doch auch kommen. Ich glaube, die Kinder waren dann doch überrascht, dass ich gar nicht so schlecht war, und ich habe das Gefühl, das hat mein Ansehen dort sehr gestärkt. J Mir selbst hat es auch viel Spaß gemacht, obwohl es zu Hause natürlich etwas ganz anderes ist zu spielen als hier mit den „kleinen“ Kindern der fünften Klasse. Als sie mich am Ende der Pause schon für den nächsten Tag zum Badmintonspielen „eingeladen“ hatten, bin ich direkt nach der Schule am Supermarkt vorbeigefahren und habe zwei Schläger gekauft. Ja, hier gibt’s die auch im Supermarkt für umgerechnet etwas mehr als zwei Euro (für zwei Schläger!), die in ihrer Qualität aber mehr den Schlägern von Aldi gleichen. Aber fürs erste wird es sicherlich reichen.
Als ich am Mittwoch meinen Unterricht etwas früher beendet hatte (was ich öfters tue in der Preschool, wenn ich das Gefühl habe, die Kinder können nichts mehr aufnehmen), stand ich vor der Schule und habe mir einige Fotos angeschaut, bis mich eine Vietnamesin ansprach. Ich glaube, sie hatte eine Französin erhofft, weil sie gerne Französisch sprechen/üben würde, aber wir haben uns dann dennoch ganz nett in Englisch unterhalten. Da sie im Sportdress war, hatte ich mir am Anfang schon gedacht, dass sie wahrscheinlich zum Badmintonspielen dort war, was sie mir nach einiger Zeit auch bestätigte. Ich war glücklich, endlich mal jemanden zum Badmintonspielen gefunden zu haben, und wir tauschten Handynummern aus, um uns noch mal treffen zu können. Auch sonst war ich sehr froh über einen Kontakt zu einer „Einheimischen“ – so langsam findet man hier ins Leben.
Der Rest der Woche verlief gut und ich war mit dem meisten Unterricht auch ganz zufrieden. Die Tage werden nun aber immer noch etwas anstrengender, wenn ich in der halben Stunde Pause am Vormittag und am Nachmittag nicht mehr auf einer Bank sitzen und mich ausruhen kann, sondern immer von den Kindern zum Badminton aufgefordert werde. Am Freitagnachmittag war ich dann so fertig, dass ich ablehnen musste. Aber ich hoffe/glaube, sie haben es mir nicht übel genommen!
Am Freitag habe ich mich dann wieder mit der Vietnamesin getroffen. Sie hatte mich eingeladen, mit ihr zu einer „show“ der Can Tho University zu gehen. Ich war zwar eigentlich total müde, wollte die Einladung aber nicht ausschlagen und war auch neugierig, was das wohl sein würde. Also trafen wir uns am späten Nachmittag mit unseren Fahrrädern und fuhren zur Universität. Die Vietnamesin ist sehr gesprächig und redet gerne viel, sodass sie mir pausenlos etwas erzählt hat. Die Can Tho University liegt auf einem riesigen Gelände und der Raum, in dem die „show“ stattfinden sollte, war schon gut gefüllt. Glücklicherweise hatten die Freunde der Vietnamesin uns aber Plätze freigehalten. Als die Show anfing, hatte ich keine Ahnung, was da passieren würde. Als erstes kam eine Tanzgruppe, worauf ein schnulziger Sänger kam. Ich erfuhr langsam, dass es, so wie ich es verstanden habe, eine Art Castingshow ist, bei der man Geld und wohl eine Reise nach Europa gewinnen kann. Vorne saß auch eine Jury, die jeden Teilnehmer bewertet hat, und es gab zwei sehr gewöhnungsbedürftige Moderatorinnen – mag sein, dass sie gut moderiert haben (ich habe ja nichts verstanden), aber sie sahen aus wie die Kinder auf dem Mondfest in groß in zwei weißen Kleidern mit einem wahnsinnig weiten Rock und viel Rüschen und Tüll. Naja, vietnamesischer Geschmack eben…Am Anfang war die ganze Sache noch sehr lustig und interessant, aber irgendwann überkam mich doch die Müdigkeit und Langeweile, weil ich in den langen Teilen, in denen die Jury bewertet oder die Moderatorinnen interviewt und erzählt haben, nichts verstanden habe. So war ich froh, als die Vietnamesin irgendwann nach etwa zwei Stunden sagte, wir würden jetzt noch in einen Park gehen. Was ich nicht wusste, war, dass sie den Park meinte, den ich von meinem Fenster aus immer sehe. Und was ich noch weniger wusste, war, dass ihr Ziel eine Riesenschaukel war, von der ich hier immer total genervt bin, weil ich bis spät in die Nacht die Leute darin kreischen höre. Aber wenn wir schon mal da waren, musste ich das natürlich auch ausprobieren – irgendwann hätte ich es sowieso mal machen müssen! Für 10000 Dong bestiegen wir die Schaukel und ich war ja etwas überrascht, als die ersten anfingen zu schreien, obwohl außer ein wenig Hin-und-Her-Schaukeln nichts passierte. Aber dann…Irgendwann schaukelte die Schaukel so hoch, dass man praktisch senkrecht zum Boden stand, und genau in dem Moment fing meine Sicherung an zu wackeln. Für 10000 Dong kann man eben keine Sicherheitsstandards erwarten, habe ich mir gedacht, und bin jedes Mal wieder zusammengezuckt, als es wieder auf die andere Seite ging. Das Schaukeln schien kein Ende zu nehmen und erst nach einer halben Ewigkeit wurde die Schaukel allmählich langsamer und ich bemerkte, dass die Sicherung zwar etwas wackelte, aber doch fest verankert war - toll, hätte ich das mal früher gewusst, dann hätte die ganze Sache echt Spaß machen können. Da muss ich es wohl im nächsten Jahr noch mal ausprobieren.
Anschließend wollte mich die Vietnamesin noch in eine Geisterbahn bringen, die aber dann doch noch etwas weiter entfernt war. Und in Anbetracht der Tatsache, dass es schon Viertel nach 9 war und die Familie um 10 das Haus zuschließt, bin ich lieber nach Hause gefahren. Außerdem war ich immer noch sehr müde und geschafft.
So war der Samstag zunächst auch ein Tag zum Ausruhen – ich habe etwas länger geschlafen und dann sehr viel gelesen. Nebenbei musste ich mein Zimmer etwas saubermachen und aufräumen, weil ich am Nachmittag Besuch von der Freiwilligen aus Soc Trang bekommen habe. Als sie ankam, gingen wir erst mal in ein Cafe, um uns ein wenig unterhalten zu können. Nachdem sie sich in unserem großen Supermarkt, der in Soc Trang leider fehlt, erst mal mit neuen Lebensmitteln eingedeckt hatte, mussten wir uns beeilen, nach Hause zu kommen, weil wir an diesem Abend mit unserer Vermieterin kochen wollten. Sie hatte uns aufgefordert, Freunde einzuladen, und so standen wir dann zu viert in der Küche und hatten einen kleinen vietnamesischen Kochkurs. Ich durfte Fisch mit Fleisch zusammenmanschen und wir haben gesehen, wie lange es dauert, eine Pomelo zu schälen, sodass man sie essen kann. Das Essen war sehr gut, besonders das, was letztendlich aus meiner Fisch-Fleisch-Pampe geworden ist. Diese wurde nämlich in Tintenfisch hineingestopft und dann gebraten – echt lecker! Dazu gab es, wie kann es hier anders sein, Reis. Zum Trinken hat unsere Familie extra Wein geöffnet; dabei muss aber vor jedem Schluck angestoßen werden, was automatisch auch dazu führt, dass jeder gleichviel trinken muss. Eine nicht ganz so gute Sache, wie ich finde, aber für ein Essen auszuhalten. Wir aßen sehr lange und später kam noch ein Freund unseres Gastvaters, der mal in Deutschland war und mit dem wir uns lange unterhalten hatten. Ich fand es ganz lustig, dass sie ihn extra eingeladen hatten, und noch lustiger wurde es, als er praktisch der Übersetzer für unseren Gastvater war. So war es ein lohnender Abend, wo ich unsere Gastfamilie hier ganz anders kennengelernt habe und sie bestimmt in guter Erinnerung behalte, wenn wir am Donnerstag in unser Haus ziehen werden.
Heute Morgen sind wir ziemlich früh aufgewacht und dann irgendwann frühstücken gegangen. Wir saßen sehr lange im Cafe, bis wir in einen Bücherladen gegangen sind – wenn man hier Gäste aus den umliegenden kleineren Städten hat, muss immer erst einmal einkaufen gegangen werden. ;) Weil die Busverbindungen nach Soc Trang nicht die besten sind und der letzte Bus am Tag um 1 Uhr nachmittags fährt (was uns ja auch schon zum Verhängnis wurde…), mussten wir auch schon bald los. Davor musste nämlich noch ein längerer Aufenthalt in der Metro sein – wieder einkaufen für die kleine Stadt. ;) Das war ganz lustig, weil wir am Eingang, wo wir unsere „Metro-Card“ bekommen hatten, ein Mitarbeiter stand, der ganz gut Englisch sprach und uns dann immer wieder bei unserem Einkauf etwas gefragt hat. Auf unserer Suche nach Honig haben wir schließlich beschlossen, das zu nutzen und haben ihn gefragt, ob sie irgendwo Honig hätten. Das führte dazu, dass er diverse andere Mitarbeiterinnen befragt hat und sogar mit irgendjemandem telefoniert hat, um uns den Honig zeigen zu können – sehr nett, aber der Aufwand war mir irgendwann dann doch ein wenig unangenehm. ;)
Nachdem ich dann am Busbahnhof noch mit auf den Bus gewartet hatte, bin ich nach Hause gefahren und mal wieder total nass geworden. Eigentlich wollte ich heute Nachmittag noch mal los und mir ein paar Geschäfte anschauen, aber es ist immer noch so dunkel draußen, dass es wahrscheinlich jeden Moment wieder anfangen könnte zu regnen. So verbringe ich vielleicht auch noch ein wenig Zeit mit meinem Buch, meinem Reiseführer oder meiner Klarinette und ruhe mich aus, um fit zu sein für eine neue Schulwoche.
Eure Clara

Sonntag, 18. Oktober 2009

Vertraut, und doch fremd

Gerade bin ich aus Soc Trang wiedergekommen und sitze nun an meinem Laptop, um einen neuen Blogeintrag zu verfassen, ohne zu wissen, wann sich das Internet denn mal wieder gnädig zeigt und mir die Möglichkeit gibt, ihn zu veröffentlichen.
Seit Freitag ist wieder mehr Erwähnenswertes passiert. Ursprünglich hatten wir geplant, am Freitag nach der Schule nach Soc Trang zu fahren, um dort bei einer anderen Freiwilligen zu übernachten und mit ihr am Samstag nach Bac Lieu zu fahren, wo es ein ganz tolles Vogelreservat geben soll. Freitag haben wir in der Schule erfahren, dass der vietnamesische Frauentag ist und dieser am Nachmittag gefeiert werden sollte. Um 3 Uhr sollten die Kinder an diesem Tag schon abgeholt werden, sodass alle Lehrerinnen gemeinsam in einem Restaurant essen gehen könnten. In Wirklichkeit fuhren die letzten Kinder dann um Viertel vor Vier nach Hause, aber ich hatte das Gefühl, diese Verspätung war von den Lehrerinnen einkalkuliert worden. In der dritten Klasse hatte am Freitag ein Kind Geburtstag, sodass in der Pause am Nachmittag die Mutter von ihm kam und ganz viel Kuchen und Süßigkeiten brachte. Es schien, dass dort eine richtige Geburtstagsparty in der Schule stattfand, denn die Kinder hatten auch Geschenke für den Jungen dabei.
Als fast alle Kinder abgeholt worden waren, fuhren wir los zu dem Restaurant – alle mit Mopeds, nur wir mit unseren Klapperfahrrädern, naja…In dem Restaurant saßen wir dann mit etwa 15 Leuten und verstanden kein Wort. Irgendwann erhob sich unsere Direktorin, die alle eingeladen hatte, und sprach ein paar vietnamesische Worte zu allen, wo wir natürlich wieder nur Bahnhof verstanden. Als sie sich wieder gesetzt hatte, erzählte sie uns, dass sie uns zum Frauentag gratuliert hätte – na dann, Danke! Beim Essen saßen wir weiter etwas verloren zwischen den viele Menschen, von denen ich viele auch noch gar nicht gesehen habe. Die „nurse“-Frauen kenne ich alle vom Sehen, aber von den Lehrerinnen waren mir fast alle fremd. Ich war ganz froh, dass neben mir unsere Schulsekretärin saß, die ganz gut Englisch spricht und mit der ich mich hin und wieder unterhalten konnte. Ansonsten wusste unsere Direktorin, dass wir an diesem Tag nach Soc Trang fahren wollten und fragte uns nach einer Stunde, ob wir jetzt gehen wollten.
Nach einem kurzen Supermarktstopp fuhren wir dann zurück und packten unsere Sachen, sodass wir bald nach Soc Trang aufbrechen konnten. Am Busbahnhof suchten wir jedoch vergeblich nach einem Bus nach Soc Trang und mussten feststellen, dass der letzte Bus dorthin mittags um 1 Uhr gefahren war. Eine bittere Erkenntnis…Ziemlich deprimiert gingen wir nach Hause und waren abends noch etwas trinken – es war definitiv kein schöner Abend!
Da ich an diesem Wochenende aber unbedingt etwas unternehmen wollte, organisierte ich mir noch am Abend eine Busfahrt nach Soc Trang für den nächsten Tag. Um 9 Uhr ging es am Samstagmorgen los. Als ich nach einigen Komplikationen, weil am Busbahnhof so gut wie keiner Englisch spricht, endlich im Bus saß, war ich froh und gespannt, wo ich letztendlich ankommen würde. In dem Bus gab es 15 Plätze und ich wurde von jedem Mitfahrenden erst mal angestarrt, aber sie lächelten mich gleichzeitig auch an. Es war schade, dass anscheinend keiner von ihnen Englisch sprach; trotzdem verging die Fahrt schnell. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, wirklich aus der Stadt herauszukommen, denn die Strecke ist die ganze Zeit von Häusern bzw. Hütten umgeben. Als wir nach Soc Trang kamen, gefiel mir die Stadt von Anfang an sehr gut. Ich wurde netterweise von der anderen Freiwilligen vom Busbahnhof abgeholt und wir probierten zum ersten Mal, wie es ist, zu zweit auf einem Fahrrad zu fahren, und begannen, die Vietnamesen dafür zu bewundern. Das Haus, in dem die beiden Freiwilligen mittlerweile leben, ist sehr gemütlich, auch wenn die Küche und das Bad etwas gewöhnungsbedürftig sind. Aber man gewöhnt sich hier mit der Zeit an vieles...Da es mittlerweile schon fast Mittag war, fuhren wir in die Stadt, um etwas zu essen. Wir aßen in einem vegetarischen Restaurant, was sehr lecker war. Anschließend fuhren wir etwas durch die schöne Innenstadt, bis wir uns beim Bäcker etwas Kuchen kauften und uns damit in ein Cafe setzten. Hier ist es nämlich üblich, dass man sich sein Essen einfach mit ins Cafe nimmt – unsere Direktorin hatte am Freitag auch eine Tüte voll Wasser mit im Restaurant gehabt; umgekehrt geht es also auch.
Während wir gegessen hatten und im Cafe saßen, hatte es immer wieder ein bisschen geregnet, aber es schien sich bald ausgeregnet zu haben, sodass wir erst in einen Park fahren konnten, der sehr groß war, nur leider mit wenig Grünflächen und von einigen Mopeds bevölkert, und uns anschließend auf den Weg zu ein paar Pagoden machen konnten. Zunächst besuchten wir die Lehmpagode, in der alle Figuren aus Lehm gemacht sind. Die Pagode war sehr beeindruckend und schön. Als wir dort waren, waren einige vietnamesische Besucher da, die uns anschließend ansprachen. Einer von ihnen erzählte mir, dass er in Can Tho lebe, aber er verstand nicht, dass ich auch von dort komme. Sein Englisch war eben doch begrenzt…Von der Lehmpagode fuhren wir weiter auf der Suche nach einer zweiten Pagode. Es ist fast schon ein Wunder, dass wir diese gefunden haben, denn wir mussten von der Hauptstraße auf einen matschigen, unbefestigten Weg abbiegen. Für die Menschen, die an diesem Weg wohnten, schienen wir die Sensation schlechthin zu sein, denn so viele kamen aus ihren Häusern gelaufen. Nach etwa 300 Metern erreichten wir die Pagode, die hier aus mehreren Gebäuden bestand und neben der sich auch ein Haus befand, wo Mönche lebten. Es war fast ein wenig erschreckend, wie jung diese Mönche teilweise waren, aber es war toll, mal so eine Pagode zu besichtigen, wo sehr selten Touristen hinkommen, auch wenn man in die Pagode nicht hineingehen konnte. Als wir zurückfahren wollten, standen einige Vietnamesen um unsere Fahrräder herum und zeigten teilweise sogar mit dem Finger auf uns, aber sie schienen alle sehr freundlich.
Auf dem Rückweg wollten wir noch eine Kirche besichtigen, an der wir auf dem Hinweg vorbeigefahren waren. Als wir dort ankamen, strömten die Leute in die Kirche – es war der Beginn eines Gottesdienstes. Wir waren uns unschlüssig, ob wir an diesem Gottesdienst teilnehmen sollten und liefen erst mal hinten in der Kirche entlang, um einen kurzen Blick hineinwerfen zu können. Nachdem uns eine Frau aber sozusagen einlud, in der Kirche zu bleiben und am Gottesdienst teilzunehmen, wurde uns die Entscheidung sozusagen abgenommen. Obwohl wir Kirchen ja aus Deutschland kennen, war dort alles total anders und neu. Anstatt die beim Beten die Hände zu falten, verschränken die Vietnamesen ihre Arme vor dem Körper. Sie verbeugen sich des Öfteren während des Gottesdienstes und das einzige, was mir bekannt war, war das Bekreuzigen. Einen Klingelbeutel gab es hier, glaube ich, auch; dieser wurde allerdings nicht durch die Reihen gereicht oder stand am Ausgang der Kirche, sondern im Gottesdienst gingen alle nach vorne, um ihr Geld dort „abzugeben“. Es wurde viel gesungen und manche der Lieder haben mich wirklich an deutsche Gottesdienste erinnert, andere waren ganz anders. Alle sangen auswendig, denn es gibt keine Gesangsbücher, und der Gesang wurde von einem Kirchenchor begleitet. Eucharistie wurde übrigens auch gefeiert, aber als Protestant und ohne zu wissen, wie das hier abläuft, habe ich mich nicht getraut, daran teilzunehmen.
Nach einer Stunde gingen wir ziemlich glücklich wieder aus der Kirche heraus. Ich bin sehr dankbar für den Zufall, dass zu diesem Zeitpunkt gerade ein Gottesdienst in der Kirche war, denn es war wirklich ein tolles Erlebnis. Man sieht die Kirche, die einem mit dem Kreuz vorne am Altar total vertraut vorkommt, die aber trotzdem mit Neonlicht so anders gestaltet ist. Dann hört man Gesänge, die einem wirklich vertraut sind, und gleichzeitig stehen dort Frauen im Ao Dai und lesen Bibeltexte. Es ist schade, dass wir so gut wie gar nichts verstanden haben, aber vielleicht können wir ja am Ende des Jahres so gut vietnamesisch, dass wir etwas verstehen – es wäre toll!
Auf dem Rückweg kamen wir an einem Waffelstand vorbei und ich aß seit langem mal wieder eine Waffel, sogar in Herzchenform! Bald gingen wir weiter in ein Restaurant, um Abend zu essen. Es war ein Restaurant, wo einem das Essen auf Rollschuhen gebracht wird – sehr gemütlich und lecker, aber meiner Meinung nach kann man daraus noch etwas mehr machen. Abends kam „Notting Hill“ im Fernsehen und ich habe seit einer sehr, sehr langen Zeit mal wieder Fernsehen geschaut.
Heute morgen sind wir um halb 9 aufgestanden, haben gefrühstückt und sind dann zum Markt gefahren. Der Markt war sehr schön und ich hoffe, hier irgendwann auch mal so etwas in der Art zu finden. Nach einem Kaffee musste ich dann auch schon den Bus zurück nehmen, weil ich eigentlich nicht so spät wieder hier sein wollte, damit ich noch etwas Zeit bis zum Kochen mit unserer Vermieterin hatte, was auch für heute angesetzt war. Auf dem Weg erfuhr ich allerdings, dass das Kochen schon heute Mittag/Vormittag stattfinden sollte – das schaffte ich dann natürlich nicht mehr. Die Enttäuschung war in dem Moment schon groß, aber mittlerweile hoffe ich darauf, in dem Jahr mal von einem anderen Vietnamesen Kochen beigebracht zu bekommen.
Die Rückfahrt war ganz interessant, weil ich wacher war als am Samstag. Bei dieser Fahrt hatte ich den Platz vorne neben dem Fahrer bekommen und hatte bei ein oder zwei Überholmanövern schon ein ungutes Gefühl, aber wie ihr merkt bin ich heil wieder hier angekommen. Solche Busfahrten scheinen mir sehr anstrengend zu sein. Die Straße ist teilweise etwas unbefestigt und vor allem im Brückenbau besteht hier eindeutig Nachholbedarf; dort besteht nämlich keineswegs ein flüssiger Übergang zur Straße. Aber es ist alles auszuhalten und auf der anderen Seite macht Busfahren auch sehr viel Spaß, weil man so viel von der Landschaft/der Umgebung sieht.
Jetzt sitze ich hier, es regnet mal wieder und ich überlege, was ich mit dem Tag noch so anstelle. Meine Vernunft sagt mir, ich sollte Unterricht vorbereiten, aber ob ich darauf höre? Vielleicht treibt es mich auch noch in ein Cafe mit Internetanschluss, sollte es hier weiterhin so schlecht aussehen.
Ein wenig ernüchternd war dieses Wochenende schon, wenn man bedenkt, was alles nicht geklappt hat, aber ich habe ja noch ein Jahr Zeit zum Üben. ;)
Eure Clara

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Schule, Schule, Schule

Schon wieder ist fast eine Woche vergangen, in der ich nichts Neues in meinem Blog berichtet habe. Langsam kehrt der Alltag ein, obwohl jeder Tag auch noch total besonders ist und an jedem Tag unerwartete und neue Dinge passieren.
Das Wochenende habe ich in Can Tho verbracht, bin durch die Stadt gelaufen und habe dabei ganz neue Ecken von Can Tho gesehen, saß im Cafe, war in verschiedenen Geschäften und habe viel in meinem Reiseführer gelesen, um kommende Wochenendtrips zu planen.Am Montag begann dann meine zweite Schulwoche. Der Tag verlief gut, obwohl ich in der fünften Klasse echt gefordert war. Die Kinder sollten Multiplikationsaufgaben rechnen, die sie mir anschließend zum Benoten gebracht haben. Das ist hier nämlich ein normaler Ablauf – die Kinder bearbeiten in der Stunde eine Aufgabe, die während der Stunde vom Lehrer benotet wird. Leider hatte ich mir die Aufgaben davor nicht angeschaut und dann mit Erschrecken festgestellt, dass das Rechnungen wie 62 mal 6 waren. Bei der Menge der Aufgaben habe ich dann natürlich eine Weile gebraucht, bis ich das nachgerechnet hatte.
Dienstag hatte ich sehr guten Preschoolunterricht. In der ersten Preschoolklasse lernen sie die Farben jetzt in einer außerordentlichen Geschwindigkeit und sie können sich jetzt schon 6 weitere Farben merken. Das werde ich nun noch ein wenig vertiefen und dann kommt bald das nächste Thema – wer Vorschläge hat, möge sie mir bitte mitteilen. ;) In die zweite Preschoolklasse ist netterweise die Sekretärin mitgekommen und hat den Kindern auf Vietnamesisch mein Memory-Spiel erklärt. Leider musste ich feststellen, dass hier offensichtlich kein Memory gespielt wird und die Kinder nach der Erklärung trotzdem falsch weitergespielt haben. Da sie bei dem Spiel aber immer in Vierergruppen spielen, gibt es mir die Möglichkeit, mit weniger Kindern die Buchstaben zu wiederholen, sodass auch die schwächeren Kinder mal am Zug sind. Mittlerweile ist das Spiel den Kindern wirklich ein Begriff geworden und wenn ich das Spiel aus der Tasche hole, stellen sie schon immer die Tische zu Vierergruppen zusammen.
Die Matheklassen sind in der Regel weniger „spektakulär“. In der dritten Klasse herrscht diese Woche total Stress zwischen einigen Klassenkameraden und in der zweiten Klasse hatte ich am Dienstag auch eine sehr seltsame Stunde. Als ich hereinkam und die Kinder begrüßt hatte, mussten zwei Jungen vor der Klasse plötzlich Strafliegestütz machen und ich habe keine Ahnung, warum. Am Ende der Stunde musste ein Junge in der Ecke stehen und auf den Boden schauen. Es ist schwer, das nachzuvollziehen, weil ich ja immer noch kein Vietnamesisch verstehe.
Aber die Arbeit macht mir immer mehr Spaß. Ich bin wirklich glücklich, an der Schule zu sein, und ich bin auch mit meiner Entscheidung, den Matheunterricht zu übernehmen, sehr zufrieden. Dass damit die Preschool verbunden ist, finde ich mittlerweile auch richtig gut – die Kinder sind einfach wahnsinnig süß und es macht viel Spaß, mit ihnen zu lernen!
Jetzt seid ihr soweit wieder auf dem Laufenden!
Eure Clara

Samstag, 10. Oktober 2009

Endlich Wochenende!

Am Ende meiner ersten Schulwoche kann ich Euch nun ein wenig berichten, wie sich diese entwickelt hat.
Letzten Dienstag bin ich hochmotiviert in die Schule gefahren und war ganz stolz auf meinen Würfel und all die anderen Materialien. Mein Tag fing an mit der ersten Preschoolklasse und ich begann damit, die Farben von gestern mit Bällen zu wiederholen. Dann wollte ich meinen Würfel einsetzen, was aber in einem reinen Desaster endete, weil alle den Würfel unbedingt anfassen und zerdrücken wollten, was sie dann auch geschafft haben. Manchmal hatte ich das Gefühl, diese Kinder wissen gar nicht, was ein Würfel ist, und dann war es natürlich schwierig, ihnen begreiflich zu machen, was man mit so einem Würfel macht. Weil das Würfeln nicht funktionierte, versuchte ich es dann mit einem Lied, wo aber auch keiner mitsang. Die Stunde endete dann darin, dass ich Bälle hochwarf, die die Kinder dann aufsammeln mussten – das wollte ich eigentlich gar nicht, aber immerhin konnte ich die Kinder dann dazu zwingen, mir die Farbe zu sagen, wenn sie mir den Ball zurückbrachten.
Schon in der ersten Preschoolklasse saß ein Lehrer mit im „Unterricht“ – ein Englischlehrer, der aber im Prinzip nur zugeschaut hat. In der darauffolgenden zweiten Preschoolklasse kam er wieder mit und begann den Unterricht, bis er mir sagte, ich könnte jetzt weitermachen. Da wir in der letzten Stunde das Alphabet gemacht hatten, hatte ich mich darauf vorbereitet, damit weiterzumachen, aber der Lehrer hatte mit einem ganz anderen Thema begonnen, meinte zu mir, das Alphabet könnten sie schon und ich sollte doch Farben machen, wobei sie die Farben definitiv schon kannten. Ich habe ihn dann gebeten, eine Stunde bei ihm mal zuschauen zu dürfen, um zu sehen, wie der Unterricht hier abläuft und das ging auch zum Glück nach einigen Überredungskünsten, obwohl mich das auch nicht wirklich weitergebracht hat.
Nach der Stunde hatte ich zum Glück erst mal eine Weile frei, weil ich echt deprimiert war. Ich hatte den ganzen Unterricht so sorgfältig vorbereitet und hatte das Gefühl, dass alle Vorbereitungen umsonst waren, weil ich den Kindern einfach nicht erklären kann, was sie machen sollen.
Nachmittags bin ich dann ziemlich unmotiviert wieder in die Schule gefahren, wurde in meinen Matheklassen alleine vor die Klasse gestellt und hatte dann noch mal die erste Preschoolklasse, die aber dieses Mal besser lief, weil die kleinen Kinder sich besser konzentrieren konnten.
Somit war der zweite Tag sehr ernüchternd und es blieb leider auch ein Auf und Ab in der Schule. Ohne Vietnamesisch kann ich den Unterricht einfach nicht so gestalten, wie ich es gerne würde, wodurch ich im Laufe der Woche immer weniger Unterricht vorbereitet habe. Aber es gibt, vor allem in den Preschoolklassen, auch die positiven Momente, wie, wenn zumindest 4 Kinder der zweiten Preschoolklasse mein Alphabet-Memory verstehen, oder gestern doch einige Kinder die Farben rot, gelb, grün und rot erkennen, die ich ihnen seit einer Woche eintrichtere. Generell macht mir das Unterrichten Spaß und ich sehe auch definitiv die Vorteile, dass ich im Unterricht schon jetzt alleine stehe. Was allerdings schade ist, dass zu den anderen Lehrern kaum Kontakt besteht, weil sie entweder gar kein oder nur sehr wenig Englisch sprechen. Dadurch fällt es schwer, hier Anschluss zu finden. In den Pausen oder nach der Schule bin ich leider auch immer so geschafft, dass ich mich hinlegen oder anderweitig ausruhen muss. Aber nach einer Zeit werde ich mich hoffentlich an die Arbeit gewöhnen und mehr Kraft für andere Dinge haben.
Für dieses Wochenende ist noch nichts geplant. Gestern Abend waren wir auf einem Schiff essen, das eine Stunde auf dem Mekong fährt. Es hat sehr gut geschmeckt, aber noch mal brauche ich es nicht unbedingt, weil die ganze Zeit sehr schlechte und laute Livemusik lief.
So viel zu mir – ich freue mich immer, wenn ich von Euch höre!!
Eure Clara

Montag, 5. Oktober 2009

Mein erster Schultag

Endlich schaffe ich es, Euch von gestern zu berichten, denn trotz wenig Unterricht hatte ich einiges zu tun.
Gestern morgen klingelte der Wecker sehr früh, sodass wir pünktlich um Viertel vor 7 in der Schule sein konnten. In der Schule gibt es um halb 7 Frühstück für die Kinder, wobei uns freigestellt ist, ob wir daran teilnehmen. Da ich mit großer Sicherheit eine Nudelsuppe oder ähnliches befürchte, wollte ich am ersten Tag noch einmal "richtig" frühstücken. Um 7 beginnt der Unterricht, wobei Montags in der ersten Stunde immer die Flagge gegrüßt wird. Alle Kinder sitzen auf dem Schulhof, singen die Nationalhymne, sagen die fünf Regeln des Ho Chi Minh auf (sofern ich das richtig verstanden habe) und hören dem Schuldirektor zu, bei dem ich aber wirklich keine Ahnung habe, was er gesagt hat oder haben könnte. Am Ende hat er uns vorgestellt, was so ablief, dass plötzlich alle Lehrer uns anschauten und flüsterten „stand up, stand up“. Die Lehrer sitzen bei dieser Veranstaltung nämlich vor den Kindern.
Nachdem wir dann genügend die Flagge gegrüßt hatten, erwarteten wir, unseren Stundenplan zu bekommen. Zunächst wurden wir aber mit dem Musiklehrer in die Vorschule geschickt. Dort wollte der Musiklehrer uns dann einfach machen lassen und so standen wir ziemlich verloren an der Tafel, haben nach einer Weile das Alphabet an die Tafel geschrieben und bestimmt eine halbe Stunde am Stück auf die verschiedenen Buchstaben gezeigt. Das war ein ziemlich deprimierendes Erlebnis zu Beginn, weil keiner uns sagen konnte, wie die Kinder normalerweise lernen etc. Als wir aus dieser Stunde herauskamen, wurden wir gleich in die nächste Vorschulklasse geschickt. Es gibt hier nämlich zwei Vorschulklassen – In der ersten Vorschule waren die Kinder 4 oder 5 Jahre alt (preschool 2), in der zweiten waren sie alle jünger, das jüngste Kind soll wohl 20 Monate alt sein (preschool 1). In preschool 1 sollten wir dann Farben lehren, wobei die kleinen Kinder sich verständlicherweise nach 10 Minuten nicht mehr konzentrieren können. Ihnen wurde eine kurze Pause gewährt, aber nach 5 Minuten wurden sie wieder vor uns gesetzt, dass wir weiter unterrichten. Als wir diese Stunde dann auch endlich überstanden hatten, fragten wir entschiedener nach unserem Stundenplan und bekamen ihn dann auch. Wir sahen, dass wir den ganzen Montag Morgen keinen Unterricht haben und, um weiteren peinlichen preschool-Stunden zu entgehen, fuhren wir zurück. Dort passierte nicht viel außer ausruhen und den Stundenplan betrachten. Neben 10 Stunden Mathe werde ich nämlich auch in der preschool 9 Stunden unterrichten. Das war am Anfang eine nicht ganz so erfreuliche Nachricht nach meinen Erfahrungen am Vormittag, aber schon bald war ich total motiviert, den Unterricht von den preschool-Kindern etwas kreativer zu gestalten.
Erst um 2 Uhr mussten wir wieder in der Schule sein, um „richtig“ mit dem Unterrichten zu beginnen. Davor ist ab halb 11 Pause mit Lunch, was wir auch essen können und sicherlich auch mal machen werden. Ich fing mit der ersten Klasse an – hier gibt es 5 Jahrgänge mit nur jeweils einer Klasse – und das war auch ganz gut. Die Mathelehrerin, die ich eigentlich zum Unterricht begleiten soll, wird mich maximal nur noch diese Woche im Unterricht begleiten, sodass ich viel alleine unterrichten werde. So stand das zwar nie in der Einsatzplatzbeschreibung, aber als sie mich gestern nach 10 Minuten verlassen hat, klappte der Unterricht ganz gut. Es ist eine Herausforderung mit den kleinen Kindern, die mich auf Englisch nicht verstehen und mich auf Vietnamesisch anreden, aber es ist immer eine Nurse da, die ein bisschen übersetzen kann.
Nach einer 30-minütigen Snackpause hatte ich meine zweite und letzte Klasse für den Tag, die 5. Sie jubelten, als ich hereinkam, was ganz ungewohnt war, aber es macht Spaß, dort zu unterrichten. Wieder war ich nach 10 Minuten allein. Das war in Ordnung, aber es ist schwierig, wenn man diesen Unterricht nicht vorbereitet hat, was für mich gestern ja noch gar nicht möglich war.
Schon während meiner ersten Stunde hatte es angefangen zu schütten und leider schüttete es immer noch, als ich Schluss hatte. Eigentlich wollte ich möglichst schnell nach Hause fahren, hielt nach 5 Minuten aber in einem Cafe, um nicht so nass zu werden. Da der Regen nach einer halben Stunde aber weiter anhielt, entschloss ich mich dann doch zu fahren. Nass wäre ich so oder so geworden, denn viele Straßen waren überschwemmt und man stand teilweise bis zu den Waden im Wasser. Dafür weiß ich jetzt, wie es ist, Fahrrad in einem Fluss zu fahren…;) Auf dem Rückweg machte ich noch halt in einem Schreibwarengeschäft und bin jetzt stolze Besitzerin von farbigen Wachsmalstifen. Als ich zurückkam, war leider nicht nur ich nass, sondern auch mein halbes Zimmer, weil ich vergessen hatte, das Fenster in meinem Zimmer zu schließen. Vor dem Fenster steht mein Schreibtisch mit Laptop und sämtlichen Abschiedsgeschenken, die jetzt alle etwas verunstaltet sind. Die mit Füller geschriebenen Karten kann man gar nicht mehr lesen, aber ich werde sie in guter Erinnerung behalten! Es hat ziemlich lange gedauert, das Zimmer zu trocknen, weil zeitgleich auch Stromausfall war und ich nur spärliches Licht von meiner Kopflampe hatte. Aber irgendwann war ich dann doch fertig und konnte mit meinen Unterrichtsvorbereitungen für die heutigen preschool-Stunden beginnen. Dafür bastelte ich einen Farbwürfel, ein Buchstabenmemory und Farbkarten. Das hat den ganzen Abend eingenommen, aber in den nächsten Tagen werde ich noch mehr basteln. Dank einer supertollen großen Schwester habe ich auch noch viele andere Ideen.
Ansonsten ist nicht viel passiert an dem Abend, weil alles überschwemmt war. Irgendwann bin ich durch das Wasser gewatet, um etwas zum Abendbrot zu holen, aber mehr war nicht möglich.Jetzt sitze ich hier und muss gleich losgehen zu meiner ersten Stunde – preschool.
Eure Clara

Sonntag, 4. Oktober 2009

Sightseeing in Can Tho

Heute mittag bin ich ein wenig durch Can Tho gelaufen, um mir die Stadt ein wenig genauer anzuschauen. Außer dem Besuch von zwei Pagoden, die in meinem Reiseführer standen, hatte ich aber kein bestimmtes Ziel. Und so lief ich erstmal los in Richtung Innenstadt, wo ich als erstes Mal in die Markthalle ging, die auch in meinem Reiseführer erwähnt wurde. Dort gab es aber außer Kleidung nicht viel mehr zu sehen, sodass ich bald weiterging und auf die erste Pagode zusteuerte. Ich bekam gleich einen englischsprachigen Informationszettel in die Hand gedrückt, der wirklich interessant war. Generell gefiel mir die Pagode sehr gut. Daraufhin lief ich eine Weile am Mekong entlang und ging in eine Marktstraße. Sie ist auch in meinem Reiseführer aufgeführt und ich hatte erwartet, dass es lediglich die Straße sei. Aber am Ende der Straße befand sich noch eine riesige Markthalle mit viel Fisch und Fleisch - es roch dort natürlich auch dementsprechend, weshalb ich mich nur sehr kurz dort aufhielt. Besonders als plötzlich ein überdimensionaler Käfer über meinen Fuß krabbelte, beeilte ich mich, an einen anderen Ort zu kommen. Ich werde noch einmal dorthin zurückkehren, wenn ich auf den Geruch besser vorbereitet bin. In der Marktstraße suchte ich verzweifelt nach einer Mango, aber es scheint seit zwei Tagen in der ganzen Stadt keine Mangos mehr zu geben, oder sie verstecken sich vor mir. Also musste ich mit anderem Obst Vorlieb nehmen.
In der zweiten Pagode, die ich besuchte, unterhielt ich mich eine Weile mit einem Mönch; vielmehr versuchte ich es, weil sein Englisch wirklich kaum zu verstehen war. Aber er war sehr nett und hat mir alles gezeigt und sicherlich auch alles erklärt.
Nachdem ich dann einige Stunden unterwegs war und es die ganze Zeit geregnet hatte, bin ich dann zurückgegangen.
Eben war ich noch etwas essen und anschließend in einem Cafe, wo ich eigentlich nur einen Fruchtsaft trinken wollte, dann aber einen Milchshake (wäre ja okay gewesen...) mit diesem komischen Glibberzeug, das unter anderem auch in Che ist, bekam - eine kleine Enttäuschung, aber dafür weiß ich, wenn ich das nächste Mal dorthin gehe, was ich nicht nehme. ;)
Jetzt werde ich wohl bald schlafen müssen, denn morgen beginnt schon um 7 Uhr meine Arbeit an der Schule, und dafür will ich schließlich fit sein!
Eure Clara

Samstag, 3. Oktober 2009

Ich geh' mit meiner Laterne...

Jetzt kommt nun endlich der Bericht von dem Mondfest an meiner Schule. Um 6 Uhr kamen wir dorthin und hörten schon ein lautes Kinderlied, das uns durch den ganzen Abend begleiten sollte. Einige Kinder kamen auf mich zugelaufen und riefen "teacher", was zwar einerseits ein schönes Gefühl war, weil sie mich erkannten, andererseits aber auch noch sehr ungewohnt ist, weil ich mich so gar nicht als "teacher" fühle. Viele der Kinder waren verkleidet oder sehr schick angezogen. Ziemlich bald wurden wir allerdings zur Seite genommen und uns wurde abseits des Geschehens Essen vorgesetzt, bis eine Weile später die Direktorin kam und uns zur Bühne führte, wo die Vorführungen der Kinder begonnen hatten. Es ist etwas schwierig, mit dieser Sonderbehandlung umzugehen, denn ich glaube, dass ich viel mehr von der Zeit habe, wenn ich bei den Kindern sitze und dasselbe mache wie die Lehrer. Aber ich weiß natürlich auch, dass das alles nur gut gemeint ist.
Es kamen einige Vorführungen, von denen ich allerdings so gut wie gar nichts verstanden habe, bis der Laternenumzug begann. Bis ich ging, haben sie allerdings keine Laternenlieder gesungen, sondern sind nur durch die Straßen gelaufen.
Insgesamt war es ein sehr interessanter Abend, der dann noch mit einem Essen unserer gesamten Freiwilligengruppe aus Can Tho fortgesetzt wurde - ich habe das erste Mal Frosch gegessen und finde, er schmeckt etwas wie Fisch...Gestern hatte ich dann einen sehr ruhigen Tag. Morgens bin ich mein Fahrrad reparieren gegangen; es war zwar etwas doof, dass ich "so viel" Geld bezahlen musste, obwohl ich dieses Fahrrad nicht kaputt gemacht habe, aber immerhin ist es jetzt funktionstüchtig.
Danach war ich eine Weile hier, habe etwas geschlafen (diese vielen neuen Eindrücke machen wahnsinnig müde...), Wäsche gewaschen etc. Am späten Nachmittag sind wir zwei andere Freiwillige besuchen gefahren und waren abends essen.
Heute habe ich mir mehr vorgenommen: Ich möchte etwas durch die Stadt laufen (oder fahren, das weiß ich noch nicht) und auf jeden Fall einige Pagoden anschauen. Von außen sehen sie alle sehr schön aus und ich bin gespannt, wie das von innen ist.
Unten noch einige Bilder von dem Mondfest, obwohl die Bilder das, was ich gesehen habe, nur sehr begrenzt zeigen können.
Eure Clara
















Freitag, 2. Oktober 2009

Erste Eindrücke aus Can Tho













Hier ein paar erste Eindrücke aus Can Tho. Ganz unten seht ihr die Statue von Ho Chi Minh in Can Tho. Darüber eine Marktstraße und ganz oben einige Bilder von unserem Ausflug zu dem Schwimmenden Markt.


Ausflug zum Schwimmenden Markt

Heute morgen hieß es mal richtig früh aufstehen, denn um halb 7 wollten wir in der Stadt sein, um zum schwimmenden Markt zu fahren. Mir fällt es schwer, daran zu denken, dass die Aufstehzeit von heute morgen - Viertel vor 6 - wohl im nächsten Jahr zur Gewohnheit werden wird, wenn wir entweder um halb 7 schon mit den Kindern frühstücken wollen oder um 7 anfangen müssen zu arbeiten. Ziemlich müde gingen wir also los und suchten nach einem Boot. Wie immer in der Stadt wird man sehr schnell angesprochen und so war es auch ein leichtes, den Preis für das Boot um die Hälfte herunterzuhandeln. Wir schipperten eine Weile auf dem Mekong entlang vorbei an Palmenwäldern und vielen Häusern, die auf Stelzen ins Wasser gebaut worden sind, bis wir den schwimmenden Markt erreichten. Ich hatte erwartet, dass mehr Betrieb dort herrscht, aber er ist eben mittlerweile wirklich nur noch für Touristen gemacht, von denen viele nicht wie wir in einem kleinen Boot für uns allein, sondern in großen Booten kommen, in denen sie auch nichts kaufen können. Ich habe aber eine Wassermelone erstanden und fand es schon sehr interessant, das Treiben auf dem Wasser zu beobachten. Insgesamt war es also ein lohnender Ausflug, den man einfach unternehmen muss, wenn man hier in Can Tho ist. Und so haben wir das "Haupttouristenprogramm" hinter uns. ;)
Danach haben wir noch etwas eingekauft und sind dann zurückgegangen, wo ich noch eine Weile geschlafen habe. Seitdem ist nicht viel passiert, aber heute ist auch ein anstrengender Tag, weil es schwüler ist als die letzten Tage. Heute Abend werden wir in unsere Schule gehen, weil dort das Mondfest gefeiert wird. Ursprünglich wurde immer erzählt, dass Mondfest sei erst morgen, aber vielleicht ziehen sie an unserer Schule das Fest auch vor. So wie ich das verstanden habe, wird der Abend in etwa ablaufen wie bei uns der Martinstag - ein Laternenumzug, bei dem einige Lieder gesungen werden. Am Ende führen die Kinder wohl noch etwas vor; ich bin gespannt darauf!
Gestern hat sich im Bezug auf das nächste Jahr einiges geklärt. Mittags sind wir zur Schule gefahren und haben am Matheunterricht teilgenommen. Die Lehrerin, die gleichzeitig die Schulleiterin ist, hat uns sofort ins kalte Wasser geworfen und uns unterrichten lassen. Ich war in einer dritten Klasse und es war wirklich eine Herausforderung, weil ich mit den Abläufen und Gewohnheiten in der Schule einfach noch gar nicht vertraut bin. Die Klasse war trotz lediglich 15 Schülern sehr laut. In der "Snackpause" entschieden wir ziemlich spontan, dass ich das nächste Jahr den Matheunterricht übernehmen werde; zumindest für das nächste halbe Jahr. Danach können wir auch eventuell wechseln. Nach der Pause schaute ich noch beim Englischunterricht zu - die Eindrücke dieser ersten beiden Nachmittage in der Schule muss ich erst mal verarbeiten.
Als wir zurückkamen, gingen wir bald wieder los, um unser zukünftiges Haus anzuschauen. Von außen ist es rosa - passend für zwei Mädchen ;) - und in den Außenbereichen etwas dreckig, aber innen ist es sehr schön und es ist Wahnsinn, dass wir zu zweit ein eigenes Häuschen haben. Vorne ist ein kleiner Vorgarten, durch den man in das Haus hineingeht, wo man zunächst ins Wohnzimmer kommt. Von dort kann man durch einen Flur in die beiden Zimmer gehen und gelangt am Ende in die Küche, in der auch ein Esstisch steht. Von der Küche aus kann man auf den Balkon, der aber genauso wie der Vorgarten noch sehr dreckig ist. Es scheint, als achte der derzeitige Bewohner nicht unbedingt auf Sauberkeit, aber bevor wir einziehen wird sicherlich noch saubergemacht und wenn uns das nicht ausreicht, müssen wir eben selbst noch etwas Hand anlegen. Die Vermieterin ist auch sehr nett, nur leider spricht sie viel besser Französisch als Englisch, wodurch ich bei Gesprächen nichts verstehe. Aber ich freue mich dennoch auf den Einzug in das Haus. Es liegt in einer kleinen Gasse und in der Umgebung wohnen wohl noch weitere Ausländer. Außerdem liegt es weiterhin relativ zentral.
Soweit die Ereignisse der letzten beiden Tage. Jetzt muss ich noch schnell duschen, bevor wir losfahren müssen zum Mondfest - mein Ein-Pedal-Fahrrad wartet. :)
Eure Clara