Dienstag, 19. Januar 2010

Kambodscha und weitere Neuigkeiten

So, nun kommt der versprochene Blogeintrag über die vergangenen Wochen, die ja durchaus ereignisreich waren. Nach einem Silvester, das mit vietnamesischem Fondue mal wieder „anders“ war, ging es Neujahr los Richtung Kambodscha. Die 10 Tage, die wir dort reisten, kann man kaum zusammenfassen, so viele neue Eindrücke haben wir bekommen. Für mich war es besonders interessant, wie sich das Land von Vietnam unterscheidet. Bei unserer Ankunft in Phnom Penh sind mir zuerst die vielen Autos aufgefallen und der dadurch viel geordnetere Verkehr. Im Laufe unserer Reise bemerkte ich aber auch die große Armut, die mir hier in Vietnam noch nie so aufgefallen ist. Wir kamen durch einige kleine Dörfer, wo oft eine ganze Familie in einem Raum lebte. Trotzdem sahen sie glücklich aus und es schien ihnen nichts zu fehlen. Des Weiteren fand ich die vielen bettelnden Menschen, besonders Kinder, erschreckend. Überall wollen Kinder etwas kaufen. In Angkor liefen einmal zwei Kinder mindestens einen Kilometer hinter uns her, um uns irgendetwas zu verkaufen, woran wir aber gar nicht interessiert waren. Eine schwierige Situation – soll man etwas kaufen, obwohl man es nicht haben will, nur um die Kinder glücklich zu machen, oder unterstützt man damit gerade die Kinderarbeit? Ich war von Letzterem mehr überzeugt und fand es immer schwierig, Kindern etwas abzukaufen oder Geld zu geben, denn letztendlich wird alles sowieso an die Eltern gehen. Zwar wird es den Eltern auch nicht gut gehen, aber es ist sicherlich der falsche Weg, die Kinder vorzuschicken, weil sie bei weißen Touristen mehr Mitleid erwecken. Wenn ich nun den Kindern Geld gebe, bestätige ich sie ja quasi in ihrer Annahme. Aber ein gutes Gefühl ist es trotzdem nicht, wenn die Kinder so lange hinter einem herlaufen und irgendwann in Tränen ausbrechen und zurücklaufen, nachdem sie gemerkt haben, dass wir nichts kaufen werden. Mit solchen Situationen wurde ich in Vietnam noch gar nicht konfrontiert – hier wird generell kaum gebettelt und schon gar nicht von Kindern.Aber natürlich hatte Kambodscha auch viele schöne und interessante Plätze zu bieten:Phnom Penh: In Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas, kamen wir am 2.Januar an, nachdem wir von Chau Doc (vietnamesischer Ort an der Grenze zu Kambodscha) mit dem Boot auf dem Mekong die Grenze überquert hatten. Dort schauten wir uns den Königspalast und die Silberpagode an, gingen über den Markt und auf einen kleinen Berg, wo eine Pagode stand. Abends waren wir essen in einem Wohltätigkeitsrestaurant, das mich ein bisschen an das Wohltätigkeitsrestaurant in Hanoi erinnerte – es hatte einfach eine sehr schöne Atmosphäre und dazu gutes Essen. Am nächsten Tag ging es weiter.Battambang: Battambang ist die zweitgrößte Stadt Kambodschas und sollte laut Reiseführer schöne französische Kolonialgebäude haben, die wir allerdings kaum entdecken konnten. Von dort unternahmen wir aber eine Tour zu zwei Pagoden und einem Bambuszug in der Umgebung. Wir mieteten ein Tuktuk (ein Moped mit einem angeschlossenen Wagen) und fuhren zunächst zur bamboo train. Sie verbindet abgelegene Dörfer mit Battambang und neben vielen Touristen nutzen sie auch Einheimische. Wir fuhren lange durch Reisfelder, mussten aber auch einige Male anhalten, nämlich immer, wenn uns ein Zug entgegenkam. Da es nur ein Gleis gab, musste der komplette Wagen abgebaut werden.Anschließend ging es zu zwei Pagoden, die beide auf einem Berg lagen. Zu der ersten führte uns ein kleines Mädchen – sie erzählte, sie würde zur Schule gehen, wie oft ist allerdings fraglich – und zeigte uns eine Höhle, wo die Roten Khmer viele Kambodschaner ermordet hatten. Auf dem Berg stand dann die Pagode, die nach den Roten Khmer erst erbaut wurde. Sie war sehr bunt und kitschig, geschmackssache…Von dem Berg hatte man allerdings eine tolle Aussicht auf die Landschaft.Zur zweiten Pagode führten 359 Stufen hinauf. Das war bei den Unebenheiten ganz schön anstrengend und dazu war sowohl die Pagode als auch der Ausblick von oben etwas enttäuschend; trotzdem war es ein sehr schöner und interessanter Tag.Siem Reap: Am nächsten Tag ging es weiter nach Siem Reap, von wo aus wir uns die Tempelanlagen von Angkor anschauen wollten. Zweieinhalb Tage verbrachten wir dort. Vieles war interessant und vor allem beeindruckend zu sehen; trotzdem konnte ich meine Begeisterung für alte Gebäude nicht wirklich entdecken. Aber wenn man schon mal in Südostasien ist, sollte man sich Angkor sicherlich nicht entgehen lassen.Siem Reap an sich war ein schönes kleines Städtchen, das aber total übervölkert von Touristen war und deshalb auch viele Plätze hatte, die nur für Touristen hergerichtet worden waren. Das zu genießen war aber auch zur Abwechslung mal schön!Am dritten Tag in Siem Reap unternahmen wir einen Ausflug in ein Dorf namens Kampong Khleang. Wir fuhren dort mit einem privaten Führer hin, was den gesamten Trip sehr interessant machte. Denn als wir durch die kleinen Dörfer liefen, konnte er uns vieles übersetzen, was die Kambodschaner sagten (ich sollte unter anderem zwei mal verheiratet werden) und uns auch viel über Land und Leute erzählen. So weiß ich nun endlich, warum manche Mönche orangene, manche rote und manche gelbe Kleidung tragen – sie können es sich selbst aussuchen – und konnte etwas über das politische System erfahren. Es war interessant, die Häuser zu sehen, die auf riesigen Stelzen standen, weil die Dörfer in der Regenzeit überflutet werden, und das Leben zu beobachten, das so anders ist als das Leben in den kambodschanischen Städten oder gar in Deutschland, so ruhig, so unbeeinflusst von der Außenwelt.Wir fuhren außerdem auf den Tonle Sap vorbei an einem vietnamesischen schwimmenden Dorf (die Vietnamesen sind wohl illegal in Kambodscha und ihnen gehört kein Land, weswegen sie auf dem Wasser leben müssen) zu einem Ort, wo wir erst Krokodile sehen sollten und dann fischen sollten, leider unerfolgreich. Abends kamen wir zurück – es war wirklich ein toller Tag, vielleicht das Highlight unserer Reise für mich.Zum Abschluss ging es nochmal nach Phnom Penh, von wo aus wir eine abenteuerliche Fahrt nach Chau Doc hatten. Denn beim Buchen des Bootes wurden wir etwas angelogen, bekamen die falsche Abfahrtszeit für das Boot gesagt und die falsche Fahrzeit. Wir wollten am selben Tag noch weiter nach Can Tho fahren und buchten die Busfahrt für viel zu viel Geld gleich in Phnom Penh, doch als wir am Sonntag dann erst eine halbe Stunde zu spät starteten und dann statt drei fünf Stunden brauchten, stand für mich lange in den Sternen, ob wir an dem Tag wirklich noch nach Can Tho fahren würden. Wir wurden bei unserer Ankunft mit dem Boot schnell auf vier Xe Oms verfrachtet (die drei anderen taten mir wahnsinnig leid, waren sie doch noch nie Xe Om gefahren und mussten nun so ohne Vorwarnung auf ein Moped steigen…) und zum Bus gebracht. Erst habe ich gedacht, der Bus würde nur auf uns warten, er stand dann aber noch eine halbe Stunde da, bis er ganz gefüllt war. Es war wahnsinnig eng, wir hatten die Hälfte unseres Gepäcks auf dem Schoß, nur unsere großen Rucksäcke waren im Kofferraum, der aber nicht ganz zuging. Somit hatten wir auch die ganze Fahrt eine kühle Brise im Rücken. Es war wirklich beeindruckend, wie der Bus die drei Stunden nach Can Tho durchgehalten hat, denn teilweise fehlten Scheiben, der Kofferraum ging, wie gesagt, nicht zu, teilweise saßen die Leute übereinander – da war ich erleichtert, als wir endlich wieder heile in Can Tho angekommen waren!
Nach der Reise fing die Schule wieder an. Wirklich viel Motivation hatte ich nicht – der Scienceunterricht ist einfach nicht abwechslungsreich, ich bin gebunden an die nurses, die mir helfen müssen, und kann den Unterricht spontan dann nicht so gestalten, wie ich es gerne würde. Zudem ist es für mich der falsche Weg, Grundschulkindern Science in Englisch zu unterrichten. Da schreiben Kinder in der ersten Klasse die ganze Stunde lang Vokabeln ab, obwohl sie ja gerade erst lernen, auf vietnamesisch zu schreiben. Sie wissen dann auch gar nicht, was sie mit den Vokabeln anfangen sollen. Aber ich hoffe auf Veränderung. Letzte Woche haben wir nämlich eine neue Direktorin bekommen. Sie spricht sehr gut Englisch und kümmert sich viel, um uns Freiwillige, aber auch um das Englischsystem, besonders nachdem letzte Woche drei Männer aus Ho Chi Minh Stadt da waren. Unsere Schule nennt sich Viet My Grundschule (= vietnamesisch-amerikanische Schule). Es gibt viele Schulen hier, die sich so nennen, und, so wie ich das verstanden habe, waren die Männer sozusagen Prüfer, ob das Englisch an unserer Schule zufriedenstellend umgesetzt wird. Ganz zufrieden waren sie wohl nicht, weswegen die Direktorin mir erzählte, sie wolle sich mit mir und meiner Projektpartnerin zusammensetzen und über Veränderungen nachdenken. Das wäre natürlich eine große Chance, unsere Arbeit sinnvoller zu gestalten.Gestern sind vier koreanische Freiwillige an unsere Schule gekommen, von denen eine richtig gut Englisch spricht. Leider bleiben sie nur einen Monat, aber es könnte sicherlich ganz interessant werden, sie kennenzulernen.
Nun seid ihr wieder einigermaßen auf dem neuesten Stand. Ich hoffe sehr auf die nächsten Wochen, dass sich bald etwas verändert. Denn jetzt, wo die Hälfte der Zeit fast um ist und das Zwischenseminar ansteht, ist es etwas ernüchternd, auf die vergangene Zeit hier zu blicken und zu schauen, was ich gemacht und erreicht habe. Das Leben hier ist zwar interessant und bringt immer schöne Erlebnisse, aber die Arbeit bringt nicht das, was ich mir von dem Jahr erwartet habe. In der Preschool bin ich gerne, ich mag die Kinder, sie mögen mich (glaube ich J) und ich kann ihnen auch etwas beibringen, aber in der Grundschule muss sich unbedingt etwas ändern. Also drückt mir die Daumen, dass es hoffentlich bald ein Gespräch mit unserer Direktorin geben wird, in dem wir erfolgreich etwas verändern können!
Eure Clara

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