Zunächst einmal möchte ich allen in Deutschland ein Frohes Osterfest wünschen. Als Antwort an alle, die gefragt haben: Von Ostern merkt man hier so ziemlich gar nichts. Als wir gestern im Supermarkt waren, gab es dort ein paar Schokoladenmarienkäfer und –bienen zu kaufen; das ist aber auch schon alles. Hier in unserem Haus herrscht aber dank einem Osterpaket von zu Hause ein wenig Osterstimmung. Auf unserem Frühstückstisch lagen ein paar hübsche Osterservietten und ehemalige Ostereier, die aber auf der langen Reise etwas ihre Form verloren haben. Dazu hatten wir natürlich ein paar Marienkäfer gekauft – sie sahen besser aus als sie geschmeckt haben. Wir hatten auch mal überlegt, heute in die Kirche zu gehen, aber es ist schwierig, die Zeiten dafür herauszufinden. Deshalb weiß ich nicht, ob das heute noch zu Stande kommen wird.
Nach meinem Laosbericht habe ich hier lange nicht mehr geschrieben. Was ist also passiert? In der Grundschule läuft es meistens sehr gut, die Arbeit macht größtenteils Spaß. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, hier pausenlos ausgenutzt zu werden. Ich stelle mir oft die Frage, ob die Arbeit, die ich hier verrichte, sinnvoll ist. Mittlerweile malen wir viel mit den Kindern, lernen ein paar neue Vokabeln oder spielen hin und wieder ein Spiel. Aber wirklich sprechen tun die Kinder dabei nicht, wenn überhaupt sind es die leistungsstarken Kinder. Mit teilweise über 20 Kindern in einer Klasse ist es auch beinahe unmöglich, einen Weg zu finden, wie alle Kinder mal sprechen. Es ist für alle Kinder üblich, dass die starken alles machen, die Aufteilung in „gut“ und „schlecht“ ist in der Klasse so fest verankert, dass sich keiner Gedanken darüber macht, dass ein vermeintlich schwacher Schüler auch gut werden kann. So wenden sich die schwächeren Schüler bei allem sofort an einen guten Schüler und lassen ihn übersetzen. Natürlich versucht man, die anderen auch zum Sprechen zu bewegen, aber es gelingt nur hin und wieder. Wenn ich meine Arbeit aus dem Gesichtspunkt betrachte, kann ich ganz und gar nicht zufrieden sein. So bleibt mir nur, aus der momentanen Situation das Beste zu machen, mit einzelnen Schülern zu sprechen (oder es zumindest zu versuchen) und den Spaß, den die Arbeit häufig dennoch macht, zu genießen.
Ich arbeite weiterhin auch in der Preschool, wo ich sehr gerne hingehe, besonders wenn ich merke, wie viel Vertrauen der Kinder ich mittlerweile gewonnen habe, wie offen sie auf mich zugehen und sich mir gegenüber verhalten. Seit einer Woche esse ich nun immer Lunch in der Schule und sitze bei den Kindern der ersten Preschoolklasse. Neulich haben wir auf das Essen gewartet und sie begannen plötzlich, auf Englisch zu zählen und mir das Lied vorzusingen, das ich mit ihnen gelernt habe.
Dazu habe ich jetzt schon einmal Deutschunterricht gegeben. Ich unterrichte ein Mädchen meiner zweiten Preschoolklasse, das etwa 5 Jahre alt sein müsste und das mit ihrer Familie nach Deutschland geht. Der Vater ist bereits in Deutschland, die Mutter hat mir am Dienstag erzählt, sie plane, im Juni nach Deutschland zu gehen. Einmal in der Woche unterrichte ich das Mädchen eine halbe Stunde. Letzte Stunde habe ich grundlegende Sätze mit ihr gelernt wie „Hallo“, „Wie geht es Dir?“, „Wie heißt Du?“, ich bin mir allerdings nicht sicher, ob sie das wirklich verstanden hat. Sie ist gerade dabei, Lesen und Schreiben zu lernen, aber die Möglichkeit des Aufschreibens fällt im Prinzip für mich weg. Ich habe versucht, ihr erst die englische Übersetzung zu sagen und dann den deutschen Satz. Anschließend hatte ich zwei Puppen gebastelt, mit denen ich ihr den Dialog vorgespielt habe; Verstanden hat sie es allerdings nicht, glaube ich. Bis zur nächsten Stunde muss ich mir also unbedingt eine neue Methode überlegen.
Vor zwei Wochen waren wir drei Tage (es gab eine Exam-Woche in der Schule, an deren Ende die Schüler den Freitag frei hatten) in Chau Doc, einem Ort an der kambodschanischen Grenze. Ich war bereits einmal dort gewesen, auf der Durchreise nach Kambodscha. Da der Ort aber einiges mehr zu bieten hat, wollte ich unbedingt noch ein weiteres Mal dorthin. Wir hatten eine schöne Unterkunft direkt am Mekong und sind am ersten Tag über einen sehr schönen Markt und durch die Stadt gelaufen, die mir auch ausgesprochen gut gefällt. Am zweiten Tag ging es zum Sam-Mountain, von dessen Gipfel man eine tolle Aussicht auf die Umgebung hat. Nachdem wir noch eine Pagode besucht hatten, die wirklich hübsch und mal ganz anders als andere Pagoden war, sind wir am Nachmittag mit einem Boot zu einem Floating Village und zu einem Cham-Dorf gefahren, wo wir auch eine Moschee besichtigen konnten. Sonntag ging es dann zurück von diesem wirklich gelungenen Ausflug.
Seitdem bin ich in Can Tho. Dieses Wochenende hatte ich überlegt, nach Saigon zu fahren, war aber dann doch zu geschafft von der Woche und brauchte eine Pause. Obwohl 18 Stunden Arbeiten in der Woche nicht viel klingen, ist es immer ziemlich anstrengend. Dazu sind die beiden freien Vormittage, an denen ich früher mal länger schlafen konnte, nun mit Schwimmen verplant. Der regelmäßige Sport tut richtig gut, obwohl ich die vielen Blicke der Vietnamesen jedes Mal hasse. Ansonsten treffe ich mich auch immer mal mit vietnamesischen Freunden, war bei einem Musikcontest an der Can Tho-Universität, gehe mit ihnen essen oder etwas trinken und habe sogar New Moon im Kino angeschaut.
Jetzt sind die letzten zwei Monate Arbeit in der Schule eingeläutet. Ab Juni sind zweieinhalb Monate Ferien, von denen wir den ersten Monat komplett frei haben und die folgenden eineinhalb in der Summer School (was auch immer) unterrichten werden. Dann geht es Mitte August zurück nach Hanoi und am 26. August – früher als ursprünglich erwartet – nach Deutschland. Am 27. August um 6.10 Uhr soll das Flugzeug landen.
Für heute wünsche ich Euch einen schönen Ostersonntag!
Eure Clara
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