Nach über drei Wochen melde ich mich nun hier mal wieder. In den vergangenen drei Wochen durfte ich einige schöne Dinge erleben. Letztes Wochenende war ich mit einer Vietnamesin beim „ESC Idol“ an der Can Tho Universität. Dort wird, ich glaube wöchentlich, von Amerikanern ein English Speaking Club organisiert, wo man wohl verschiedene Themen diskutiert. Und an diesem Samstag sollte nun ein Musikcontest stattfinden, der nicht nur im Namen „Deutschland sucht den Superstar“ bzw. „American Idol“ geähnelt hat. Fünf in einer Vorauswahl ausgewählte Teilnehmer (meine vietnamesische Freundin hatte es leider nicht in die nächste Runde geschafft) durften zwei Songs performen, natürlich englische Songs. Anschließend wurden sie von der Jury bewertet und wir, das Publikum, durften abstimmen, wer der Sieger ist. Dazu kam, dass jeder Teilnehmer einen Zettel ziehen musste, auf dem ein Thema stand, über das er eine Minute nachdenken und dann zwei Minuten sprechen durfte. Diese Themen kamen alle aus dem Bereich Umwelt und Klimawandel, womit die Studenten gut auf das Problem aufmerksam gemacht wurden. Leider klang vieles, was die Teilnehmer gesagt haben, sehr auswendig gelernt, aber immerhin wird darüber gesprochen. Gut für mich war, dass die komplette Veranstaltung inklusive Moderation und Jurybewertung auf Englisch war. :-) Neben den Auftritten der Kandidaten gab es noch zwei sehr gute Sänger, die nichts von dem Casting gehört hatten, aber eben sehr gut singen konnten, sodass man ihnen auch eine Performance ermöglichen wollte. Außerdem gab es ein Gewinnspiel, bei dem Lieder angespielt wurden, von denen man dann Titel bzw. Interpreten sagen musste. Zwei deutsche Songs haben es in die fünf Lieder, von denen der Titel gefragt war, geschafft – „From Sarah with Love“ und „Cry on my Shoulder“ (mag man in Deutschland kaum kennen, aber es ist doch tatsächlich ein Lied von der ersten Superstargruppe). Am Ende gewann dann, wie zu erwarten, der „Schnulzensänger“, der für seinen zweiten Song sogar mit Gitarre auf der Bühne stand. Er hatte seinen kompletten Freundeskreis mitgebracht und damit dem eigentlich Besten (meinem Favoriten, der sich eindeutig die besten Songs ausgesucht hatte ;-) ) den Sieg weggenommen hat. Naja, vietnamesischer Geschmack eben…Trotzdem war es ein sehr netter, lustiger und interessanter Abend.
Dieses Wochenende war ein verlängertes Wochenende; Freitag war frei. Also sollte es mal wieder „raus aus Can Tho“ gehen. Unser Ziel hieß Tra Vinh, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz nordöstlich von Can Tho. Die Hinfahrt war wunderschön und ging an grünen Reisfeldern mit Palmen vorbei – einmalig. In Tra Vinh gab es einige schöne Pagoden zu besichtigen, wobei zwei außerhalb der Stadt die schönsten waren. Um eine Pagode herum flogen zahlreiche Storche in den Bäumen. Als wir gerade durch die Pagode gelaufen waren, begann das Gebet der dort lebenden Mönche. So saßen wir noch eine Weile auf den Stufen der Pagode und lauschten dem Vogelgezwitscher und dem Mönchsgesang. Nach einer sehr turbulenten Hinfahrt – Tra Vinh ist bei Touristen nämlich nicht so beliebt (sehr abgelegen) und aus dem Grund wussten unsere Xe Om Fahrer nicht, wo wir hinwollten, bis wir ihnen unser Ziel auf vietnamesisch auf einen Zettel geschrieben haben, nachdem wir bereits losgefahren waren – konnten wir unsere Zeit dort also sehr genießen. Am nächsten Tag fuhren wir noch zu einem von Seerosen übersäten See, in dessen Nähe eine weitere Pagode stand.
Auch sonst hat uns die Stadt Tra Vinh sehr gut gefallen. Zuallererst sind mir die freien Bürgersteige aufgefallen, wo man einfach mal so spazieren gehen konnte. Dazu kamen viele Schatten spendende Bäume und ein frischer Wind. Es ist wirklich schade, dass die Stadt aufgrund ihrer abgelegenen Lage so vielen verschlossen bleibt, obwohl Touristenströme ihr ihren Charme sicherlich nehmen würden.
Die Rückfahrt hielt dann noch eine Überraschung bereit. Seit zwei Jahren wird in Can Tho eine riesige Brücke über den Mekong gebaut, denn mit den Fähren, die bisher benutzt wurden, gibt es zu bestimmten Uhrzeiten eine lange Wartezeit. Dieses Wochenende sollte die Eröffnung der Brücke stattfinden. Wir fuhren also nichtsahnend im Bus und plötzlich wurden alle ganz aufgeregt, der Busfahrer hat gegrinst und alle haben geredet – bis ein Polizist uns den Weg von der Brücke weg zur Fähre wies. Na toll, die Enttäuschung, besonders beim Busfahrer, war deutlich zu spüren. Aber was solls, nächstes Wochenende gibt es eine neue Chance, wenn es nach Ho Chi Minh Stadt geht.
Die Brückeneröffnung fiel zusammen mit einem weiteren Ereignis, dem Seafood Festival. Das ist ein ganz neues Festival in Can Tho, dessen Sinn ich nicht so richtig verstanden habe. Gestern Abend bin ich mit einer vietnamesischen Freundin zum „Hauptschauplatz“ des Festivals, durfte mir in verschiedene Fische in unzähligen Aquarien, Modellboote und die obligatorischen Gesangs- und Fashionshowauftritte anschauen. Die Vietnamesen scheinen einen Hang zu sinnlosen Festen zu haben, die immer gleich ablaufen. Aber immerhin – die Straße war schön geschmückt und ich hatte Spaß mit der Vietnamesin.
Ansonsten nimmt das Leben hier so seinen Gang. Hin und wieder wollen die Kinder nicht so wie ich, aber ich habe sie größtenteils doch unter Kontrolle. Mit den „lieben“ Klassen spielen wir manchmal lustige Spiele und haben viel Freude mit ihnen. So verfliegt die Zeit, nächste Woche ist schon Mai und nur noch ein Monat bis zu den Ferien übrig.
Ich hoffe, mich mal wieder öfter hier zu melden.
Bis bald!
Eure Clara
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